Das in den Niederlanden ansässige Unternehmen Kendrion wird sich von seinem Automotive-Geschäft in Europa und den Vereinigten Staaten trennen. Konzern-Chef Joep van Beurden hat die Vereinbarung über den Verkauf am Freitag bekannt gegeben. Die entsprechenden Unternehmensteile gingen an Solero Technologies aus den Vereinigten Staaten.
Kendrion unterhält in Baden-Württemberg Werke in Villingen-Schwenningen, Donaueschingen, Markdorf und Inzigkofen-Engelswies; zudem gibt es in Deutschland Standorte in Aerzen und Malente.
US-Konzern auf Automotive spezialisiert
Der in Michigan und Mississippi ansässige US-Konzern Solero Technologies ist spezialisiert auf die Herstellung von Magnetspulen für Motoren und Getrieben, Getriebehydraulik und Elektrofahrzeuglösungen. Das Kendrion-Automobilgeschäft werde somit Teil eines reinen Automobilunternehmens, hebt van Beurden hervor.
Mit der Transaktion leite Kendrion eine strategische Neupositionierung ein. Man werde sich vollständig auf industrielle Wachstumschancen in Europa, den USA und China konzentrieren. Van Beurden hob hier die Geschäftsbereiche Industriebremsen, Industrieantriebe und Steuerungen hervor.
65 Millionen Euro Unternehmenswert
Der Erlös aus dem Verkauf werde zur Stärkung der Bilanz dienen und zur Investition in das Industriegeschäft verwendet. Im Fokus bleibe die Position von Kendrion beim Übergang zu Elektrifizierung und zu nachhaltigen Energien. Kendrion ist nicht nur in Automotive, sondern mit seinen Produkten auch in Agrartechnik, Robotik, Bahntechnik, Energietechnik, Luftfahrt und Maschinenbau engagiert.
Die vom Verkauf betroffenen Automotive-Unternehmensteile werden laut der Mitteilung mit 65 Millionen Euro bewertet. Solero Technologies tätige den Kauf mit Unterstützung der Investmentgesellschaft Atar Capital. Die veräußerten Betriebe hätten einen Anteil von 80 Prozent am Umsatz von Kendrion Automotive.
Von der Vereinbarung nicht betroffen sei das europäische „Automotive Sound and Electronics“-Geschäft und China-Automotive, sie verbleiben bei Kendrion. Allerdings würden die Investitionen in die Produktentwicklung für Automotive Sound eingestellt und eine Verkleinerung des Unternehmens eingeleitet.
Unklarheit für Werke im Südwesten
Kendrion zählt gut 2600 Mitarbeiter. In welchem Umfang die im Südwesten angesiedelten Standorte von dem Verkauf betroffen sind, war am Freitag sowohl in der Unternehmenszentrale in Amsterdam, als auch bei der Kendrion GmbH in Villingen-Schwenningen nicht zu erfahren. Der dortige Betriebsratsvorsitzende, Martin Bausch, sagte auf Anfrage des SÜDKURIER, dass die Arbeitnehmervertreter am Freitag nicht mehr wussten, als in der Unternehmensmitteilung stand.
Die Kendrion GmbH ist Teil der Automotive-Einheit. Allerdings werden am Standort Donaueschingen auch elektromagnetische Komponenten für Industriebranchen produziert. Und in Villingen-Schwenningen gibt es eine Produktion für industrielle Antriebstechnik. Also jenes Geschäftsfeld, auf das sich Kendrion konzentrieren will. Offen sind auch die Auswirkungen für Markdorf und Engelswies.