Das Radolfzeller Seemaxx-Outlet, eines der größten Einzelhandelszentren im westlichen Bodenseeraum, hat einen neuen Besitzer. Ein Sprecher des Frankfurter Immobilienentwicklers Kintyre bestätigte am Donnerstag entsprechende Informationen des SÜDKURIER. Demnach hat die Luxemburgisch-Schweizerische Vermögensverwaltungsgesellschaft Quilvest zusammen mit Kintyre bereits kurz vor Weihnachten einen 35.000 Quadratmeter großen Komplex um das Seemaxx-Outlet erworben.

Dazu gehören auch Logistik- und Lagerflächen sowie ein Bürogebäude in zentraler Innenstadtlage. Der Verkäufer ist ebenfalls ein Schweizerischer Vermögensverwalter namens H-Sat. Zum Kaufpreis machte der Kintyre-Sprecher keine Angaben. Die Parteien hätten Stillschweigen über die Höhe der Transaktion vereinbart, hieß es.

Seemax ist ein Einkaufs-Magnet am westlichen Bodensee

Das Outlet-Center Seemax ist der zentrale Einkaufsmagnet am westlichen Bodensee und hat überregionale Bedeutung. In der ehemaligen Produktionshalle des Wäscheherstellers Schiesser ballen sich auf 8500 Quadratmetern mehr als 40 Geschäfte, hauptsächlich aus dem Textil-, Outdoor- und Sportbereich. Erst kürzlich ist es umfassend erweitert worden. Das Seemax ist damit das einzige echte Multi-Marken-Outlet in weitem Umkreis. Ein großer Teil der Kundschaft stammt aus der Schweiz. Besucher kommen aber auch aus Oberschwaben und dem Schwarzwald.

Seemax: Schwerpunkt auf Textilien und Outdoorbekleidung
Seemax: Schwerpunkt auf Textilien und Outdoorbekleidung | Bild: SK

„Wir bewerten diese Immobilie als sehr attraktiv, da sie eine Mischung aus diversifizierten Geldflüssen
und verschiedenen Verbesserungspotenzialen aufweist“, sagte Quilvest-Europa-Vorstand Patrick Laroche. Insbesondere befinde sich das Seemaxx Factory-Outlet „in einem einkommensstarken Einzugsgebiet“, so Laroche weiter. Damit passe es gut zum Wertschöpfungsansatz von Quilvest.

Argentinische Bierbrauer-Dynastie

Quilvest ist die Vermögensverwaltungsgesellschaft der schillernden deutsch-argentinischen Bemberg-Familie, die heute nach Medienberichten rund 200 Mitglieder in aller Welt umfasst. Die Vermögensverwaltung, die nach Unternehmensangaben Gelder in Höhe von rund 36 Milliarden US-Dollar, insbesondere für reiche Familien weltweit verwaltet, geht auf den deutschen Auswanderer Otto Bemberg zurück. Dieser legte Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufbau der argentinischen Quilmes-Brauerei den Grundstein für das heutige Familienvermögen. Quilmes gehört heute zu den bekanntesten Biermarken in Übersee.

Neuer Eigner will Rendite sehen

Der Kauf habe ein klares Rendite-Ziel, hieß es von Kintyre. Dafür werde das Gelände „aktiv weiterentwickelt“. Mit den Mietern werde zusammengearbeitet, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Für die noch freien Flächen innerhalb des Seemaxx sollen schnell Mieter gefunden werden, hieß es weiter.

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Über die Gründe, wieso der bisherige Eigner H-Sat das Seemaxx-Areal abgegeben hat, wurde zunächst nichts bekannt. Andreas Kaapke, Handelsexperte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart, hält strategische Überlegungen der Investoren für wahrscheinlich. Breit aufgestellte Immobilien-Fonds suchten oft nach Spezialangeboten, um ihr Portfolio abzurunden. Nicht unwahrscheinlich, dass H-Sat einfach ein gutes Verkaufsangebot gemacht wurde, sagt er.

Schweizer Kunden locken Investoren

Möglicherweise hat auch eine Rolle gespielt, dass die Konkurrenz der Einzelhandelszentren entlang der deutsch-schweizer Grenze immer größer wird. Das Konstanzer Lago-Einkaufszentrum ist seit Jahren ein Publikumsmagnet für die Schweizer Kundschaft. Im 30 Kilometer entfernten Singen entsteht gerade mit dem Cano ein noch größerer Einkaufs-Komplex. Genau auf halbem Weg liegt das Seemaxx, ebenfalls nahe der Schweizer Grenze.

Experte: Die Region ist für den Handel „mega-interessant“

Fachmann Kaapke widerspricht. Die Neueröffnung des Singener Cano werde keinen „Kanibalisierungseffekt“ zur Folge haben, sagt er. Anders ausgedrückt sieht er die Gefahr, dass Outlet-Kunden vom Seemaxx ins Cano abwandern als gering an. Im Gegenteil gewinne die Einzelhandelsregion durch die Agglomeration mehrerer Einzelhandelszentren an Attraktivität hinzu, sagt er. Grenznahe Standorte seien aufgrund der hohen Kaufkraft der Schweizer Kundschaft für Investoren nach wie vor „mega-interessant“. Auch dem Seemaxx schreibt er noch Potenzial zu. Zwar sei der große Hype bei Outlet-Zentren vorbei, die etablierten machten jedoch meist gute Geschäfte. Tatsächlich existieren in Baden-Württemberg und Umgebung nur eine Handvoll echte Outletzentren, etwa in Metzingen, Wertheim oder im französischen Roppenheim, von denen einige – ähnlich die das Seemaxx – in jüngster Vergangenheit erweitert wurden.

Dennoch ist die längerfristige Perspektive des Seemaxx unter den neuen Eignern ungewiss. Derartige Investoren hätten ein klares Renditeinteresse, sagt Kaapke. „Wenn die Gewinnspannen nicht mehr stimmen, wird schnell wieder verkauft.