Um die Ausstellung der 1977 entführten früheren Lufthansa-Maschine „Landshut“ ist nach der jüngsten Berichterstattung des SÜDKURIER eine Kontroverse entbrannt. Sie wird zwischen Befürwortern und Gegnern einer Restaurierung der zerlegten Maschine geführt, die 2026 am Flughafen Friedrichshafen präsentiert werden soll.

Nachdem der frühere SWR-Journalist, Buchautor und „Landshut“-Spezialist Martin Rupps in einem von früheren Geiseln mit unterzeichneten offenen Brief an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) gefordert hat, von dem derzeit verfolgten Präsentationskonzept eines politisch-pädagogischen „Lernorts“ Abstand zu nehmen, wenden sich die Verfechter eben dieses Konzepts ebenfalls in einem offenen Brief, der dem SÜDKURIER vorliegt, an den Minister.

Rückendeckung für Konzept der Bundeszentrale

In diesem verteidigt der Unterstützerkreis „Demokratieraum. Die Landshut in Friedrichshafen“, vertreten durch den früheren Landrat des Bodenseekreises, Lothar Wölfle, und den ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Norbert Zeller, den Ansatz der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Dieser verzichtet auf eine Restaurierung, die den Zustand der Maschine von 1977 darstellt.

So sieht derzeit der Innenraum der „Landshut“ aus. Die Maschine war in der letzten Verwendung als Frachtflugzeug im Einsatz. Daher hatte ...
So sieht derzeit der Innenraum der „Landshut“ aus. Die Maschine war in der letzten Verwendung als Frachtflugzeug im Einsatz. Daher hatte man die Bestuhlung entfernt. Die Bestuhlung von 1977 gibt es nicht mehr. | Bild: Andreas Ambrosius

Das Konzept der bpb basiert auf der Tatsache, dass es in dem Flugzeug keine Spuren mehr gibt, die auf die Ereignisse von 1977 hinweisen, da die Maschine nach dem Verkauf durch die Lufthansa von mehreren Eigentümern weiter genutzt wurde.

Neun Jahre lang auf einem Flugzeugfriedhof

Die bpb bemüht sich daher, den Werdegang des Jets nach dem Verkauf 1985 zu dokumentieren und ihren Weg bis zum Flugzeugfriedhof im brasilianischen Fortaleza nachzuvollziehen, wo sie 2008 abgestellt wurde und von wo sie 2017 an den Bodensee kam. Das Schicksal der „Landshut“ soll so in seiner verworrenen Ganzheit erklärt werden.

Zeller und Wölfle mahnen, eine Neulackierung der Maschine, wie die Gruppe um Martin Rupps sie fordert, würde bedeuten, alle historischen Spuren, die das Wrack seit 1985 trägt, zu beseitigen. So entstünde der falsche Eindruck, die Geschichte der Maschine habe 1977 geendet.

Geschichtsspuren: Am vorderen Rumpf haben die Restauratoren auf einer kleinen Fläche die Lackschichten freigelegt. Die rot-blaue ...
Geschichtsspuren: Am vorderen Rumpf haben die Restauratoren auf einer kleinen Fläche die Lackschichten freigelegt. Die rot-blaue Lackierung stammt von der brasilianischen Linie TAF Lenhas Aéreas, für die die Maschine zuletzt im Einsatz war. | Bild: Andreas Ambrosius

Für den Unterstützerkreis ist hingegen wichtig, den Besuchern der Ausstellung durch das Wrack „geschichtspolitische Abhandlungsprozesse in einer demokratischen Gesellschaft“ offenzulegen, wie es im Brief an Dobrindt heißt. Es sei wichtig, auch jene historischen Zusammenhänge klarzumachen, die auf die Entführung und Befreiung der Maschine folgten. So müsse gezeigt werden, wie es den ehemaligen Geiseln nach dem Drama und im weiteren Leben ergangen ist.

Mulitmedia soll Eindruck von früher wiedergeben

Laut Zeller und Wölfle sollten mediale Angebote in die künftige Ausstellung eingebunden sein, um Besuchern einen „visuellen Eindruck von früheren Erscheinungsbildern der Maschine“ zu ermöglichen. Diese war nach ihrer Lufthansa-Zeit nicht nur als Passagier- sondern auch als Frachtmaschine im Einsatz. Die Autoren treten Martin Rupps‘ Behauptung entgegen, die „Landshut“ sei in ihren alten Farben „Teil des kollektiven Gedächtnisses“ und verweisen auf die Wissenslücken der jüngeren Generation.

Der Brief an Dobrindt schließt mit einem Bekenntnis zu der Expertise der bpb, deren Projekt durch Einsprüche nicht verzögert werden dürfe. Schließlich wird der Minister gebeten, an der Einweihung des „Lernort“ 2026 in Friedrichshafen teilzunehmen.