Wintersport/Hinterzarten: Nachdem die Alpinen Wintersportler traditionell bereits Ende Oktober in die Saison gestartet sind, erfolgt ab Freitag, den 24. November, auch für die anderen Wintersport-Disziplinen der Saisonstart in den Weltcup 2023/24.

Zu den Höhepunkten der Saison dürften nächstes Jahr die Biathlon-WM in Nove Mesto/Tschechien (7. Februar bis 18. Februar) und die Skiflug-WM in Bad Mitterndorf am Kulm (26. Januar bis 28. Januar) gehören. Doch auch im Frauenskispringen gibt es ein Highlight: Erstmals steht bei den Frauen eine Zweier-Tournee in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf auf dem Programm. Gut aus Sicht der heimischen Fans: In fast allen Disziplinen ist der Schwarzwald mit erfolgreichen Athleten vertreten.

Biathlon

Regeländerungen des Internationalen Biathlonverbands, ein neuer Herren-Bundestrainer, Training im Windkanal. Gegenüber der abgelaufenen Saison hat sich in der Biathlon-Szene einiges verändert. Bei den Frauen hat Janina-Hettich-Walz (SC Schönwald) zum Saisonauftakt im schwedischen Östersund (Samstag, 25. November, ab 12.30 Uhr Mixed/ARD und Eurosport; Sonntag, 26. November, 11.20 Uhr Einzelrennen/ARD und Eurosport) wieder den Sprung ins Weltcupteam geschafft. Als Punktbeste aus den beiden Qualifikationsrennen in Sjusjoen/Norwegen (10. im Sprint, 9. im Massenstart) setzte sich die Schwarzwälderin gegenüber ihren Konkurrentinnen durch.

Janina Hettich-Walz
Janina Hettich-Walz | Bild: DSV

Bei den Herren übernahm Uroš Velepec den Posten des Bundestrainers von Mark Kirchner, der nach der Heim-WM in Oberhof nach 13 Jahren seinen Rücktritt erklärt hatte. Der Slowene setzte mit dem Training im Windkanal gleich in der Saisonvorbereitung neue Maßstäbe – und diese kamen auch bei Benedikt Doll gut an. Zum einem wegen den Ergebnissen, zum anderen „war es aber auch irgendwie mein Wunsch mal im Windkanal zu sein, es hat sich somit doppelt gelohnt“, so der Biathlet der SZ Breitnau.

Benedikt Doll
Benedikt Doll | Bild: DSV

Gerade mit Blick zum Schießstand, an dem der Sprint-Weltmeister von 2017 in Hochfilzen noch so manche Spitzenposition liegengelassen hat. Schließlich ging es darum, „was kann ich an der Waffe verändern, dass diese nicht so empfindlich auf Wind ist“, ergänzte Doll vor dem Start in seine vermeintlich letzte Saison als Biathlet. Gefordert sind die Biathleten am Samstag, 25. November (Mixed) und am Sonntag, 26. November im Einzelrennen (14.30 Uhr/ARD und Eurosport).

Mit Roman Rees startet ein weiterer Schwarzwälder Skijäger in die Weltcup-Saison. Der Winterzweikämpfer vom SV Schauinsland kann mit Rang neun in der Gesamtwertung einerseits auf seine erfolgreichste Weltcup-Saison zurückblicken, auf der anderen Seite blieb auch der 30-jährige bei der aus der Sicht der deutschen Herren erfolglosen Heim-WM in Oberhof im vergangenen Februar ohne Medaille.

Roman Rees (SV Schauinsland) beim IBU Biathlon Weltcup 2023 in Ruhpolding.
Roman Rees (SV Schauinsland) beim IBU Biathlon Weltcup 2023 in Ruhpolding. | Bild: Hahne, Joachim

Nordische Kombination

Wenn am Freitag, 24. November (11.00 Uhr/Eurosport) im finnischen Ruka die neue Weltcup-Saison der Winterzweikämpfer beginnt, wird ein ganz großer Kombinierer, der die letzten zehn Jahre die Entscheidungen in der „Königs-Disziplin“ um Gold, Silber und Bronze bei Olympia und Weltmeisterschaften mitbestimmt hat, fehlen: Fabian Rießle wurde vom neuen Trainerteam um die Ex-Kollegen Eric Frenzel, Heinz Kuttin und Kai Bracht nicht für den Weltcup-Auftakt nominiert.

Fabian Rießle
Fabian Rießle | Bild: DSV

„Ich gehöre aktuell nicht zur Weltcup-Mannschaft, mit Gründen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann“, gibt der 32-jährige Kombinierer von der SZ Breitnau einen kleinen Einblick in sein Seelenleben.

Manuel Faißt (SV Baiersbronn) beim Training auf der neuen Rothausschanze in Hinterzarten.
Manuel Faißt (SV Baiersbronn) beim Training auf der neuen Rothausschanze in Hinterzarten. | Bild: Hahne, Joachim

Aber „Little Rio“ nimmt die Ausbootung sportlich. Mit starken Leistungen beim zweitklassigen Continental-Cup im Dezember in Lillehammer/Norwegen und Kuusamo will sich der Team-Olympiasieger 2018 in Pyeongchang einen Quotenplatz im Weltcup sichern.

