Island ist bekannt als nordischer Inselstaat aus Eis, Feuer und Vulkanen. Feuer und Flamme für das Land sind Moritz Möhrle und Johanna Seemann. Das Pärchen verbrachte dort sieben Monate, um bei einer Gastfamilie auf einer Farm zu arbeiten. Zeit für Ausflüge blieb den beiden Pfullendorfern dennoch.

Arbeitgeber lässt ihn gehen

Nach Island wollte die 20-jährige Johanna Seemann schon immer – alleine schon wegen der vielen Pferde, der wunderschönen Landschaft sowie den Mythen und Sagen. Nach ihrem Abitur 2024 am Gymnasium in Hechingen wurden ihre Pläne konkreter. Ihren Freund Moritz Möhrle wollte sie sieben Monate an ihrer Seite haben. „Ich habe Glück, dass ich so einen guten Arbeitgeber habe“, sagt der 24-Jährige, dem die Firma DeLimes Energy das Abenteuer Island nicht verwehren wollte.

Moritz Möhrle mit Mütze und dickem Pullover könnte glatt als Isländer durchgehen.
Moritz Möhrle mit Mütze und dickem Pullover könnte glatt als Isländer durchgehen. | Bild: privat

Sie fällt nachts fast aus dem Bett

Und das Abenteuer begann schon am 10. November 2024 bei der Hinreise mit dem Auto nach Dänemark und von dort aus weiter mit der Fähre nach Island. Ein Flug auf den Inselstaat schied aus, „weil ein Mietwagen für diesen langen Zeitraum viel zu teuer gewesen wäre“, sagt Möhrle. Vier Tage und drei Nächte dauerte die teils wacklige Fahrt mit der Fähre. „Es schlug sechs bis acht Meter hohe Wellen“, ergänzt Johanna Seemann. Nachts sei sie fast aus dem Bett gefallen.

Auch Johanna Seemann genießt trotz harter Arbeit ihr Abenteuer in einem fremden Land, das sie schon immer besuchen wollte.
Auch Johanna Seemann genießt trotz harter Arbeit ihr Abenteuer in einem fremden Land, das sie schon immer besuchen wollte. | Bild: privat

Unterhaltung in englischer Sprache

Doch die beiden erreichten planmäßig ihr Ziel – im Süden von Island, auf einer abgelegenen Farm. Sie hatten sich zuvor über die Plattform Homestay erkundigt, ihr Profil beschrieben und in englischer Sprache ein Videotelefonat mit ihrem Gastgeber Agust geführt, in dessen Haus er und seine zwei Kinder (13 und 21 Jahre) sowie Gastmutter Kolla und ihre beiden Töchter (15 und 17 Jahre), zwei Hunde und Katzen wohnen. Das Zimmer von Seemann und Möhrle war bei ihrer Ankunft schon bezogen. „Wir haben ein eigenes Appartement über dem Geräteschuppen bekommen“, sagt Moritz Möhrle, der mit seiner Freundin bereit war, Land und Leute kennenzulernen.

Jede Menge Tiere – darunter viele Schafe – leben in Island.
Jede Menge Tiere – darunter viele Schafe – leben in Island. | Bild: privat

Drei landwirtschaftliche Felder

Aber in erster Hinsicht war das junge Pärchen in Island, um auf der abgelegenen Farm zu arbeiten – so wie es schon viele junge Menschen vor ihnen gemacht haben. Arbeit auf der riesigen Farm mit drei landwirtschaftlichen Feldern mit jeweils 17 Hektar gab es genug. 250 bis 300 Kühe, 170 Schafe, 100 Pferde wurden von ihnen gefüttert, gehütet, gepflegt und mit Medizin versorgt. Da schlug vor allem das Herz von Johanna Seemann höher.

Mit dem Traktor unterwegs

Moritz Möhrle, gelernter Zimmermann, kümmerte sich auch um die Tiere, von denen viele geschlachtet wurden, fuhr die Felder mit dem Traktor ab, war aber meistens mit der Sanierung der vier Ferienhäuser beschäftigt, die seinem Gastvater Agust gehören. „Ich habe Dächer repariert, Wände verkleidet, alles was handwerklich gefragt war.“ Offensichtlich machte er seine Arbeit so gut, dass er sogar ein Jobangebot eines isländischen Unternehmers bekam. Ein besonderes Erlebnis wollen die beiden bei ihren Erzählungen nicht auslassen. „Wir haben ein Kälbchen zur Welt gebracht“, sagt Johanna Seemann.

Neben Moritz Möhrle sind Gastvater Agust und Gastmutter Kolla.
Neben Moritz Möhrle sind Gastvater Agust und Gastmutter Kolla. | Bild: privat

Es ist richtig kalt

Für ihre geleisteten Dienste bekamen sie Taschengeld, durften umsonst essen, übernachten und ihr Auto betanken, das bei der Anreise voll gepackt war mit warmer Kleidung. „Temperaturen von minus 20 Grad Celsius sind hier normal“, ergänzt Möhrle, der sich noch gut daran erinnern kann, dass in zwei Nächten der Strom ausgefallen war. „Es war so kalt, dass die Wasserleitungen gefroren waren“, sagt seine Freundin, die wir ihr Partner nie ohne Mütze und dickem Pullover aus dem Haus ging.

„Wir waren schnell Teil der Familie.“
Johanna Seemann, Gastarbeiterin

Zwischen den Gästen aus Deutschland und den isländischen Bewohnern entwickelte sich zudem eine Freundschaft. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden“, sagt Johanna Seemann. Sie verbrachten Weihnachten zusammen, feierten gemeinsam Silvester, waren zu einer Familienfeier von Angehörigen eingeladen. „Wir waren schnell Teil der Familie“, ergänzt sie. Zu zweit waren die beiden dennoch viel unterwegs, um die Besonderheiten der Insel zu erkunden. Sie waren viel wandern, machten zahlreiche Ausflüge, besuchten Islands Hauptstadt Reykjavik, fuhren mit dem Auto um die ganze Insel, „auf der wir gefangen waren, weil die Fähre nicht mehr fuhr“, ergänzt Möhrle, der froh war, diese Erfahrungen in einem fremden Land mit einer fremden Kultur gemacht zu haben.

Besuch aus der Heimat

Besuch aus ihrer Heimat erhielten sie auch – von Johannas Eltern, von Moritz‘ Schwester Anna und seinem Schwager Marcel Lienemann. Ende Mai war das Abenteuer Island vorbei, die gleiche Route ging es wieder zurück nach Deutschland. „Bei der Verabschiedung sind Tränen geflossen“, sagt Johanna Seemann, für die klar ist. „Ich werde nochmal nach Island reisen.“ Ihr Freund ist dann gerne wieder dabei – „aber nur um Urlaub zu machen und noch mehr zu sehen von diesem Land, dessen Bevölkerung so freundlich ist“. In Kürze erwarten die beiden einen Gegenbesuch – Gastmutter Kolla und ihre Töchter kommen nach Pfullendorf. Ein Ausflugsziel steht schon fest. Denn in der Schweiz finden vom 3. bis 10. August die Islandpferde-Weltmeisterschaften statt.