Der Fall des 21-jährigen Asylbewerbers Buba Jaiteh offenbart einen Missstand. Ein Missstand, für den in erster Linie die Politik verantwortlich ist. Einerseits werden Asylbewerber, die aus einem anderen europäischen Land einreisen, nicht konsequent an der Grenze abgewiesen, obwohl sie nach dem Dublin-Abkommen von 2003 ihren Antrag im ersten europäischen Einreiseland stellen müssten.
Andererseits fordert die Bundeskanzlerin die ganze Gesellschaft zur Integration der Ankommenden auf. Doch wenn Politik und Behörden diejenigen, die sich wie bei Buba Jaiteh monatelang erfolgreich um die Integration kümmern, vor den Kopf stoßen, indem sie bereits gut integrierte Flüchtlinge wieder abschieben, verlieren sie das Vertrauen.
Wenn die Bürger, Betriebe und Vereine nicht mehr an ihr Staatssystem glauben, sind die Bundesregierung und die Parlamente ebenso auf verlorenem Posten wie ein Fußballtrainer, den seine Spieler im Stich lassen. Da macht es keinen Unterschied, ob ein Flüchtling eine Duldung hat oder nicht. In Deutschland gibt es derzeit 240 000 ausreisepflichtige Asylbewerber.
Dass hier Handlungsbedarf besteht, hat Annette Mauz-Widmann, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, klar erkannt und baden-württembergs Innenminister Thomas Strobl aufgefordert, den Ermessensspiel zumindest für Asylbewerber mit einer Duldung mehr auszuschöpfen. Zwischen März und August 2019 war dies ganze fünf Mal der Fall.