Während die Vorbereitungen für eine Rückkehr der „Landshut“ nach Friedrichshafen auf vollen Touren laufen, wird die Stimmung zwischen Dornier-Museum und der Stadt Friedrichshafen immer reservierter. Schon bei der Verkündung der Nachricht, dass die Stadt am Bodensee der neue Standort der Maschine werden würde, sorgte die Zurückhaltung der Stadt und der verschiedenen Fraktionen des Gemeinderates für Verwunderung in der breiten Öffentlichkeit und auch bei Außenminister Sigmar Gabriel. Der hatte die Rückholung des geschichtsträchtigen Flugzeuges zur Chefsache gemacht. Die Hintergründe dieses Verhaltens werden immer klarer.
 



Am Freitag äußerte sich David Dornier, Direktor des Dornier-Museums in Friedrichshafen, erstmals öffentlich zu den Unstimmigkeiten mit der Stadt. „Ich habe immer wieder versucht, einen Termin beim Oberbürgermeister zu bekommen, doch ich habe keinen bekommen“, erklärt David Dornier. Dass die Landshut nach Friedrichshafen komme, erfuhr die Stadtverwaltung, so hört man aus gut informierten Kreisen, aus der Bild-Zeitung. Doch es geht nicht nur um den Umgang – es geht auch um Geld.

 

Denn genau zu diesem Zeitpunkt gab es Gespräche zwischen Stadt und Dornier-Museum über eine mögliche Bezuschussung des Museums, das seit Jahren defizitär ist. 2009 hatte die Familie Dornier auf eigene Initiative hin das Dornier-Museum in Friedrichshafen aufgebaut. Doch offenbar ist man nun nicht mehr willig, die immensen Kosten des Museumsbetriebes selbst zu stemmen. Wie einem internen Papier des Gemeinderates zu entnehmen ist, das dieser Zeitung vorliegt, teilte die Familie Dornier der Stadt wenige Wochen vor der Landshut-Entscheidung mit, dass die Familie nicht mehr bereit sei, „perspektivisch den Museumsbetrieb dauerhaft zu finanzieren“.

Weiter heißt es: „Im Gespräch mit Herrn David Dornier äußerte dieser am 28. Juni 2017, dass die Familie beabsichtige, unter Umständen den Museumsbetrieb aus finanziellen Gründen zum Jahresende 2017 einzustellen.“ Das Dornier-Museum macht Verluste, rund 1,7 Millionen Euro pro Jahr, wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER gibt David Dornier unumwunden zu, dass es diese Probleme gibt. „Unsere betriebswirtschaftliche Situation zwingt uns zum Handeln. Meine Familie hat mir den Auftrag gegeben, den Museumsbetrieb auf Dauer finanziell zu stabilisieren“, sagt Dornier.

Schon ein Jahr zuvor waren die Finanzen des Dornier-Museums ein Thema für den Ältestenrat der Stadt. Im Juli 2016 wurde dieser eingeladen, um eine finanzielle Beteiligung der Stadt zu diskutieren. Wie aus Unterlagen zu diesem Treffen hervorgeht, erläuterte Familienpatriarch Silvius Dornier damals die finanzielle Situation des Museums. Für den laufenden Betrieb sei eine Million Euro pro Jahr nötig. Stadt und Dornier-Museum vereinbarten, das Ansinnen zu prüfen und das Museum einer gründlichen finanziellen Überprüfung zu unterziehen. Das Ergebnis liegt der Stadt Friedrichshafen bis heute nicht vor, unter anderem „wegen der Komplexität der Prüfung“.

