Eine wirtschaftliche Hoch-Zeit hatte man ihnen versprochen, einen Ansturm von Millionen von Touristen und beste Geschäftschancen, die sich daraus ergeben.

Doch gut eine Woche nach Beginn der Olympischen Sommerspiele in Paris beklagen sich viele Gastronomen und Gewerbetreibende in der französischen Hauptstadt darüber, dass sich ihre hohen Erwartungen nicht erfüllt haben. Manche fordern bereits Entschädigungszahlungen vom Staat; das Pariser Rathaus unterstützt dieses Anliegen.

„Es kommt kaum jemand“

Je nach Stadtviertel sind die Geschäftszahlen mehr oder weniger mau. „Es kommt kaum jemand, hier ist die Wüste Gobi“, wagte ein Buchhändler in der Rue Bonaparte im eigentlich bei Touristen beliebten Viertel Saint-Germain-des-Prés einen erstaunlichen Vergleich.

„Die Gegend ist ruhig“, sagte Sébastien Saint-Paul, Verkaufsdirektor des Kaufhauses Printemps am Boulevard Haussmann. Dessen Generaldirektor rechnete schon im Vorfeld mit einem Umsatzrückgang um fünf bis zehn Prozent durch die Olympischen Spiele.

Freie Plätze gibt es in diesem Café im Stadtteil Montmartre im Norden von Paris.
Freie Plätze gibt es in diesem Café im Stadtteil Montmartre im Norden von Paris. | Bild: Miguel Medina, AFP

„Uns wurden 15 Millionen Besucher in Paris angekündigt, aber wo sind die?“, fragt Arnaud Seite, der drei Hausboote mit Restaurants und Bars auf der Seine betreibt. „Normalerweise verbringen wir unsere Zeit damit, Leute abzuweisen. Jetzt ist hier noch überall frei.“

Ähnliche Erfahrungen macht Julia Sedefdjian, Chefin eines Sternerestaurants im fünften Arrondissement. „Wir haben das Gefühl, von einem Fest ausgeschlossen zu werden, das für alle schön hätte sein sollen“, sagt sie. Sie sei das Risiko eingegangen und habe extra Personal angeheuert, um das Restaurant den Sommer über zu öffnen und nicht wie sonst eine Pause einzulegen. Für den Juli geht sie nun von 30 Prozent Verlust aus.

Was sind die Gründe dafür?

Die Gründe sind vielfältig. Aus Sorge vor einem Kollaps des öffentlichen Nahverkehrssystems – der nicht eingetreten ist – appellierte die Regierung im Vorfeld an Unternehmen, in der Zeit der Olympischen Spiele von 26. Juli bis 11. August und idealerweise auch schon davor umfassend die Arbeit im Homeoffice zuzulassen.

So blieb das Mittagsgeschäft durch die Büroleute aus. „Schon ab Anfang Juli war das ganze Viertel wie leergefegt“, sagte Daniel Machover, Apotheker in der Nähe der alten Pariser Oper, ebenfalls am Boulevard Haussmann.

Besonders hart trafen manche Betriebe auch die Sicherheitsvorkehrungen, die bereits eine Woche vor der Eröffnungszeremonie am 26. Juli getroffen wurden. Zugang in bestimmte Zonen im Zentrum gab es nur noch für Menschen, die vorab im Internet in einer nicht unkomplizierten Operation einen QR-Code beantragt hatten. Restaurants und Geschäfte in den jeweiligen Gebieten hatten das Nachsehen. Hinzu kamen die insgesamt 44.000 Barrieren, die ab 18. Juli die Straßen von den Bürgersteigen trennten, ebenfalls für den bestmöglichen Schutz der Eröffnungsfeier.

Besser läuft es in der Nähe von Wettkampfstätten

Dem Präsidenten des Hotel- und Gastronomenverbandes UMIH, Franck Delvaux, zufolge war vor allem die Zeit vor dem 26. Juli für viele seiner Mitglieder „katastrophal“.

Besser läuft es inzwischen für die Einrichtungen in der Nähe von Wettkampfstätten, ob am Eiffelturm, am Stade de France in der nördlichen Vorstadt Saint-Denis oder im Parc de la Villette im Pariser Nordosten, wo eine der größten Fanzonen eingerichtet ist; allerdings sind die Betreiber der dortigen Food Trucks nicht unabhängig, sondern gehören zum Organisationskomitee der Spiele.

„All jene in anderen Stadtvierteln machen im besten Fall ein Umsatzminus von 25 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr“, so Delvaux.

Experten gehen von langfristigem Profit aus

Insgesamt wird mit rund 15 Millionen Touristen für die Olympischen und Paralympischen Spiele, die am 28. August beginnen, gerechnet – mehr als Paris sonst im Jahr zählt. Aber nur rund 15 Prozent von ihnen sind laut Tourismusbüro Ausländer.

Die französischen Gäste übernachten oft bei Freunden und Familie, was die geringe Auslastung von Hotels und die über Plattformen vermieteten Wohnungen erklärt. Sie geben weniger Geld aus als Urlauber, die extra aus den USA, China oder der Arabischen Halbinsel anreisen. Haben die Sport-Touristen bereits viel Geld in Eintrittskarten investiert, so bleibt ein geringeres Budget für Shopping, Museen und Restaurants – und dort liegt eben auch nicht deren Hauptinteresse.

Also herrscht zwar Enttäuschung in der Pariser Tourismusbranche, doch Experten gehen davon aus, dass sie langfristig dennoch von den Spielen profitieren wird. So sagt Johanna Volpert, Professorin für Marketing an der Kedge Business School in Bordeaux: „Das Image der Gastgebernation hat sich verbessert und das wird Frankreich als touristischem ziel nutzen.“