Wer ist denn kein James-Bond-Fan? Für Elisa Marie Vetter steht außer Frage, dass jeder ihre Begeisterung für den britischen Geheimagenten teilt. Die 29-jährige Ingenieurin hat nicht nur auf dem Bildschirm alle Aufträge von 007 mitverfolgt. Beim Getriebehersteller ZF in Friedrichshafen kümmerte sie sich selbst um einen Spezialauftrag des britischen Sportwagenherstellers Aston Martin: die Fertigung des Getriebes für den „Goldfinger“-Spionagewagen DB5.

Elisa Maria Vetter hat für ZF Tradition das Getriebe des DB5 nachgebaut. Bei der Montage stimmt sie das Spiel der Teile exakt ab.
Elisa Maria Vetter hat für ZF Tradition das Getriebe des DB5 nachgebaut. Bei der Montage stimmt sie das Spiel der Teile exakt ab. | Bild: ZF Group

Mit dem silbergrauen Fahrzeug lieferte sich erstmals Sean Connery 1964 wilde Verfolgungsjagden. Dank Entwicklungschef Q ist der Aston Martin DB5 mit allen möglichen Gadgets ausgestattet. Maschinengewehre, die in den Scheinwerfern verborgen sind, ein kugelsicherer Schutzschild, eine Nebelmaschine und Rammschutz geben James Bond einen Vorsprung gegenüber seinen Verfolgern.

Originalgetreuer Nachbau

Für Sammler und Fans baute Aston Martin dieses Fahrzeug 25 mal originalgetreu nach – pünktlich zum Kinostart des neuen James-Bond-Films „Keine Zeit zu sterben“. Das Auto hat einen Wert von etwa 3,5 Millionen Euro, allerdings wegen der Agentenausstattung keine Straßenzulassung und natürlich sind die Maschinengewehre nur Attrappen.

Für einen entscheidenden Teil des Autos war die gebürtige Friedrichshafenerin Elisa Marie Vetter zuständig. Als Projektleiterin baute sie mit ihrem kleinen Team das manuelle Fünfgang-Sportgetriebe nach. „Unsere Abteilung ZF Tradition ist wie eine kleine Manufaktur“, erklärt sie. Mit zwei Monteuren baut sie historische Produkte nach, wartet und repariert diese. Dass sie nun an einem echten James-Bond-Produkt mitarbeiten durfte, ist für sie „ein Jackpot“. Ihr Projekt „Goldfinger“ klingt nach einem echten Spezialauftrag.

Der ewige Bond: Für viele ist Sean Connery nicht nur der erste, sondern auch der beste James-Bond-Darsteller gewesen, hier vor seinem ...
Der ewige Bond: Für viele ist Sean Connery nicht nur der erste, sondern auch der beste James-Bond-Darsteller gewesen, hier vor seinem Aston Martin DB5 | Bild: picture alliance/dpa/1964 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc./Aston Martin

Seit den Fünfziger-Jahren arbeiten ZF und Aston Martin zusammen. Schon das erste Getriebe, das Sean Connery im DB5 schalten durfte, kam von den Getriebetüftlern vom Bodensee. Dieses S5-325 wurde insgesamt in über 1000 Fahrzeugen aus dem Mittel- und Hochklassesegment verbaut. Die technische Zeichnung des Getriebes fand Elisa Marie Vetter im historischen Zeichnungsarchiv von ZF.

„Für den Nachbau der 280 Einzelteile kamen die neuesten Fertigungstechnologien zum Einsatz“, erklärt das Unternehmen. So wurde der Schaltturm beispielsweise per 3D-Druck im ZF-Werk in Pilsen in Tschechien gefertigt. „Dieses Handgetriebe hat einen sehr komplexen Aufbau mit einer zeitintensiven und aufwendigen Montage“, schildert Vetter die Herausforderungen. Dafür montierte Vetter mit zwei Monteuren Wellen und Zahnräder aus legiertem Edelstahl. Und auch am Nachbau des Schleudersitzes arbeiteten sie mit.

Ein Aston Martin parkt auf dem roten Teppich vor der Weltpremiere des neuen James Bond Films „No Time To Die“ in der Royal ...
Ein Aston Martin parkt auf dem roten Teppich vor der Weltpremiere des neuen James Bond Films „No Time To Die“ in der Royal Albert Hall. | Bild: Joel C Ryan, dpa

Der Stolz über diese Aufgabe klingt in ihrer Stimme mit. „Durch diesen Film ist der DB5 zum berühmtesten und beliebtesten Aston Martin Modell geworden“, sagt Vetter. Leider habe sie bislang noch nicht die Möglichkeit gehabt, das Auto selbst zu fahren. Ein Termin war zwar vereinbart, doch dann kam Corona. „Ich hoffe, es ist nur aufgeschoben.“

Der Klassiker begeistert auch heute noch viele Autofahrer. „Das Getriebe S5-325 war und ist bei Sportfahrern sehr beliebt und in unzähligen Supersportwagen seiner Zeit im Einsatz“, so ZF. Er erreiche ein Drehmoment von bis zu 400 Newtonmetern.

Elisa Marie Vetter und Maurizio Pomino von ZF Tradition schalten das Getriebe in der historischen Werkstatt in Friedrichshafen komplett ...
Elisa Marie Vetter und Maurizio Pomino von ZF Tradition schalten das Getriebe in der historischen Werkstatt in Friedrichshafen komplett durch. Die Zahnräder und Wellen sind aus legiertem Edelstahl gefertigt und einsatzgehärtet, sie laufen auf kräftigen Wälzlagern. | Bild: ZF Group

Die Zeitvorgaben für den Spezialauftrag waren knapp bemessen, erzählt Elisa Maria Vetter. Allerdings war das mit dem Kunden Aston Martin im Vorfeld so vereinbart. Fünf Monate habe es gedauert von der

Vertragsunterzeichnung bis zur Auslieferung des ersten Getriebes.

Sie sei schon immer technikaffin gewesen. Von klein auf habe sie an Motorrollern herumgebastelt: „Ich mag es, wenn es stinkt und raucht.“ Recht sauber geht es dafür in ihrer Werkstatt bei ZF zu. Dort arbeitet sie zwar nicht im Auftrag ihrer Majestät. Aber an nachgebauten Geheimdienstfahrzeugen.

Der Innenraum von einem Aston Martin DB5 Stuntfahrzeug, das im neuen James-Bond-Film “Keine Zeit zu sterben„ zum Einsatz kam.
Der Innenraum von einem Aston Martin DB5 Stuntfahrzeug, das im neuen James-Bond-Film “Keine Zeit zu sterben„ zum Einsatz kam. | Bild: Philip Dethlefs, dpa

Am Donnerstag gibt es für James-Bond-Fans ein Wiedersehen mit dem berühmten Dienstauto und seinem Fahrer MI6-Agent 007, gespielt von Daniel Craig. In sechs anderen Filmen hat der Sportwagen außerdem noch einen Auftritt. Elisa Maria Vetter hat sie alle gesehen. Meist mit der ganzen Familie, erzählt sie. Und ihr Lieblings-Bond? „Ich bin mit Pierce Brosnan aufgewachsen.“ Allerdings habe sie durch ihre Arbeit Goldfinger sehr oft geschaut und bekennt: „Sean Connery ist einer meiner Favoriten.“ Eine klare Entscheidung fällt ihr schwer. „Sie haben alle was für sich.“