Die Wirtschaft im Süden Baden-Württembergs blickt je nach Branche höchst unterschiedlich auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten. Während Teile des Handwerks und der Industrie vor Kraft strotzen, sind einige Branchen abgehängt.

Insbesondere der Handel und manche Dienstleistungsunternehmen litten wieder oder immer noch unter den Auswirkungen der Corona-Einschränkungen, teilte die IHK Hochrhein-Bodensee anlässlich ihrer Konjunkturumfrage mit. Nicht einmal ein Fünftel der Betriebe im Handel sprechen demanch von einer guten Geschäftslage.
Gewinne unter Druck
Mehr als ein Drittel beurteilt die Gewinnsituation als „schlecht“. Das Weihnachtsgeschäft indes habe immerhin „einigermaßen gerettet“ werden können, hieß es. Für die kommenden Monate erwarten 30 Prozent der Firmen, und damit deutlich mehr als bei der letzten Befragung, schlechtere Geschäfte.
Lichtblicke in der Industrie
Lichtblick bleibt die Industrie. Mehr als die Hälfte der Firmen machen nach eigenen Angaben gerade gute Geschäfte. Eine Auslastung von 88 Prozent in den Werken weist zudem auf volle Auftragsbücher hin. Und auch die Perspektiven hellen sich auf. „Das produzierende Gewerbe ist momentan der konjunkturelle Lichtblick“, sagte Alexander Graf, Konjunkturexperte der IHK.

Über alle IHK-Betriebe in Südbaden hinweg seien aber die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur im Vergleich zum Herbst zurückgegangen, sagte Graf. Zu schaffen machen den Firmen neben der unklaren Corona-Entwicklung vor allem Lieferengpässe, Preissteigerungen bei Vorprodukten, Fachkräftemangel und die explodierenden Energiepreise.
Das alles sind Probleme, die auch das Handwerk in der Region belasten. Als Folge fällt die „Wirtschaftmacht von nebenan“ nach Einschätzung der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Konstanz als Jobmotor aus. Beschäftigungszuwächse habe es zum Jahresende im regionalen Handwerk nahezu keine gegeben, so die HWK, deren Sprengel sich über die Landkreise Konstanz, Waldshut, Rottweil, Tuttlingen und im Schwarzwald-Baar-Kreis erstreckt. Lediglich 3,7 Prozent der befragten Firmen habe im letzten Quartal neue Mitarbeiter eingestellt.

Dennoch stellt sich die Lage im Handwerk besser dar, als in vielen anderen Branchen. Insgesamt sei man zuversichtlich, auch wenn es wohl noch ein weiter Weg sei, bis alle wieder das Niveau wie vor der Pandemie erreicht hätten, so HWK-Präsident Werner Rottler. Dafür, dass sich der Trend in den kommenden Monaten fortsetzen könnte, spricht, dass die Betriebe weiter investierten, so Rottler. In Summe sei man „verhalten optimistisch“.
Umsatzrückgänge sind teils massiv
Gleichwohl hätten einige Berufsgruppen, vor allem Friseure, mit massiven Umsatzeinbußen und Kundenrückgängen zu kämpfen. Auch die Nahrungsmittelgewerke „leide teilweise noch“, sagte Rottler.
IHK und HWK vereinen in der Region Südbaden, Hochrhein und Südschwarzwald mehr als 53.000 Betriebe auf sich. Allein im Handwerk sind es 13.000 Unternehmen mit etwa 70.000 Beschäftigten und über 4000 Auszubildenden.