Mit dem in Oberried lebenden Manuel Faißt, der weiter für seinen Heimatverein SV Baiersbronn startet, blickt ein weiterer Schwarzwälder Kombinierer hoffnungsvoll dem neuen Ski-Winter entgegen.

Skilanglauf

Zweimal hatte Janosch Brugger die Hand schon fast an der Medaille. Und zweimal mussten er und seine Team-Kollegen die Hoffnung auf das begehrte Edelmetall buchstäblich im Schnee vergraben, verlor der 26-jährige Skilangläufer auf der Strecke jeweils einen Ski. Doch das ist Schnee von gestern, denn spätestens nach Team-Bronze bei der WM in Planica im vergangenen Februar ist der Fluch beendet. „Das habe ich auch in der Erinnerung verdrängt“, blickt der Junioren-Weltmeister von 2017 in Soldier Hollow nur noch nach vorne.

Janosch Brugger
Janosch Brugger | Bild: DSV

„Die Saisonvorbereitung verlief einwandfrei, ich bin den Sommer über verletzungsfrei geblieben, ansonsten ist alles im Umfeld auch stabil geblieben, auch im Trainerbereich“, fasst Janosch Brugger nach seiner Rückkehr vom Trainings-Camp aus dem finnischen Muonio zusammen. Hier hat er sich mit dem DSV-Team und Trainer Marc Steur auf den Saisonstart vorbereitet, „durch ihn gab es viele neue Impulse, das hat sich gut eingependelt. Genauso wollen wir weitermachen, gegenüber dem Vorjahr brauchten wir nicht viel verändern“.

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Bei den Weltcups in Ruka und im norwegischen Beitostoeln feierte der Schwarzwälder seine größten Erfolge und wünscht sich, „dass, ich diese Erfolge wiederholen kann.“ Aus der Vorbereitung schöpft der Skilangläufer vom WG Schluchsee Kraft und sagt: „So wie man trainiert, kommt man in der Weltspitze nach vorne.“ Aber es gibt auch noch eine große Unbekannte: Nach dem Verbot für Fluor-Wachse durch den Internationalen Skiverband (FIS) kommt auf die Athleten eine große Herausforderung zu – Ausgang offen. In die Saison starten die Skilangläufer am Freitag, 24. November im finnischen Ruka mit dem Sprint (12.30 Uhr/Eurosport).

Skispringen

Stephan Leyhe stand schon ganz weit oben. Erster Weltcup-Sieg beim Heim-Weltcup in Willingen, Team-Gold bei der WM in Seefeld – dann der verhängnisvolle Sturz mit Kreuzbandriss beim Saisonfinale in Oslo, die verpasste WM im Februar dieses Jahres in Planica. Der Wahl-Hinterzartener, der weiter für den SC Willingen springt, meldete sich nach langer Leidenszeit beim Sommer-Grand Prix und im Conti-Cup eindrucksvoll zurück.

„Mir geht es gut, ich bin körperlich fit, die Vorbereitung lief ziemlich gut und das Grundniveau ist recht gut“, sagte der 31-jährigen Skispringer, der froh ist, „dass die notwendige Lockerheit zurück ist, um erfolgreich Skispringen zu können“.

Stephan Leyhe (SC Willingen) beim Einzelwettkampf DM 2022 in Hinterzarten.
Stephan Leyhe (SC Willingen) beim Einzelwettkampf DM 2022 in Hinterzarten. | Bild: Hahne, Joachim

Mit den Rängen zwei und sechs in Hinzenbach setzte der Hinterzartener eine Duftmarke für die interne Konkurrenz. Und Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher (Titisee-Neustadt), der den Weitenjäger am heimischen Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald aufgebaut hat, honorierte die starken Leistungen mit einer Nominierung für die ersten Weltcups.

Am Samstag, 25. November (16.15 Uhr/Eurosport) starten die Skispringer im finnischen Ruka auf der Großchance in die neue Saison. „Mein Ziel ist es, was ich mir im Sommer antrainiert habe, in den Winter rüber zu bringen und nach Möglichkeit noch zu steigern“, liebäugelt Stephan Leyhe auch mit der Qualifikation für die Skiflug-WM Ende Januar am Kulm/Österreich.

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Skicross

Die Skicrosser starten erst Anfang Dezember im französischen Val Thorens in den neuen Skiwinter. Mit dabei in dieser Disziplin als einzige Starterin aus dem Schwarzwald ist Daniela Maier. „Mir geht es ganz gut, ich kann mich nicht beschweren und fühle mich fit. Die Vorbereitung hat bisher top funktioniert,“ blickt die 27-jährige Rennläuferin des SC Urach optimistisch dem Saisonstart entgegen.

