Anfang 2023 löste das Bürgergeld Hartz IV ab. Gut zwei Jahre später haben Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass aus dem Bürgergeld die Neue Grundsicherung werden soll. Die rasanten Veränderungen bei der Grundsicherung zeigen, wie kontrovers das Thema seit Jahren und Jahrzehnten diskutiert wird. Um die Komplexität zu verstehen, ist ein Blick auf die Zahlen nötig. Hier zeigt sich, dass es einige Faktoren gibt, die für eine Debatte interessant sind. Ein Faktor ist die Nationalität der Empfängerinnen und Empfänger der Grundsicherung.
Bürgergeld: Wie viele deutsche Staatsbürger beziehen die Grundsicherung?
Zum Ende des Jahres 2024 bezogen knapp 5,5 Millionen Menschen in Deutschland Bürgergeld. Die genaue Zahl beträgt laut einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit 5.421.522. Demnach nehmen rund 6,5 Prozent der Einwohner Deutschlands die Grundsicherung wahr, die vor allem das Existenzminimum und den Lebensunterhalt von Arbeitslosen sichern soll. Ein Anstieg um etwa 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Etwas mehr als 2,8 Millionen Personen, welche Bürgergeld erhalten, sind deutsche Staatsbürger. Auch das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor. Die genaue Zahl: 2.822.327. Aus dieser Zahl ergibt sich, dass etwas mehr als die Hälfte der Empfängerinnen und Empfänger der Grundsicherung deutsche Staatsbürger sind. Rund 52 Prozent.
Wie viele Ausländer beziehen Bürgergeld?
Aus dem Umkehrschluss ergibt sich, dass etwa 48 Prozent der Bürgergeld-Bezieherinnen und -Bezieher keine deutschen Staatsbürger sind. Das traf Ende 2024 laut der Bundesagentur für Arbeit auf 2.599.139 Menschen zu. Die meisten dieser Personen stammen aus der Ukraine, etwas mehr als 700.000. Das wird sich mit der Neuen Grundsicherung in Teilen wohl ändern, da ein Bürgergeld-Stopp für neue Geflüchtete aus der Ukraine geplant ist.
Im Folgenden sind einige Herkunftsländer und -regionen der ausländischen Bezieherinnen und Bezieher von Bürgergeld skizziert.
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Ukraine: 705.932
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Syrien und Arabische Republik: 512.161
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Afghanistan: 200.578
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Türkei: 192.077
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Westbalkan: 111.529
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Bulgarien: 108.267
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Irak: 100.564
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Rumänien: 77.564
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Polen: 50.214
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Serbien: 46.868
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Italien: 42.680
Wichtig zur Einordnung: Diese Zahlen werden in der allgemeinen Debatte immer wieder dazu verwendet, eine vermeintliche Ungerechtigkeit im deutschen Sozialsystem zu beklagen. Ein häufiger Vorwurf ist, dass Ausländer im deutschen Sozialsystem gegenüber deutschen Staatsbürgern bevorzugt werden. Dabei werden allerdings die Gründe ignoriert, derentwegen die Personen nicht arbeiten können. Das Correctiv stellte in einem Faktencheck, aus dem Jahr 2023 beispielsweise fest, dass von den 5,5 Millionen Bürgergeld-Beziehern etwa 1,7 Millionen nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte sind – sie können nicht arbeiten, etwa aufgrund ihres Alters (unter 15 Jahre alt) oder aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation.
Grundsicherung: Alter und Geschlecht der Bürgergeld-Bezieher
Zuletzt kann man sich noch anschauen, welches Alter und Geschlecht die Bürgergeld-Bezieher haben. Von den rund 5,5 Millionen Beziehern sind mehr als 2,6 Millionen unter 30 Jahre alt. Das sind 47,7 Prozent der Bürgergeld-Bezieher.
In Bezug auf das Geschlecht spiegelt das Bürgergeld mehr oder weniger die deutsche Gesellschaft wider. Laut Statistischem Bundesamt lebten im Jahr 2023 in Deutschland circa 50,65 Prozent Frauen und 49,35 Prozent Männer. Bei den Bürgergeld-Beziehern sind im Juni 2024 50,4 Prozent Frauen und 49,6 Prozent Männer.
Auch interessant: Mit der Neuen Grundsicherung soll ein Bewerbungszwang kommen. Außerdem fällt die Schonzeit für Vermögen weg und es soll schärfere Sanktionen geben.