Jeden Morgen um fünf vor sieben Uhr frühstückt Buba Jaiteh mit „Opa“ in Blumberg-Hondingen. „Opa“ ist nicht sein wirklicher Opa, sondern sein Nachbar Peter Gilly. Der 21-jährige Gambier nennt seinen 72-jährigen Nachbarn, der vier Enkel hat, trotzdem liebevoll Opa und dessen Gattin Dagmar Gilly Oma. Um 7.15 Uhr holt ihn ein Arbeitskollege aus dem Ort ab, gemeinsam fahren sie nach Tuningen zur Firma Wieländer + Schill, wo Buba Jaiteh seit 1. März arbeitet. Nach Rückkehr von der Arbeit geht er wieder zu Peter und Dagmar Gilly zum Abendessen.
Den Asylbewerber aus Gambia, der 2014 nach Italien und 2017 nach Deutschland kam und dessen Antrag abgelehnt wurde, haben sie längst alle ins Herz geschlossen: bei den Gillys, wo er fest zur Familie gehört, beim SV Hondingen, wo er die F-Jugend mittrainiert und in der SG Riedöschingen-Hondingen Tore schießt, und bei seinem Arbeitgeber Wieländer + Schill. „Er ist immer freundlich und hilfsbereit“ sagt Deniz Tecer vom Empfang, doch seine Situation bedrücke ihn, sie versuchten, ihn aufzumuntern. „Wir reden auch im Privaten darüber, so ist uns der Buba ans Herz gewachsen. Er gehört mit zu unserer Familie.“

Der Asylbewerber selbst lebt täglich mit der Angst. Und mit der Hoffnung, dass er doch hier bleiben kann, wenngleich seine Duldung, die auf Anweisung des Regierungspräsidiums Karlsruhe vom Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis um einen Monat verlängert wurde, nur bis 10. Dezember geht. Im persönlichen Gespräch schildert er, weshalb er nicht mehr in sein Heimatland Gambia zurück will.
Seine Geschichte
Er war acht Jahre alt, als sein Vater starb. Seine Mutter heiratete wieder, der Stiefvater habe ihm das Leben schwer gemacht, habe gegen ihn gekämpft. Nichts, so erzählt Buba, was seinem Vater gehörte, sollte ihm gehören. Er sah für sich keine Perspektive mehr, im Alter von 16 Jahren machte er sich zu Fuß auf die Flucht. In einem Schlauchboot kam er nach Italien, mehrere Kameraden ertranken. Buba hat heute noch Angst vor Wasser und Schiffen.
„Menschen machen mich glücklich“
Die erste Zeit in Deutschland war schwierig. Erst als er dann 2018 von der Erstaufnahmestelle in Donaueschingen aus über eine Mitarbeiterin der Caritas Kontakt zum SV Hondingen erhielt und mit zwei Landsleuten in das Fußball-Training des SV Hondingen ging, besserte sich sein Befinden. Buba Jaiteh spürt das Wohlwollen seiner Mitmenschen und weiß dies zu schätzen: „Hier habe ich viele Menschen, die mit glücklich machen.“ Und dann sagt er noch: „Ich habe keinen anderen Ort, wo ich hingehen könnte.“
Überstellung beauftragt
Die Unterstützung für seinen Verbleib wächst. Immer mehr Vereine und Bürger bekunden „Er gehört zu uns“, rund 600 Unterschriften wurden gesammelt. Die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder schrieb dem Landtagsabgeordneten Guido Wolf am 5. November, ein Überstellungstermin nach Italien sei noch nicht bekannt, allerdings sei der Auftrag von ihrer Behörde, die landesweit dafür zuständig ist, bereits erteilt. Abschließend merkt die Regierungspräsidentin an, dass noch ein Petitionsverfahren beim Landtag läuft.
Buba Jaiteh ist bundesweit ein Thema. Am Mittwoch drehte ein Team des TV-Senders Sat.1 bei seinem Arbeitgeber, bei der Familie Gilly und auf dem Sportplatz. Was sich die Familie wünscht? Da sagen alle einstimmig: „Dass Buba bleiben kann und wir Weihnachten gemeinsam feiern können.“