Die Arbeitsplätze des Felgenherstellers BBS Autotechnik GmbH werden nicht zu erhalten sein. Der über den Schwarzwald hinaus bekannte Produzent von Leichtmetallfelgen des Luxussegments hatte im Juli Insolvenz anmelden müssen. Der vom Amtsgericht Rottweil eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Dirk Pehl von der Anwaltskanzlei Schultze & Braun stellt nun ein eindeutiges Gutachten aus: Das Unternehmen mit seinen Werken in Schiltach (Kreis Rottweil) und Herbolzheim (Kreis Emmendingen) sei überschuldet und nicht zu retten.
Insofern sei davon auszugehen, dass das Amtsgericht zum 1. Oktober das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnen und der Betrieb abgewickelt werde. Die Beschäftigten würden die Kündigung erhalten und freigestellt, sagte Ingo Schorlemmer von der Kanzlei Schultze & Braun. Im Insolvenzverfahren gebe es nur eine dreimonatige Kündigungsfrist. Die Arbeitnehmer werden also ab 1. Januar 2025 arbeitslos sein. Dies hat Insolvenzverwalter Dirk Pehl nach eigenen Angaben der Belegschaft mitgeteilt.
Schon die fünfte Insolvenz
Es ist bereits die fünfte Insolvenz des Felgenherstellers. Das 1970 in Schiltach gegründete Unternehmen hatte nach 2007, 2010 und 2020 zuletzt im Oktober 2023 die vierte Insolvenz hingelegt. Die hohen Energiepreise seien damals der Grund für die Zahlungsunfähigkeit gewesen, hieß es. Die vermeintliche Rettung kam Anfang 2024. Im Januar stieg die türkische Industrieholding ISH Group aus Istanbul in den Autotechnik-Betrieb ein. Der Investor übernahm das Anlagevermögen und sicherte die Arbeitsplätze – allerdings lief der Geschäftsbetrieb der neuen BBS Autotechnik nicht mehr richtig an.

Nach Darstellung von Schorlemmer ist das auch nicht verwunderlich – denn der Betrieb verfügte über keine laufenden Aufträge, keinen Kundenbestand und obendrein auch nicht über das Markenrecht an den BBS-Felgen. Der Geschäftsführer des Autozulieferers KW Automotive aus Fichtenberg, der BBS im Zuge der dritten Insolvenz übernommen hatte, hatte sich das Markenlabel persönlich gesichert. Insofern war es im Übernahmepaket Anfang Januar nicht enthalten, sagte Schorlemmer.
Fehlende Markenrechte
Die IHS Group habe sich bemüht, das fehlende Markenrecht noch zu erhalten – ohne dieses konnten schließlich keine Felgen unter dem Label BBS produziert und verkauft werden. Die Gespräche über den Erwerb der Marke hätten sich aber hingezogen; bis schließlich die Insolvenz angemeldet werden musste.
Nachdem das Eigenmarken-Geschäft durch die IHS Group also nicht hochgefahren werden konnte, habe sich eine weitere strategische Fehlentscheidung gerächt, die aber lange vor der Übernahme getroffen worden sei: So seien die Premiumfelgen früher auch ohne BBS-Label direkt an die Autohersteller verkauft worden. Von diesem Vertriebszweig hatte man sich aber getrennt. „Die fehlenden Markenrechte sind nur eins von vielen Problemen gewesen“, so Schorlemmer.
Bis zur Insolvenz habe es keinen richtig laufenden Geschäftsbetrieb mehr gegeben. Die Gehälter seien aber bis einschließlich Juni noch gezahlt worden. Bei 240 Mitarbeitern hat die IHS Group also durchaus eine Menge Geld im Schwarzwald gelassen. Man könne schon die Frage stellen, warum der türkische Investor das Unternehmen so – ohne Aufträge, Kunden und Markenrechte – überhaupt übernommen hat, bestätigt Schorlemmer – ohne aber eine Antwort dafür nennen zu können.
Kein Retter in Sicht
Von Juli an konnte die „BBS Autotechnik“ die Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Mit Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens ist es nach Angaben von Schorlemmer aber möglich gewesen, die Gehaltszahlungen zunächst über das Insolvenzausfallgeld zu leisten. Diese Hilfe könne aber nur drei Monate beansprucht werden und laufe Ende September aus.
Von Oktober an müsste der Betrieb die Gehälter wieder selbst finanzieren. Dies sei nicht möglich, weswegen die Kündigung der Arbeitsplätze unvermeidlich sei, schreibt Insolvenzverwalter Pehl. Da die Mitarbeiter während der dreimonatigen Kündigungsfrist Anspruch auf ihr Gehalt hätten, dieses aber zunächst nicht aus der Insolvenzmasse bedient werden könnte, werde die Agentur für Arbeit den Mitarbeitern vorübergehend Arbeitslosengeld zahlen, so Pehl.
Schorlemmer nennt es „sehr unwahrscheinlich“, dass sich ein „weißer Ritter“ findet, also ein Investor, der den Betrieb samt Arbeitsplätzen wieder rettet.