„Weiß und rund, so soll er aussehen!“ Wolfgang Butscher, 65, aus Überlingen hat sich seinen neuen Kaminofen bereits ausgesucht und beugt sich stolz über den Prospekt. Nur bestellen möchte er ihn im Moment noch nicht. „Das ist mir gerade einfach zu teuer.“

Tatsächlich haben die Materialknappheit und gestiegene Lieferkosten durch die Corona-Pandemie die Preise für Kaminöfen nach oben getrieben. Vor allem aber auch eine stark gestiegene Nachfrage.

„Während Corona wollten es sich zu Hause viele gemütlich machen. Und seit Kriegsbeginn in der Ukraine erleben wir einen enormen Ansturm von Kunden, die Angst um ihre Versorgungssicherheit und die Preise beim Heizen haben und deshalb so schnell wie möglich einen Ofen einbauen wollen“, sagt Tim Froitzheim, Referent Ofen- und Luftheizungsbau beim Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima.

Konkrete Zahlen liegen dem Verband dazu nicht vor, „ich telefoniere aber regelmäßig mit unseren Mitgliedern und das ist das Stimmungsbild, das ich dort bekomme“, so Froitzheim.

Nachträglicher Einbau von Kaminofen oft schwierig

Auch bei Kaminkehrer Wolfgang Satzger klingelt derzeit mehrmals täglich das Telefon, weil Kunden darüber nachdenken, sich einen Kaminofen einzubauen. „Bei Bestandsimmobilien ist ein nachträglicher Einbau seit Jahresbeginn aber oft nicht mehr so einfach oder gar nicht mehr möglich.“

Schornsteinfeger Wolfgang Satzger aus Konstanz bei der Arbeit.
Schornsteinfeger Wolfgang Satzger aus Konstanz bei der Arbeit. | Bild: Sandra Markert

Denn am 1. Januar 2022 ist eine Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes in Kraft getreten. Sie besagt, dass zum Schutz der Nachbarn vor Feinstaub die Öffnung des neu errichteten Schornsteins am Dachfirst, also dem höchsten Punkt des Hauses angebracht sein muss und diesen um mindestens 40 Zentimeter überragen muss. „Den Schornstein einfach irgendwo am Haus außen hochziehen, geht jetzt nicht mehr“, sagt Wolfgang Satzger.

Austauschpflicht auch für neuere Kachelöfen bis 2024

Sein Kunde Wolfgang Butscher hat dieses Problem nicht. Bei ihm im Haus gibt es bereits seit 1995 einen Schwedenofen. Allerdings darf er diesen nur noch bis zum 31.12.2024 betreiben, dann läuft die letzte Stufe der Austauschpflicht für alte Kamin- und Kachelöfen aus.

Nachdem Feuerstätten mit Baujahren bis 1994 bereits in den vergangenen Jahren ausgetauscht oder zumindest nachgerüstet werden mussten, damit sie weniger Feinstaub aus dem Kamin blasen, sind jetzt auch die Baujahre zwischen 1995 und 2010 an der Reihe. „Auch diese letzte Frist bei der Austauschpflicht sorgt dafür, dass Kamin- und Kachelöfen derzeit stark nachgefragt sind“, sagt Tim Froitzheim.

Neue Öfen lassen weniger Feinstaub durch

Schornsteinfeger Wolfgang Satzger kniet sich vor den schwarzen Kaminofen im Wohnzimmer von Wolfgang Butscher und prüft den Zustand der Schamottsteine im Ofen, welche den Brennraum auskleiden. Technisch sei der Ofen noch völlig in Ordnung.

„Aber bei neueren Modellen geht einfach weniger Feinstaub durch den Kamin nach draußen, weil er in den Ofen zurückfällt“, sagt Wolfgang Satzger. Außerdem seien die neuen Öfen viel effizienter. „Die Kunden merken, dass sie bei einem neuen Modell mit deutlich weniger Holz auskommen“, so Satzger.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Kaminkehrer empfiehlt seinem Kunden Wolfgang Butscher mit dem Kauf eines neuen Ofens nicht zu lange zu warten. „Manche Hersteller haben jetzt schon Lieferzeiten von bis zu zehn Monaten.“ Denn neben der gestiegenen Nachfrage kämpfen die Ofenbauer nach wie vor mit den coronabedingten Lieferverzögerungen bei Materialien wie Stahl oder Glas.

„Wer in der kommenden Heizsaison mit einem Kaminofen heizen will, sollte tatsächlich bald kaufen, denn die Lieferzeiten sind derzeit eine Katastrophe“, bestätigt auch Daniela Silber vom Ofengeschäft Ofen-Weis in Konstanz. Auch sie beobachtet bei den Kunden seit Beginn der Corona-Pandemie und noch einmal verstärkt durch den Ukraine-Krieg eine gewachsene Angst davor, dass das Gas plötzlich wegbleiben und man dann zu Hause frieren müsse.

Umweltbundesamt mit Kritik an Kachelöfen

Den Wunsch nach mehr Unabhängigkeit durch einen eigenen Holzofen kann Felix Poetschke vom Umweltbundesamt zwar verstehen. Er betont aber: „Die Versorgungssicherheit mit Erdgas ist für Privathaushalte sicher. Die gesetzliche Lage sieht vor, dass sie bei Engpässen am längsten beliefert werden.“ Weshalb das Umweltbundesamt auch an seinen Vorbehalten gegenüber Kaminöfen festhält, die Ende Februar für große Aufregung unter Kaminofenbesitzern sorgten.

Damals teilte Deutschlands zentrale Umweltbehörde mit: Kaminöfen sind eine der größten Feinstaubquellen, schlimmer als der Autoverkehr und belasteten die Luftqualität dadurch beachtlich. Obendrein nutze es dem Klima mehr, wenn das Holz im Wald bleibt, zur Kohlenstoffsenke. Kurz: „Am meisten ist der Umwelt und dem Klima geholfen, wenn der Ofen aus bleibt.“

Keine Förderung mehr für Holzheizungen und Pellets?

Weshalb die Behörde sich auch dafür einsetzt, dass Holzheizungen und Holzpellet-Heizungen künftig nicht mehr als klimafreundlich gelten und deshalb staatlich gefördert werden sollen. Und Holz im Kaminofen zu verheizen, nur weil es gemütlich ist und eine schöne Wärme abgibt, damit müsse man der Gesundheit zuliebe ohnehin aufhören.

Das könnte Sie auch interessieren

„Der Betrieb vieler neuer Kaminöfen würde in der nächsten Heizperiode die Luftqualität verschlechtern, so dass es letztlich auch zur Nachrüstung von Staubfiltern oder zu lokalen Betriebseinschränkungen kommen kann“, sagt Felix Poetschke.

Wolfgang Butscher aus Überlingen freut sich trotzdem darauf, in absehbarer Zeit seinen neuen Kaminofen anzufeuern. „Selbst wenn es irgendwann zu einem Verbot kommen sollte, dann gibt es sicherlich wieder lange Übergangsfristen dafür. Ich mache mir da erstmal wenig Sorgen“, sagt er.