Daniela Maier jubelt über den Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Zhangjiakou (China).
Daniela Maier jubelt über den Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Zhangjiakou (China). | Bild: DPA

Nach der erneuten Knieverletzung kurz vor dem Saisonende musste die sympathische Schwarzwälderin abermals in die Reha. „Ich konnte aber in der Sommer-Kondi-Phase meine Werte Schritt für Schritt aufbauen. Wegen der äußeren Bedingungen sind wir allerdings recht spät ins Schneetraining gegangen, konnten aber ein gutes Riesenslalom-Training machen.“

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Im schwedischen Idre Fjäll holte sich Maier mit dem DSV-Team den letzten Schliff für den Saisonstart. Beim Training selbst wurde wenig verändert, „ich musste mich nach der Reha halt auf das Knie konzentrieren. Darüber hinaus haben wir beim Training auf eine Ganzkörper-Stabilität wert gelegt“. Und Maier hat mit den Trainern auch die zuweilen vorherrschenden Probleme beim Start unter die Lupe genommen, „daran haben wir gearbeitet. Jetzt wird es sich in den Rennen zeigen, wie sich dies auszahlt.“

Snowboardcross

Wie in der Vorsaison ist der Schwarzwald wieder mit drei Snowboarder-Crossern im Weltcup vertreten. Geboren in Titisee-Neustadt und inzwischen schon eine Weile in Fischen im Allgäu lebend steht Jana Fischer vor ihrer bereits siebten Weltcup-Saison. Die Junioren-Weltmeisterin von 2019 auf der Reiteralm kam gut durch die Saisonvorbereitung.

Jana Fischer (SC Löffingen) steht vor ihrer siebten Weltcup-Saison.
Jana Fischer (SC Löffingen) steht vor ihrer siebten Weltcup-Saison. | Bild: snbger

Mit Team-Kollege Martin Nörl wählte die 24-jährige Snowboard-Crosserin vom SC Löffingen dabei einen eigenen Weg und bereitete sich auf eigene Rechnung, „mit einem kleinen Zuschuss“ des Nationalverbandes Snowboard Germany auf der Südhalbkugel vor, sammelte im Sommer in Australien die so wichtigen Schneekilometer für den Weltcup-Winter, der Anfang Dezember startet. „Ich hoffe und denke, dass sich das auszahlen kann“, gibt sich die Rennläuferin optimistisch. Zu den Trainingsschwerpunkten gehörte auch der Start aus der Box, „da muss ich aktiver sein und mir von Beginn an eine gute Position verschaffen“.

Gelingt dies, dann könnten auch die persönlichen Ziele, wie „im Gesamt-Weltcup unter die besten Acht zu kommen und auf das Podium zu fahren“ keine Utopie bleiben.

Dem Konstanzer Paul Berg hingegen macht eine langwierige Sprunggelenkverletzung seit seinem fatalen Sturz zum Saisonende 2020/21 bis heute zu schaffen. Hierdurch gehandicapt, kam der Snowboarder-Crosser auch im vergangenen Winter nur zögerlich in Schwung, Rang 33 bei der WM in Georgien, ein ernüchterndes Ergebnis für den Bronze-Medaillengewinner bei der WM 2019 in Park City.

Paul Berg
Paul Berg | Bild: snbger

„Ich habe im Sommer etwas weniger gemacht, um dem Sprunggelenk etwas Ruhe zu geben“, blickt der 32-Jährige vom SC Konstanz trotzdem positiv dem Saisonstart entgegen. Die Trainingseinheiten waren weniger intensiv, auch die Sprünge. Noch fehlt auch die Beweglichkeit – verständlich, denn der Snowboard-Crosser ist immer noch mit drei Schrauben und einer Platte im Sprunggelenk beim Training und in den Rennen unterwegs, „die Form ist noch nicht bei 100 Prozent“.

Das liegt aber auch daran, dass ihm, wie den meisten im Team von Snowboard Germany die Schneetage fehlen, weil die Saison für das Gletschertraining im Pitztal mangels Schnee sehr spät begonnen hat. Der Rennkalender könnte Paul etwas in die Karten spielen, denn die meisten Wettbewerbe finden erst gegen Winterende, im März statt. Bis dahin gilt es in Form zu kommen. „Ich muss schauen, wo ich stehe. Ich denke an guten Tagen kann ich ein Stück nach vorne fahren, ist das Halbfinale oder auch das Finale das Ziel“. Wichtig ist, dass er trotz des lädierten Sprunggelenks in der Spur bleibt.

Vor einem Re-Start steht auch Umito Kirchwehm, der sich im Januar dieses Jahres beim Weltcup in Cortina/Südtirol eine schmerzhafte Schultereckgelenksprengung zugezogen hatte. Das große Talent vom SC Altglashütten will nach der Verletzung und einer Vorbereitung, die ganz gut verlief, den Anschluss an die Weltspitze schaffen, sich aber mit einer Platzierung unter den besten Acht keine zu hoch gesteckten Ziele setzen.

Umito Kirchwehm
Umito Kirchwehm | Bild: Angelika Warmuth/dpa