Die Lufthansa flog noch nach Frankfurt. Das ist wichtig für die Anekdote, die Peter Sikora erzählt. Er stand damals auf einem Boot im Gondelhafen, mit Familien drumherum, um ihn zu verabschieden. Aber der Abschied zog sich, weil die Maschine nach Frankfurt noch nicht am Flughafen gestartet war – und es von dort daher noch keine Freigabe für das Aufsteigen der Luftballons am Gondelhafen gab.

Sikora schwitzte also in der Hitze auf einem Boot, das weiße Deck reflektierte die Sonnenstrahlen noch. Er trug allerdings nicht etwa Badekleidung, sondern das flauschige Seehasenkostüm. Das sei dann doch ordentlich anstrengend geworden. Aber abseits von „dem bisschen Schwitzen“, sagt Sikora, sei das Seehasen-Dasein „das schönste Ehrenamt, das Friedrichshafen hat“.

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Lange im Amt

2015 schied sein Vorgänger Franz Christoph Lißner aus das Amt aus. Sikora hatte da bereits einige Jahre im Spielmannszug auf dem Fest getrommelt und Flöte gespielt und entschloss sich, sich für 2016 auf die Seehasen-Rolle zu bewerben. Das Festpräsidium wählte ihn – und mittlerweile ist der 36-Jährige im zehnten Jahr im Dienst und zieht mit dem bisherigen dienstältesten Seehasen Markus Müller gleich.

Vor dem Denkmal sind die bisherigen Darsteller des Seehas aufgelistet.
Vor dem Denkmal sind die bisherigen Darsteller des Seehas aufgelistet. | Bild: Simon Conrads

„Im ersten Jahr war es überwältigend“, sagt Sikora, das Fest sei für den Seehas sehr intensiv. Während der Veranstaltung nimmt er zwischen Samstag und Montag an rund 30 Terminen teil, er ist von morgens 7 Uhr bis abends um 20 Uhr unterwegs. „Von den Emotionen war ich am Abend platt.“ Doch die Anstrengung werde aufgewogen, „von dem, was man da zurückgespiegelt bekommt“.

Die Freude der Kinder, das Lachen – dafür lohne sich der Aufwand. Sikora: „Die Kinder sehen den Seehas vor sich und nicht die Person, die dahinter steckt.“ Die Welt unbedarft zu sehen, ohne zu hinterfragen, das gehe beim Erwachsenwerden leider verloren.

Steht nicht gern im Mittelpunkt

Er könne sich noch gut daran erinnern, wie er als Erstklässler den Hasenklee von Markus Müller bekam. „Das macht eine Freude zu sehen, wie die Kinder sich freuen“, sagt er über die Erfahrung, heute selbst den Hasenklee zu verteilen. Eigentlich stehe er nicht gern im Mittelpunkt, aber im Hasenkostüm sei das in Ordnung. Und wenn er auf dem Adenauerplatz hunderten Menschen zuwinkt, da bekomme er immer wieder Gänsehaut.

Der Seehas blickt auf den Adenauerplatz im Jahr 2023.
Der Seehas blickt auf den Adenauerplatz im Jahr 2023. | Bild: Benjamin Schmidt/Archiv

„Das Highlight gibt es nicht“, sagt Sikora. Es gebe eher eine Vielzahl von Höhepunkten während der drei Tage. Er nennt unter anderem das Ankommen im Hafen, den Festzug, aber auch den Besuch in der Kinderklinik und der Tannenhag-Schule.

Die Vorbereitung bestehe für ihn vor allem darin, sich Helfer zu organisieren, manche unterstützen ihn bereits im zehnten Jahr. Sie kümmern sich mit darum, dass das nötige Material für die Termine da ist, dass Sikora etwas zu trinken hat und es mit den Parkberechtigungen klappt.

Wichtig ist ihm auch, auf die vielen Menschen hinzuweisen, die sich ehrenamtlich bei dem Fest engagieren, aber weniger präsent sind als der Seehas. „Das ist heute auch nicht mehr selbstverständlich“, sagt Sikora. Er komme immer erst dann, wenn alles läuft und perfekt organisiert ist. Den Organisatoren des Festes gebühre also auch großer Dank.

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Macht er weiter?

Das Seehasenfest sei gerade in Zeiten wie heute, „wenn die Welt verrückt spielt“, wichtig, um die Kinder etwas abzulenken und ihnen Freude zu schenken. Das sei schließlich der Ursprungsgedanke des Festes, der auch heute noch sehr präsent sei. Hat sich aber etwas verändert, seit er der Seehas ist? Die Anzahl der Selfies, um die er gebeten wird, haben zugenommen, so Sikora. Manchmal bekomme er Fotos von sich und Festgästen geschickt, obwohl er sich an die Aufnahme nicht erinnern kann, weil so viele Bilder aufgenommen werden.

Peter Sikora als Seehas bei der Einholung im Jahr 2023.
Peter Sikora als Seehas bei der Einholung im Jahr 2023. | Bild: Benjamin Schmidt/Archiv

In diesem Jahr freue er sich besonders auf den Festzug, denn mit Sikora werden auch einige seiner Vorgänger dort unterwegs sein, anlässlich des 75. Seehasenfests. Nach den intensiven Tagen gibt es erst einmal Urlaub und etwas Ruhe. Und nächstes Jahr, wird er da wieder ins Kostüm schlüpfen? „Das entscheide ich am Seehasenmontag“, so Sikora. Bislang habe es aber noch keinen Moment gegeben, in dem er das Amt habe aufgeben wollen.