„Wir haben am 11. Mai 2017 alle Unterlagen der Stadt zur Verfügung gestellt“, erläutert Dornier. Doch trotz allem sei es bis zum heutigen Tag zu keinen Verhandlungen gekommen, bedauert er. Obwohl der Museumschef zugibt, dass seine Familie keine Forderungen an die Stadt stellen könne, ist er doch enttäuscht. „Ich halte es nicht für unverschämt, der Stadt vorzuschlagen, die Lasten des Museums zu teilen“, so Dornier. Schließlich profitiere Friedrichshafen von dem Museum. „Es ist mit folgender Situation zu vergleichen: Wenn man mit Freunden essen geht und acht Mal zahlt, dann können die Freunde doch das neunte Mal zahlen“, so David Dornier. „Wir fänden es fair, wenn wir gefördert würden“, fügt der Enkel des Luftfahrtpioniers hinzu.

Im Übrigen entstünden der Stadt durch die Landshut keine Kosten. „Das Dornier-Museum übernimmt diesen Teil – wir rechnen mit 140 000 bis 200 000 Euro jährlich“, gibt Dornier an. Diese Ausgaben würden durch steigende Besucherzahlen hereingeholt. „Damit hat die Landshut rein gar nichts mit dem Wunsch zu tun, dass die Stadt das Museum finanziell unterstützt“, erklärt David Dornier. Gleichzeitig sei man dabei, die Unterfinanzierung des Museum zu verringern. „Mein Ziel ist es, nur noch 500 000 Euro Defizit zu machen. Wenn die Stadt davon die Hälfte übernähme, wäre das ein gutes Ergebnis“, so Dornier. Die Stadt Friedrichshafen verweist auf vereinbarte Vertraulichkeit: „Unabhängig von der Präsentation der Landshut werden Stadtverwaltung und Gemeinderat eine Museumskonzeption erarbeiten. Hier sind wir aber erst am Anfang der Diskussion. Natürlich werden auch Gespräche mit dem Dornier-Museum geführt und weiter geführt werden“, so die Pressesprecherin Monika Blank. Dornier selbst will kämpfen: „Für die Landshut und für das Dornier-Museum. Ich kämpfe das durch.“

Das sind die nächsten Schritte

Es ist erklärtes Ziel des Auswärtigen Amtes, die „Landshut“ als Erinnerungsort in Friedrichshafen auszustellen. Bis diese nationale Gedenkstätte Realität wird, wird es wohl rund zwei Jahre dauern, wie David Dornier am Freitag erläuterte. So sieht der Zeitplan für das Museumsprojekt aus:

 

  • Landung: Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, so die Auskunft David Dorniers, werden die ersten Teile der „Landshut“ am Samstag, 23. September, in Friedrichshafen ankommen. Eine Antonow 124 wurde dazu vom Auswärtigen Amt angemietet. Sie soll schon am 21. September im brasilianischen Fortaleza sein. Derzeit arbeiten Techniker der Lufthansa an der Demontage der Boeing 737. Für die breite Öffentlichkeit plant das Dornier-Museum einen Tag der offenen Tür, um die „Landshut“ in Friedrichshafen „entsprechend zu begrüßen“, so der Museumsdirektor.
  • Lagerung: Ein zweites Flugzeug wird die restlichen Teile (Tragflächen und Triebwerke) nach Friedrichshafen bringen. Die zerlegte „Landshut“ wird anschließend in einem Hangar des Friedrichshafener Flughafens gelagert. Noch ist unklar, in welcher der beiden Hallen des Bodensee-Airports, einen Mietvertrag gibt es noch nicht.
  • Museales Konzept: Zunächst wird ein museales Konzept erstellt. Daran beteiligt sind das Amt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), das Bonner Haus der Geschichte sowie weitere Mitglieder eines wissenschaftlichen Beirates.
  • Bau des Museums-Hangars für die Landshut: Sobald ein Konzept steht, wird mit dem Bau einer Halle begonnen, in der die „Landshut“ ausgestellt werden kann. Erst danach wird mit der Remontage des Flugzeuges begonnen.
  • 18. Oktober 2019: Feierliche Eröffnung der „Landshut-Ausstellung“ in Friedrichshafen.
Kerstin Mommsen