Der Felssturz auf der Autobahn 81 bei Trossingen bleibt für viele Menschen ein bewegendes Thema. Mehrere Leser meldeten sich nun beim SÜDKURIER und berichteten von anderen Stellen, die ihrer Meinung nach gefährlich oder konkret betroffen sind.

Aus einer Schwarzwälder Motorradfahrer-Gruppe kam der Hinweis auf die Landesstraße 157 im Landkreis Waldshut-Tiengen, zwischen Ühlingen und Gutenburg. Hier, zwischen Bonndorf und Waldshut, fahren auch viele Sportradler und gelangen dann an eine Kurvensituation, die eng an einer Felswand vorbeiführt. Hier, so wird berichtet, lägen „eigentlich immer kleinere Felsstücke auf der Straße“. Als Ursache hierfür erachtet werden zunehmende Hitze und Starkregenfälle.
Erst im Februar 2018 krachte auf der Wehratalstrecke zwischen Wehr und Todtmoos ein tonnenschwerer Felsbrocken auf die Straße. Glücklicherweise kam hier kein Mensch zu Schaden. Daraufhin wurden die Schutz-Vorrichtungen erweitert. Für 170 000 Euro wurde ein weiterer Schutzzaun und Fangnetze aus Stahldraht oberhalb der wichtigen Verkehrsader angebracht.

Zweites Gutachten zur Ursache des Felssturzes soll kommen
An der Autobahn 81 hatten sich zwischen Villingen-Schwenningens Stadtteil Weigheim und der Gemeinde Trossingen jetzt Tonnen schwere Felsbrocken gelöst. Einer davon war am Samstagabend aus 22 Metern Höhe auf die Überholspur der Trasse Richtung Stuttgart gestürzt. Ein 62-jähriger Porsche-Fahrer sah das Hindernis gegen 20.30 Uhr nicht und fuhr frontal auf. Der Sportwagen ging in Flammen auf. Der Geschäftsmann aus Oberndorf, der eine Familie und erwachsene Kinder hinterlässt, verstarb sofort. Anderntags sicherten Geologen des Regierungspräsidiums den Hang, der im Eigentum der Gemeinde Trossingen liegt. Ihre Analyse lautet, dass Wurzeldruck in dem steilen und dicht bewachsenen Gelände die Fels-Kolosse gelockert habe.
Die Behörden, vor allem die Konstanzer Staatsanwaltschaft, wollen hier auf Nummer sicher gehen. Die Ermittler verlassen sich nicht auf diese Erst-Expertise. Nach Informationen des SÜDKURIER ist mittlerweile ein unabhängiger Sachverständiger von den Ermittlern beauftragt, der die Unglücksursache ebenfalls genau beleuchten und vor allem die Frage klären soll, weshalb sich die Steine hier lösen.

Das Regierungspräsidium prüft derzeit, ob weitere Hänge an Autobahnen und Bundesstraßen geprüft werden müssen. Eine Kontrolle an der A 81 finde „täglich, auch an Wochenenden“ statt, erklärte eine Präsidiumssprecherin dem SÜDKURIER. Allerdings: Es werde lediglich vom Straßenrand aus geprüft, ob Gestein am Fahrbahnrand liege.
Felswand galt bisher als sicher
Die Felswand bei Trossingen galt bislang als sicher, es seien „keine Probleme in der Historie bekannt“, sagt auch Trossingens Bürgermeister Clemens Maier. Die jetzt auffällig gewordenen Blöcke aus Stubensandstein zählen laut Regierungspräsidium zur natürlichen Felsformation in diesem Abschnitt. Diese Steine haben nichts mit dem Autobahnbau in den Siebzigern zu tun“, so eine Sprecherin. Die geometrischen Formen der Blöcke seien üblich. Die künstlich wirkenden Kanten seien in diesem Falle natürlich, der Stein breche blockartig.
Stein mit Geschichte
Bei dem an der A81 heruntergekrachten Felsen bei Trossingen handelt es sich um einen Stubensandstein, den schon die Römer kannten. Der Stein war im Mittelalter ein bedeutender Baustein für Kirchen und Rathäuser. Stubensandstein heißt er deswegen, da er porös ist und leicht zur Gesteinsmehl verarbeitet werden kann. Dieses Mehl wurde früher zum Ausfegen von Stuben genutzt. Das Material bindet besonders gut Hausstaub und Wollmäuse und kleinere Krümel. (tri)