Der ehemalige Alno-Vorstandschef Max Müller hat vor der Großen Wirtschaftskammer am Landgericht Stuttgart jedwede Schuld an der Pleite des untergegangenen Küchenmöbelriesen von sich gewiesen. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sind massiv. Die Ankläger unterstellen dem 78-Jährigen, dass er das Unternehmen über Jahre fortgeführt habe, obwohl es bereits 2013 zahlungsunfähig gewesen sei.

Im September 2017 musste der Konzern tatsächlich Konkurs anmelden. Der Aufsichtsrat hatte Müller schon im Mai als Vorstandschef abberufen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in der 57 Punkte umfassenden Anklageschrift neben Konkursverschleppung auch Untreue in mehreren Fällen und Kreditbetrug vor.

Dreistündige Einlassungen

In seiner dreistündigen Rede beschreibt der in Schaffhausen geborene Müller, wie er sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet hat. „Mein Vater war Hilfsarbeiter bei GF Fischer.“ Die Mutter sei Putz- und Hausfrau gewesen. Schon als Elfjähriger habe er an einer Tankstelle gejobbt. Mit 16 sei er nach Basel gezogen und seitdem auf eigenen Füßen gestanden.

Sehr emotional beschreibt er die persönlichen Folgen der Alno-Pleite, bei der er selbst bis zu zwölf Millionen Euro verloren hat. Durch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart sei sein Netzwerk aus Bankern und Investoren zusammengebrochen.

Müller schreibt es seinem „Fleiß und Ehrgeiz“ zu, dass er in verschiedenen Unternehmen Karriere gemacht hat. 1985 wurde er Chef der ASKO-Finanztochter Comco – ein Unternehmen mit Sitz in Nidau (Kanton Bern), das später auch bei Alno eine wichtige Rolle gespielt hat. Müller hat die Comco-Starlet-Gruppe, die inzwischen wie er in Schwende (Appenzell) residiert, zu einem Finanzdienstleister entwickelt, der Beteiligungen verwaltet und vermittelt und auch Investoren für große Darlehen beschafft.

Eigenes Geld in Alno investiert

2011 wird Müller Vorstandschef bei Alno. „Mangels Alternativen“, wie er betont. Die Rolle habe er nie gewollt. „Ich war es meinen Investoren und meinem Netzwerk schuldig, um sicherzustellen, dass Alno nicht in Schwierigkeiten kommt.“ Er sei der einzige Vorstandsvorsitzende, der eigenes Geld in Alno investiert habe. Comco soll 83 Millionen Euro an Krediten und Schuldverschreibungen beschafft oder eingefädelt haben.

Ankläger Thomas Böttcher glaubt hingegen, dass sich Müller mehrmals „Risikoprämien“ über 440.000 Euro an Comco hat überweisen lassen. Ohne dass tatsächlich ein Kredit gewährt wurde. Der ehemalige Chef beschreibt hingegen, wie Alno mit seiner Hilfe immer wieder Geldgeber gefunden hat, um die angespannte Finanzlage zu stabilisieren.

2016 stieg die bosnische Prevent-Gruppe bei Alno ein. Laut Staatsanwaltschaft hat sich Müller bei den Bosniern mit falschen Angaben einen Kredit über 30 Millionen Euro erschlichen. Statt eines Gewinns habe Alno seinerzeit rote Zahlen geschrieben. Von der ebenfalls angeklagten Finanzchefin Ipek Demirtas erhofft sich das Gericht mehr Klarheit.