Die Volksbank in Villingen ist auf Fusionskurs und könnte demnächst zu einem der größten genossenschaftlichen Geldinstitute der Republik zu werden. Wie die Bank am Donnerstag mitteilte, plane man einen Zusammenschluss mit der in Bad Säckingen am Hochrhein ansässigen Volksbank Rhein-Wehra. Beide Banken verfügten über eine vergleichbare Geschäftsausrichtung, seien wirtschaftlich sehr erfolgreich und hätten eine stabile Vermögensbasis, hieß es.
Bank-Vorstände sollen Geschäft klar machen
Im Moment liefen nach einem entsprechenden Aufsichtsratsbeschluss Sondierungsgespräche zwischen den Führungsgremien der beiden Institute. Sie sollen im April abgeschlossen sein. Läuft alles nach Plan, werden Vertreterversammlungen der Banken im Sommer final über das Projekt abstimmen. Zu inhaltlichen Fragen, etwa ob mit den Plänen ein Abbau von Arbeitsplätzen verbunden ist, wollten sich Bankenvertreter am Donnerstag gegenüber dem SÜDKURIER nicht äußern.

Die Volksbank in Villingen war bereits 2020 mit der in Offenburg ansässigen Volksbank fusioniert. Seitdem nennt man sich „Gestalterbank“.
Man erwarte sich durch einen neuerlichen Zusammenschluss eine weitere Stärkung der Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit, hieß es.
Entsteht ein Volksbank-Riese?
Die Volksbanken stehen ebenso wie Konkurrenten unter erheblichem wirtschaftlichen Druck. Dieser rührt etwa von hohen Kosten durch EU-Auflagen her. Vor allem aber wirkt sich die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank seit Jahren negativ auf das Zinsergebnis der Institute aus. 2021 erwirtschafteten alle 144 in Baden-Württemberg verbliebenen Volks- und Raiffeisenbanken nach Daten des in Stuttgart ansässigen Geno-Verbands einen Zinsüberschuss von knapp 2,7 Milliarden Euro und damit gut drei Prozent weniger als im Vorjahr.
Zahl der eigenständigen Volksbanken im Land sinkt rapide
Trotz steigender Einnahmen, etwa durch Provisionen und Gebühren, fahren die Institute im Südwesten auch operativ immer weniger Gewinn ein. Zuletzt noch knapp 1,2 Milliarden Euro. Um Kosten zu sparen, fusionieren viele Geldhäuser. Von 230 eigenständigen Volks- und Raiffeisenbanken im Jahr 2011 sind noch 144 übrig.
Durch die Fusion erhielte Baden-Württemberg indes eine Volksbank, die mit den ganz großen Instituten bundesweit mitspielen kann. Mit 1100 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von mehr als 12 Milliarden Euro würde ein Volksbanken-Riese entstehen, der zu den größten Genossenschaftsbanken in Deutschland zählen würde.