Der Öko-Energiepionier Solarcomplex bekommt einen neuen prominenten Aktionär. Wie das in Singen am Hohentwiel ansässige Unternehmen mitteilte, beteilige sich die Crescere-Stiftung „mit einem sechsstelligen Betrag als Neuaktionär“ an Solarcomplex.
Regionale Projekte im Fokus
Die im Jahr 2021 gegründete Stiftung hat ihren Sitz in Konstanz und fördert Projekte etwa aus den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Jugend- und Altenhilfe, Kunst, Kultur sowie Sport.
Der 2022 verstorbene Gründungsstifter Thomas Seger sei Elektroingenieur und bereits sehr früh ein Befürworter von nachhaltiger Energiegewinnung mit Photovoltaik, Wasser, Wind und Wasserstoff gewesen, sagte der Vorstand der Crescere-Stiftung, Wolfgang Münst, dem SÜDKURIER.

Eine Beteiligung an Solarcomplex passe daher sehr gut zu Stiftung und Stiftungszielen. Solarcomplex sei nicht börsennotiert und agiere ausschließlich regional. Daher sehe man ganz konkret, in welche Projekte das Kapital investiert werde, so Münst.
Crescere-Stiftung legt viel Geld in Aktien an
Die Crescere-Stiftung wurde 2021 von dem Konstanzer Seger gegründet. Der langjährige Siemens-Manager und Aktien-Autodidakt brachte sein Kapital in die Stiftung ein, die heute einen zweistelligen Millionenbetrag verwaltet. Das Geld wird hauptsächlich in Aktien, aber auch in anderen Anlagen, angelegt.
Die Überschüsse fließen in nachhaltige, soziale oder technologisch richtungsweisende Projekte in der Bodenseeregion. Jährlich werden so bis zu 800.000 Euro investiert. Solarcomplex sei das erste namhafte Firmeninvestment in der Region, sagte Münst. Man verfolge bei den Singenern einen langfristigen Anlagehorizont.
Viele Aufträge bei Singenern
Solarcomplex mit seiner besonderen Expertise im Bau von Nahwärmenetzen, Wind und Photovoltaikanlagen wächst seit einigen Jahren erheblich. Um die Projekte in der erweiterten Bodenseeregion zu finanzieren, führt das von Firmen-Mitgründer Bene Müller geführte Unternehmen alle ein bis zwei Jahre Kapitalerhöhungen durch. In der aktuellen Runde wurden seit November rund sechs Millionen Euro neu eingeworben, sagte Müller unserer Zeitung.
Anders als die meisten anderen Unternehmen kann sich das regenerative Stadtwerk, wie sich Solarcomplex selbst nennt, vor Aufträgen kaum retten. „Im Moment müsse man fast jede Woche Aufträge absagen, weil die Kapazitäten nicht ausreichten“, sagt Müller. Derzeit hat Solarcomplex rund 80 Mitarbeiter.
Pipeline von 100 Millionen Euro
Nach Zahlen von Ende Januar werden bei Solarcomplex 2025 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro umgesetzt. Für die Jahre ab 2027 seien Anlagen für noch einmal dieselbe Summe in Planung, sagt Müller.
Um die Aufträge abzuarbeiten, ist Solarcomplex nicht nur auf neue Mitarbeiter, sondern auch auf mehr Eigenkapital angewiesen. Nur wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten sind, springen Banken als Kofinanzierer auf. Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen hat 1700 Gesellschafter, meist Bürger, aber auch Firmen, Stadtwerke oder Genossenschaften.