Walther Rosenberger und Thomas Domjahn

Was tun mit dem Geld auf der hohen Kante? Seit Jahren gucken Sparer wegen der niedrigen Zinsen in die Röhre. Und jetzt schlägt auch die Inflation wieder zu. Sparvermögen werden also aufgezehrt. In einer SÜDKURIER-Telefonaktion zur Geldanlage haben Experten vom Bundesverband deutscher Banken unseren Lesern Fragen beantwortet. Eine Übersicht der drängendsten Themen:

Früher gab es für Bundeswertpapiere attraktive Zinsen, heute gibt es fast keine Zinsen mehr. Wann kommt die Zinswende?

Auf eine schnelle Zinswende sollte man nicht hoffen. Die Europäische Zentralbank hält an ihrer Nullzinspolitik fest. Mit einer Zinsanhebung ist frühestens Ende 2019 zu rechnen. Und auch wenn die Zinsen steigen, werden Sie so schnell nicht das frühere Niveau erreichen.

Soll man verstärkt in Rentenfonds anlegen – oder lieber nicht?

Aktuell gibt es fast keine Zinsen mehr. Dementsprechend können auch Rentenfonds, die breit gestreut in festverzinsliche Wertpapiere anlegen, kaum noch eine attraktive Rendite bieten. Sollten in den nächsten Jahren die Kapitalmarktzinsen steigen, würden Rentenfonds außerdem Kursverluste verzeichnen. Mischfonds und Aktienfonds haben die besseren Renditechancen.

Lohnt es sich, in Fonds anzulegen, weil es auf dem Sparbuch keine Zinsen mehr gibt?

Langfristig machen Sparpläne oder Fondssparen Sinn. Fondssparer müssen aber Wertschwankungen aushalten können, die je nach Fondsart unterschiedlich groß sein können. So bieten Aktienfonds langfristig die höchsten Renditen, schwanken aber auch am stärksten. Am niedrigsten sind die Wertschwankungen bei offenen Immobilienfonds.

Ich habe 100 000 Euro in einen Fonds angelegt. Mit der Wertentwicklung bin ich nicht zufrieden. Was soll ich tun?

Sprechen Sie mit Ihrem Bankberater. Er soll Ihnen die Gründe für die unbefriedigende Wertentwicklung erläutern. Außerdem sollten Sie prüfen, ob die Fondsanlage Ihren Anlagezielen entspricht. Grundsätzlich sollte man nicht alles auf eine Karte setzen, sondern sein Vermögen breit streuen.

Ich spare monatlich 300 Euro in Aktienfonds. Nun habe ich Sorge, es könnte zu einem Kursrutsch bei Aktien kommen. Soll ich den Sparplan abbrechen?

Wann und ob ein Börsencrash kommt, kann niemand vorhersagen. Wenn Sie langfristig monatlich mit Aktienfonds sparen, sollten Sie sich aber nicht zu viele Sorgen machen. Wenn wirklich die Kurse sinken, erwerben Sie für die 300 Euro monatlich mehr Aktienfonds, als wenn die Kurse höher stehen. Langfristig ergibt sich so ein günstiger Durchschnittskurs.

Soll ich meine Lebensversicherung mit einem Garantiezins von 3,5 Prozent kündigen, um ein Darlehen abzulösen, oder das Darlehen doch lieber verlängern?

Fragen Sie Ihre Bank, welchen Zins Sie bei einer Verlängerung des Darlehens, beziehungsweise bei einem sogenannten Forwarddarlehen zahlen müssten. Dann können Sie die Angaben vergleichen. Einen Garantiezins von 3,5 Prozent ist in der heutigen Zeit ein sehr attraktiver Zins. Wichtig ist es, nicht vorschnell die Lebensversicherung aufzulösen, zumal auch Steuervorteile verloren gehen können.

Ich möchte monatlich 500 Euro sparen, was ist die beste Lösung?

Wenn Sie langfristig sparen wollen, bieten Aktien- oder Aktienfonds die besten Renditechancen. Hätten Sie beispielsweise in den vergangenen 30 Jahren 500 Euro in Unternehmenswerte angelegt, so wären daraus bis heute rund 500 000 Euro geworden. Das entspricht einer jährlichen Durchschnittsrendite von 6,5 Prozent.

