Fußball: 26. Minute im Testspiel des SC Freiburg gegen den HSV. Der Hamburger Jordan Torunarigha foult Philipp Treu, der Freiburger Neuzugang geht zu Boden, fällt auf die Schulter, ein Knall, ein Schrei, das war‘s. Für Treu ist das Spiel zu Ende, eine Schultereckgelenksverletzung wird diagnostiziert, vorerst sind all seine Ambitionen auf Eis gelegt.

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Stammspieler, Bundesliga und Europa League, sehr hatte sich der 24-Jährige, in der Freiburger Fußballschule ausgebildete und nach zwei extrem guten Jahren beim FC St. Pauli zum Sport-Club zurückgekehrte Verteidiger auf die neue Saison gefreut. Den „nächsthöheren Level“ hatte er von Anfang an im Auge. Und nun das. Wie der SC mitteilte, fällt Philipp Treu „bis auf weiteres“ aus.

„2023 nicht bereit für die Bundesliga“

Rückblende. Schruns, Trainingslager des Sport-Clubs. Philipp Treu ist motiviert, zielstrebig, angriffslustig und selbstbewusst – nicht nur auf dem Rasen. Da passt der spaßig gemeinte Gesprächseinstieg des Reporters nicht. Im Internet finde man wenig über den Profifußballer Philipp Treu, dafür die Frage, ob „König Philip treu war“ oder seine Gemahlin Queen Elizabeth betrogen habe. So nicht mit Philipp Treu, der nur einen Eindruck vermittelt: dass sich im Netz die Einträge zum Kicker Philipp Treu mehren werden.

Seine Rückkehr also zum SC Freiburg? „2023 war ich noch nicht bereit für die Bundesliga“, sagt Treu, „ich konnte mich immer gut einschätzen.“ Als Kapitän ist er in der Saison 2022/23 mit der U23 Zweiter geworden in der 3. Liga, sein Schritt zur den Profis war vorgezeichnet, er hatte schon mit ihnen trainiert.

Ein Leihgeschäft, bei dem der SC die Fäden in der Hand behält, will er nicht. Treu geht es um Selbstbestimmung. Die Millionenstadt Hamburg reizt den gebürtigen Heidelberger und Zweitligist St. Pauli auch, der Kiezklub „mit dieser unglaublichen Ausstrahlung“. Mit Begeisterung erzählt Treu die Geschichte, als er im Urlaub mit der Freundin im Ötztal wandert „und auf der Bergspitze steht da einer im T-Shirt mit dem Totenkopf drauf“.

Aufstieg mit St. Pauli

Mit dem FC St. Pauli steigt Philipp Treu 2024 in die Bundesliga auf und hält 2025 die Klasse. In 33 von 34 Spielen steht er in der Startelf, einmal muss er verletzt passen, im Heimspiel gegen die Bayern (0:1). Mit den Paulianern gewinnt er 3:0 im Europa Park-Stadion, im Rückspiel fälscht er eine Flanke von Christian Günter unhaltbar für seinen Torhüter Nikola Vasilj zum Freiburger 1:0-Sieg ab. Das hat ihn, ganz Profi oder besser ganz Treu, sehr gewurmt. Nicht aber der Schritt nach Hamburg im Sommer 2023. „Das hat toll geklappt“, sagt Treu, „das freut mich mega.“

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Aber auch umgekehrt wird ein Schuh draus. Der FC St. Pauli hat mit Philipp Treu einen Glücksgriff gemacht. Als ehrgeiziger Fußballer, der in der vereinsinternen Rangliste in den Disziplinen Dauerläufer und Sprinter jeweils die Position eins belegte und dann auch noch als teuerster Abgang aller Zeiten. Waren es vier, fünf oder gar 5,5 Millionen Euro, die St. Pauli vom SC Freiburg erhielt? Der Sport-Club sagt dazu wie immer nichts, die wahre Zahl bleibt Spekulation. Stolz darauf? „Schon, ja, natürlich“, kennt Treu keine Scheu, „auf die Zahlen schaue ich aber nicht.“ Wichtiger ist ihm da die Wertschätzung, die Pauli-Kapitän Hauke Wahl so zum Ausdruck brachte: „Philipp ist einer der positivsten Menschen, die ich kenne. Sehr bodenständig, sehr gut erzogen.“

Drei coole Wettbewerbe

Derart gelobt will auch Treu mal danke sagen, „an die Eltern, die mich bei immer unterstützt haben und meine Entscheidungen mitgetragen haben“. Oder „an die Ausbilder in der Freiburger Fußballschule, die über den Sport hinaus Selbstständigkeit gelehrt haben als Lebenszweck“. Und natürlich an den FC St. Pauli, „der ein wunderbarer Begleiter war bei meinem Abenteuer“.

Und jetzt also wieder Freiburg. „Der Sport-Club ist ein großer Verein geworden und wieder in drei coolen Wettbewerben dabei“, sagt Philipp Treu. Sein Ziel ist die Startelf. „Und wenn es nicht so sein wird, dann werde ich alles tun, dass sich das schnell ändert“, erklärt Treu, „der Trainer soll nachts nicht schlafen können. Das ist meine DNA, so lebe ich den Fußball.“ Starke Worte, aber der 24-Jährige ist ja als Bundesligaspieler mit Niveau gekommen.

In Freiburg hat Philipp Treu auf der Rechtsverteidigerposition Lukas Kübler als Kontrahenten. Wie er den verdrängen will? „Indem ich mir treu bleibe“, sagt Treu. Das nun allerdings mit einem Augenzwinkern. Und wer Lukas Kübler kennt, der weiß, dass dieser Haudegen sich sowieso von keiner Kampfansage ins Bockshorn jagen lässt.

Schade, dass das interne Duell wegen Treus Verletzung noch nicht stattfinden kann. „Bis auf weiteres“, wie es vom SC heißt, näheres gibt‘s nicht. Eine Schultereckgelenksverletzung könnte drei Wochen Zwangspause bedeuten. Oder auch drei Monate. Nur eins ist klar: Der Treu kommt wieder.