Herr Schlumberger, Batteriespeicher waren für private Hauseigentümer bislang oft unwirtschaftlich. Trotzdem gehören sie beim Einbau neuer Photovoltaikanlagen inzwischen zum Standard. Warum?

Andreas Schlumberger: Wir wissen aus Studien, dass die Menschen bereit sind, bis zu 8000 Euro für einen Speicher auszugeben. Die wenigsten rechnen sich dabei aus, ob sie diese Kosten jemals über das Mehr an selbst genutztem Strom wieder reinholen. Es geht ihnen vor allem darum, sich besser vor steigenden Strompreisen abzusichern oder möglichst autark zu leben. Das hat dazu geführt, dass in den letzten Jahren immer mehr Speicher eingebaut wurden – und diese gestiegene Nachfrage macht sich nun auch in den Preisen bemerkbar. Gebe ich gleich viel Geld für einen Speicher aus wie früher, bekomme ich dafür nun mehr Speicherkapazität.

Das heißt, Stromspeicher bieten nun auch finanzielle Vorteile?

Schlumberger: Es gibt inzwischen tatsächlich einige Systeme, die mehr Geld einbringen, als sie kosten, also unter der Schallgrenze von 600 bis 650 Euro pro Kilowattstunde liegen. Immer mehr Hersteller bieten sogar schon zu Preisen um die 500 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität an.

Wie kommt man auf diese Schallgrenze?

Schlumberger: Die Preise für Batteriespeicher werden zur besseren Vergleichbarkeit in der Regel in Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität verglichen. Ganz vereinfacht gesagt: Man rechnet aus, welche Menge Strom man in den 15 Jahren Lebensdauer eines Speichers zu welchem Preis selbst erzeugen und speichern kann. Das vergleicht man mit dem, was man dadurch an Netzstrom einspart und so ergibt sich die Schallgrenze. Wobei keiner ehrlich vorhersagen kann, wie sich die Strompreise in den nächsten Jahren tatsächlich entwickeln werden – und das ist natürlich ein entscheidender Faktor bei dieser Rechnung.

Andreas Schlumberger Solarcluster BW
Andreas Schlumberger Solarcluster BW | Bild: SCBW

Geht man davon aus, dass Strom zumindest mal nicht mehr günstiger wird: Ist ein Batteriespeicher dann heute für jeden Haushalt wirtschaftlich?

Schlumberger: Nein, so einfach ist das leider nicht. Ganz entscheidend dabei, ob sich das für mich persönlich rechnet, ist die Frage: Wie groß ist die Restmenge an Strom, die ich außerhalb der Produktionszeiten der Photovoltaikanlage verbrauche? Und wie beziehe ich diesen dann möglichst wirtschaftlich?

Geht das auch ein bisschen konkreter: Wer profitiert von den Speichern – und wer eher nicht?

Schlumberger: Bei einer mehrköpfigen Familie ist tagsüber oft kaum jemand zu Hause. Abends aber wird dann gekocht, gewaschen, am Computer gespielt. Das spricht für einen Speicher. Das Rentnerehepaar dagegen, das den Großteil des Tages daheim verbringt und den Strom direkt verbraucht, profitiert eher weniger davon. Aber wie gesagt: Man muss sich das im Einzelfall anschauen. Vielleicht arbeitet in der Familie ja eine Person im Homeoffice und verbraucht dabei schon tagsüber sehr viel Strom.

Und das Rentnerpaar gehört vielleicht zu den Nutzern älterer Photovoltaik-
anlagen, bei denen die hohe EEG-Vergütung der Anfangsjahre bald endet. Spricht das dann nicht auch für einen Speicher?

Schlumberger: Auch hier kann ich nur dringend empfehlen, das mit einem Experten genau anzuschauen, mehr als ein Angebot einzuholen und sich das auch mal selbst durchzurechnen. Eine Firma will am Ende natürlich immer etwas verkaufen, deshalb werden hier manchmal die Gestehungskosten des eigenen Stroms in der Beispielkalkulation auch einfach weggelassen. Dadurch erscheinen die Batteriespeicher dann wirtschaftlicher, als sie tatsächlich sind. Das Argument lautet dann oft: „Den Strom hätten Sie sonst ja eh weggeschmissen, jetzt können Sie ihn wenigstens speichern.“ Aber wenn ich einen Karton Eier kaufe und zwei fallen mir runter, habe ich ja trotzdem alle Eier bezahlt. Und so hat auch jede Kilowattstunde, die ich in einen Speicher hineinstecke, einfach auch schon etwas gekostet.

Gibt es noch weitere Rechenfehler?

Schlumberger: Vergessen wird bei solchen Kalkulationen manchmal auch gern der Stromverbrauch des Batteriespeichers selbst oder kurz die Gesamteffizienz des Systems, die natürlich immer unter 100 Prozent liegt. Der Verlust beim Einspeichern und Wiederentnehmen des Stroms beträgt für das Gesamtsystem bis zu 15 Prozent. Auch die Steigerungen, die für den Strompreis in den nächsten Jahren angenommen werden, sind mitunter unrealistisch hoch.

Ein Batteriespeicher kann eine Photovoltaikanlage ergänzen.
Ein Batteriespeicher kann eine Photovoltaikanlage ergänzen. | Bild: Vaillant/dpa

Welche Rolle spielen die dynamischen Strompreise, die Energieversorger seit Anfang des Jahres anbieten müssen?

Schlumberger: Sie können dazu beitragen, die Wirtschaftlichkeit eines Stromspeichers zu erhöhen. Denn ist der Strompreis aufgrund von viel erneuerbarem Strom im Netz gering und meine Batterie hat noch Platz, kann sie den billigen Strom aus dem Netz speichern. Dadurch ergeben sich für die Verbraucher viele neue Möglichkeiten, vor allem, wenn man zusätzlich sein Verbrauchsverhalten anpasst. Aber es wird natürlich auch immer komplizierter und ich darf den Aufwand nicht scheuen, mich mit der Thematik auseinander zu setzen.

Werden die Preise für Batteriespeicher in den nächsten Jahren weiter sinken?

Schlumberger: In Deutschland sind rund vier Millionen Photovoltaikanlagen installiert, etwa die Hälfte davon bislang ohne Speicher. Das Potenzial ist also noch riesig und wenn die Nachfrage weiter wächst, wird sich das auch auf die Preise auswirken. Man sollte dabei Herkunft und Qualität aber nicht aus den Augen verlieren. Es gibt durchaus auch billige Schnäppchen, die nur eine geringe Lebensdauer haben. Welche Stromspeicher wie performen, ermittelt jedes Jahr die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, daran kann man sich gut orientieren.