In Übersee herrschen teils komische Praktiken. So ist das Leder beim American Football nicht rund, sondern eiförmig, und wenn es mal gekickt wird, dann durch zwei Stangen ohne Latte und Netz. Doch damit nicht genug. Wer jüngst bei den Playoffs zugeschaut hat, wird gerade bei Star-Quarterback Tom Brady eine weitere verbreitete Praktik in der National Football League (NFL) beobachtet haben: schwarze Streifen unter den Augen. Was ein bisschen an die Indianer aus den alten Winnetou-Filmen erinnert, heißt im Fachjargon Eye Black – und soll sogar einen Nutzen haben.

Farbe oder Klebeband

Die Streifen unter den Augen sollen nämlich verhindern, dass die Spieler von grellem Sonnen- oder Flutlicht geblendet werden. Die Funktionsweise: Die schwarze Farbe soll das Licht absorbieren und damit eine bessere Sicht ermöglichen – eine Art Sonnenbrille light also.

Deoroller oder Tape

Ob das wirklich in der Form funktioniert, ist aber nicht wirklich sicher. Denn es gibt Unterschiede: So gibt es Deoroller mit der Farbe, die aus Bienenwachs, Ruß und dem auch in Kerzen verwendeten Paraffin besteht. Andererseits nutzen manche Spieler einfach nur ein schwarzes Tape, welches unter die Augen geklebt wird.

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Nach einer Studie der Havard Universität soll nur die Farbmischung und nicht das Klebeband einen Effekt erzielen. Die Studie wird jedoch auch kritisiert, weshalb es keinen vollständigen Nachweis gibt.

Tom Brady als prominentes Beispiel

Das hält die Footballer jedoch nicht davon ab, weiterhin die schwarzen Streifen zu nutzen – so wie Tom Brady, der mit den Tampa Bay Buccaneers den Einzug ins Football-Endspiel geschafft hat.

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Am 7. Februar (0.40 Uhr/Pro 7) spielt er im Super Bowl gegen Titelverteidiger Kansas City Chiefs mit Quarterback Patrick Mahomes.

Auch im Baseball üblich

Die Praktik, sich zu bemalen oder zu bekleben, ist aber nicht exklusiv im American Football. Auch im Baseball und in Lacrosse nutzen Spieler die Form von Bemalung. Baseball-Ikone Babe Ruth soll einer der ersten Sportler gewesen sein, die in den 1930er-Jahren das erste Mal eine schwarze Paste nutzten, um sich vor dem Sonnenlicht zu schützen. Die ersten Mischungen sollen aus verbrannten Korken bestanden haben.

Moderne Kriegsbemalung

Eine andere Erklärung für die schwarze Malerei fand der Journalist Paul Jake, der beim amerikanischen Sportsender ESPN arbeitete. „Ehrlich, der wahre Grund, warum jeder Eye Black benutzt, ist, weil es cool aussieht. Wie eine moderne Kriegsbemalung.“

Björn Werner ist nicht davon überzeugt

Ähnlich sieht es auch Björn Werner, einer der wenigen deutschen Spieler, die es in die amerikanische Profiliga geschafft haben.

Björn Werner.
Björn Werner. | Bild: dpa

„Ursprünglich wurde es verwendet, um Sonnenlicht zu absorbieren, damit man weniger geblendet wird. Die meisten Spieler nutzen es heutzutage aber wegen des ‚Swags‘, also eher aus modischen Gründen. Ich habe nix dagegen, wenn das jemand machen will, dann soll er es ruhig machen – jedem das Seine“, erklärt der Ex-Profi und heutige TV-Experte.

Er selbst war davon nicht überzeugt. „Ganz am Anfang meiner Karriere habe ich es mal versucht, aber dann auch schnell wieder damit aufgehört“, erklärt er auf Nachfrage. Der Grund? „Weil ich es eher störend fand und es keinen Vorteil für mein Spiel gebracht hat“, so Werner.

Tatsache ist: Die schwarzen Streifen kommen vor allem im US-amerikanischen Raum zum Einsatz oder wurden höchstens in den typischen US-Sportarten in anderen Ländern übernommen. Weder europäische Fußballer wie Cristiano Ronaldo oder Rugby-Spieler kleben oder schmieren sich einen Anti-Blendschutz unter die Augen.

Duell der Star-Quarterbacks

Dabei sind die Sportarten nicht nur vergleichbar, sie finden auch bei grellem Sonnenlicht und bei Flutlicht statt. Das könnte zumindest ein Anhaltspunkt dafür sein, dass der Effekt des Eye Black nur minimal sein dürfte, denn im Profi-Sport bleibt kein Vorteil ungenutzt.

Klarheit könnte vielleicht auch das Quarterback-Duell im Super Bowl zwischen Brady und Mahomes bringen. Letzterer verzichtet nämlich im Gegensatz zu Brady auf die Kriegsbemalung.