In der Debatte um mögliche Stellenstreichungen in deutschen Werken hat der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen auch Standortschließungen nicht ausgeschlossen. Man arbeite hart an der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte, auch mit den Arbeitnehmervertretern, sagte ein ZF-Sprecher dem SÜDKURIER.
Man habe bereits „viele gute Lösungen gefunden und Standorte langfristig gesichert“. Wo das aber nicht möglich sei, „müssen wir auch über Verlagerungen und Schließungen nachdenken“, sagte der ZF-Sprecher am Montag.
Betriebsratschef Dietrich will Klarheit
Vergangenen Freitag hatte der Konzernbetriebsratschef des Friedrichshafener Automobilzulieferers Achim Dietrich auf einer Pressekonferenz der IG Metall drastische Zahlen zu einem möglichen Jobabbau bei ZF genannt. Demnach könnten in den kommenden Jahren in den etwa 50 deutschen Werken bis zu 6000 Stellen wegfallen. Bislang beschäftigt ZF knapp ein Drittel seiner rund 158.000 Mitarbeiter weltweit in Deutschland.
Zukunft nicht aller deutschen Werke gesichert
2020 hatte das Unternehmen mitten in der Corona-Krise einen Transformationstarifvertrag für seine deutschen Beschäftigten vereinbart, dessen wichtigste Bestandteile der Abschluss von Beschäftigungsgarantien bis Ende 2022 sowie die Erarbeitung von Zielbildern für die Werke für die Zeit danach waren. Als Folge konnten für die allermeisten Standorte Konzepte entwickelt werden, die sie über die kommenden Jahre tragen können. Dort wurden auch Beschäftigungsgarantien bis 2025 oder 2026 gewährt.

In Friedrichshafen wird noch verhandelt
Bei manchen Werken, etwa in Passau, aber auch am Friedrichshafener Stammsitz, ist der Zielbildprozess noch nicht abgeschlossen. In Friedrichshafen verhandeln Arbeitnehmer und Unternehmen derzeit noch über von ZF zugesagte Investitionen, die nach Darstellung der Beschäftigtenvertreter bislang noch nicht in vollem Umfang geflossen sind.
An anderen Standorten, ist es noch nicht gelungen, tragfähige Lösungen für die Zukunft zu finden. Ihnen droht im Schlimmsten Fall die Schließung. ZF-Betriebsratschef Dietrich sprach in dem Zusammenhang von den Werken in Brandenburg und im nordrhein-westfälischen Eitorf.
Auch bei Bosch und Mahle sorgt man sich um Jobs
Ein Problem für die hiesigen Werke sei, dass zusehends auch innovative Produkte, die auch für die E-Mobilität gebraucht werden, nach Osteuropa oder Mexiko verlagert werden. So plane ZF den Ausbau des serbischen Standorts Pancevo von jetzt 1000 auf 6000 Mitarbeiter. Im Werk Saarbrücken dagegen könnten unter Umständen nur 3500 von aktuell rund 9000 Arbeitsplätzen übrigbleiben.
Ähnliche Bedenken äußerten am Freitag die Betriebsratschef von Bosch und Mahle, die beiden anderen großen Zulieferer im Südwesten. Frank Sell, Chef des Betriebsrats von Bosch, berichtete von einem extremen Preiskampf, etwa bei Elektro-Bauteilen, wo dann in den Betrieben gesagt werde, dass deutsche Standorte nicht wettbewerbsfähig seien. Auch Südwest-IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger sagte, bei der Frage, wo neue Produkte angesiedelt werden, werde immer öfter für Osteuropa entschieden.