Soll ich in börsengehandelte Fonds (ETFs) investieren?

Laut dem Expertenportal Finanztip.de sind ETFs eine „besonders einfache und günstige Möglichkeit", von den Kursen am Aktienmarkt zu profitieren. Die Fonds bilden den Kursverlauf – etwa des Dax – nach. Die Risiken von Kursschwankungen sind also geringer als beim Kauf von einzelnen Unternehmenswerten. Außerdem sind ETFs günstig, weil sie nicht aktiv gemanagt werden. Es verdienen also weniger Leute mit. Der Nachteil: Ein ETF kann den ihn zugrunde liegenden Index in der Wertentwicklung nicht schlagen. Ein guter Fondsmanager kann das schon schaffen. Immer mehr Banken beginnen seit einiger Zeit, ETFs ihren Kunden anzubieten.

Ich möchte 30 000 Euro anlegen? Meinem Berater traue ich nicht so recht. Was tun?

Wenn Sie mit Ihrem Berater nicht zufrieden sind, gehen Sie doch einmal zu einer anderen Bank spazieren und lassen sich dort ein Angebot machen. Eine andere Möglichkeit sind Honorarberater, also von Banken unabhängige Finanzexperten. Anders als Bankberater nehmen sie einen festen Stundensatz für die Beratung, beraten aber über alle Produkte und Finanzgattungen hinweg. Im Verbund deutscher Honorarberater (VDH) sind die Finanzexperten organisiert.

Ich habe 700 000 Euro geerbt, was soll ich damit machen?

Das hängt von Ihrer Situation ab. Vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrer Hausbank, um in einem Gespräch zu klären, welche Anlagen am besten zu Ihnen und zu Ihrer Lebenssituation passen. Sinnvoll ist es, das Geld breit zu streuen und nicht einseitig anzulegen.

Ich bin 65. Ist es besser meine Rentenversicherung auszahlen zu lassen oder eine monatliche Rente zu wählen?

Überlegen Sie, ob Ihre gesetzliche Rente und andere Alterseinkünfte für den Lebensunterhalt ausreichen. Falls Ja, könnten Sie sich die private Rentenversicherung einmalig auszahlen lassen und das Geld breit gestreut nach Ihren Vorstellungen anlegen. Benötigen Sie dagegen zusätzliche monatliche Einnahmen, sollten Sie über eine monatliche Rente aus Ihrer privaten Rentenversicherung nachdenken.

Soll ich für einen Teil meines Geldes Gold kaufen?

Gold ist keine klassische Anlage, da es keine Zinsen bringt. Gold kann aber in Krisenzeiten zur Absicherung des Vermögens beitragen. Der Goldpreis ist in den vergangenen Jahren gesunken. So gesehen könnte ein Goldkauf jetzt „günstig“ sein. In der Regel sollte der Goldanteil am Vermögen etwa fünf bis zehn Prozent nicht überschreiten. Wenn zwischen Kauf und Verkauf des Goldes mindestens ein Jahr vergangen ist, sind Veräußerungsgewinne für Privatanleger steuerfrei. Das Portal Finanztip.de empfiehlt Händler, die im Berufsverband des deutschen Münzhandels Mitglied sind.

Wir haben ein Haus, etwas Gold und 200 000 Euro auf Sparkonten. Einen Teil davon wollen wir investieren. Wie?

Legen Sie Ihr Geld nicht einseitig an. Da Sie schon eine Immobilie besitzen, sollten Sie überlegen, in andere Anlageformen zu investieren. Aktien sind auch Sachwerte, die langfristig gute Renditechancen bieten.

Vermögen für kleine Kinder aufbauen. Gibt es einen Königsweg?

Es gibt eine generelle Regel: Je länger der Anlagehorizont, desto höher kann das Risiko sein. Der Grund: Es bleibt viel Zeit, Phasen schlechter Renditen auszusitzen. Daher kann es sinnvoll sein, auf Aktien oder ETF-Sparpläne zu setzen, und die Papiere regelmäßig über Jahre hinweg nachzukaufen. Kursschwankungen können so nivelliert werden.