Der baden-württembergische Endoskope-Weltmarktführer Karl Storz (KS) steigt ins Geschäft mit Krankenhaus-Robotern ein und will innerhalb von fünf Jahren ein erstes Komplettsystem auf den Markt bringen. Dazu hat der Mittelständler aus Tuttlingen das Tochterunternehmen Venture One gegründet, in dem die Aktivitäten der Medizintechnik-Firma zur „robotergestützten Chirurgie“ gebündelt werden sollen.
Mitarbeiterzahl in Robotik-Firma soll sich vervierfachen
„Venture One markiert den Einstieg von Karl Storz in den Robotik-Markt“, sagte eine KS-Sprecherin dem SÜDKURIER. Nach einer Vorbereitungsphase von mehreren Monaten habe das Unternehmen jetzt seine Arbeit aufgenommen. Vom Sitz der neuen Firma in Singapur und von München aus arbeiten derzeit 35 Beschäftigte für die 100-prozentige KS-Tochter.
Deren Mitarbeiterzahl soll sich „in den nächsten drei bis vier Jahren auf mehr als 150 Personen“ vervierfachen, sagte die Sprecherin. Ziel sei es, nicht nur einzelne Roboter, sondern „ein umfassendes robotisches Ökosystem zu entwickeln“. Dieses beinhalte auch Lösungen für virtuelle Realität und künstliche Intelligenz.
Chirurgen sollten so bei komplizierten Operationen unterstützt und ihre Entscheidungsfindung verbessert werden. Chirurgische Eingriffe sollen durch Roboter- und Software-Hilfe aber auch schneller und mit besseren Ergebnissen für die Patienten verlaufen.

„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass robotische Lösungen in Verbindung mit künstlicher Intelligenz die Medizintechnik und den Gesundheitssektor in den kommenden Jahren weltweit neugestalten werden“, sagte Firmenchef Karl-Christian Storz. Als ambitioniertes Unternehmen müsse KS an dieser Entwicklung teilhaben und den Markt mitgestalten.
US-Firmen dominieren Robotik
Robotik ist einer der schnell wachsenden Bereiche im Medizin- und Medizintechnikgeschäft. Branchenschätzungen gehen davon aus, dass er bis 2030 ein Volumen zwischen 15 und 30 Milliarden Euro erreichen wird. Dominiert wird das Geschäft von us-amerikanischen Firmen. Weltweiter Marktführer ist die Intuitive Surgical, deren OP-Roboter Da-Vinci dutzendfach in deutschen Kliniken eingesetzt wird. Weitere Unternehmen sind Stryker, Medtronic, CMR Surgical oder Asensus aus dem US-Staat North Carolina.
Kooperation mit Asensus
Mit Asensus kooperieren nun auch die Tuttlinger. Man habe eine Absichtserklärung zur Entwicklung von medizintechnischen „Instrumenten der nächsten Generation“ mit Asensus unterzeichnet, hieß es von KS.
Das 1945 von Karl Storz gegründete gleichnamige Medizintechnik-Unternehmen ist weltweit bekannt für seine Endoskope, medizintechnischen Instrumente und bildgebenden Verfahren, mit denen Operationen besonders schonend durchgeführt werden können. Weltweit beschäftigt KS gut 8300 Mitarbeiter, rund 3000 davon am Tuttlinger Stammsitz.
Im Jahr 2021 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 1,97 Milliarden Euro. Für 2022 rechne man damit, „die Marke von zwei Milliarden Euro beim Umsatz zu knacken“, sagte die KS-Sprecherin.

Im Mai vergangenen Jahres hatte der Mittelständler seine strategischen Unternehmensziele neu gefasst. Wichtiger Bestandteil der Neuausrichtung ist der Robotik-Geschäftsbereich, der als eines der zentralen Wachstumsfelder definiert wurde. Um das Wachstum voranzutreiben, öffnet sich der lange als verschlossen geltende Mittelständer und strebt Kooperationen mit anderen Firmen an. Man sei „offen für erfolgsversprechende Partnerschaften“, sagte Firmenchef Storz.

Um technologisch Geschwindigkeit aufzunehmen, wird die neue KS-Robotikfirma vom Mutterkonzern getrennt geführt. Venture One werde „operativ abgekoppelt“, nutze aber das umfangreiche Wissen der Unternehmensmutter, hieß es vom Unternehmen. Chef des neuen Robotik-Unternehmens wird mit Stephan Abele ein langjähriger führender Mitarbeiter der Tuttlinger Zentrale.
Zu Umsatzzielen des neu gegründeten Unternehmens sowie zur Höhe der Investitionen in Venture One macht KS keine Angaben.