Weshalb stürzt ein riesiger Felsblock plötzlich auf die A 81 zwischen Bodensee und Rottweil? Ist diese Route sicher? Weshalb weicht ein Porschefahrer diesem Hindernis nicht aus und ist dieser Hang der Stadt Trossingen ein Risikogebiet? Der SÜDKURIER hat Behörden einen Fragenkatalog vorgelegt und Antworten erhalten.

- Die Unglücksstelle: Der Unfall spielte sich zwischen VS-Weigheim und Trossingen auf der A 81 ab. Auf der westlichen Seite der Autobahn ist VS-Gebiet, das östliche Gelände gehört der Stadt Trossingen. Bürgermeister Clemens Maier ist seit 12 Jahren im Amt. Montag hat er mit seinen Amtsleitern den Fall diskutiert: Keiner habe sich erinnern können, dass es hier je Probleme gegeben habe. Die Gemeinde bewirtschafte das Gebiet bis zu einem Sicherheitszaun auf der Hangkuppe. Hangabwärts, so Maier, sei die Straßenmeisterei zuständig.
- Äußere Bedingungen: Zum Unfallzeitpunkt war Samstagabend gegen 20.30 Uhr ein herrlicher Spätsommertag im Schwarzwald zu Ende gegangen. Die Straßen waren trocken, die Sicht klar. Die Stelle des Felssturzes liegt genau gegenüber des Rastplatzes Weigenbach West. Die Straße verläuft hier aus Richtung Bodensee in einer langen, leicht abschüssigen Geraden, die gut übersichtlich ist.
- Der Felssturz: Der Steinblock war von der betonbewehrten Mittelbeplankung der Autobahn zu Beginn einer leichten Rechtskurve gestoppt worden. Zuvor hatte sich das laut Regierungspräsidium 3,5 Tonnen schwere Stück in 22 Metern Höhe gelöst und war Richtung Autobahn gestürzt.
- Am Fuße des Hangs setzte der Felsblock nach Spurenlage noch einmal in einem Grünstreifen auf und schleuderte dann Richtung Fahrbahnmitte. Der Porsche muss den Quader einige Meter in nördlicher Fahrtrichtung verschoben haben. Die Brandstelle des Porsches liegt jedenfalls rund acht Meter nördlich von dem Punkt, wo der Stein von der mittleren Fahrbahnbewehrung gestoppt wurde.
- Die Sicherheitskontrollen: Das Regierungspräsidium erklärte Montag, der Streckenabschnitt werde „täglich, auch am Wochenende durch den Streckendienst der Autobahnmeister kontrolliert“. Zur Frage, wie eine solche Kontrolle ablaufe, sagte eine Sprecherin der Behörde gegenüber dem SÜDKURIER: „Hänge, die nicht als steinschlaggefährdet eingestuft sind, werden ... straßenseitig beobachtet. Dabei wird zum Beispiel geprüft, ob herabfallende Steine in den Mulden am Fuße der Böschungen aufzufinden sind.“
- Der Istzustand am Autobahnhang: Eine regelrechte Mulde ist am Fuße des Hanges nicht erkennbar. Der steil abfallende Hang geht in ein fast ebenes Rasenstück über, das keine fünf Meter breit ist. Dann kommen Pannenstreifen und die beiden Fahrbahnen in Richtung Stuttgart. Es gibt keinerlei Absicherung zwischen Pannenstreifen und dem Fuß des Hangs. Der Stein kam mit großer Wucht nach unten. Er fällte auf seiner Sturzstrecke mehrere große Bäume.
- Am Sonntag nach dem Unglücksabend wurde der Hang genauer kontrolliert. Es wurde ein zweiter Fels aus Stuben-Sandstein entdeckt, der locker gewesen sein soll. Dieser wurde mit hydraulischem Gerät noch am Sonntag abgesichert zur Fahrbahn abgelassen und abtransportiert. Der Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, Michael Aschenbrenner, sagte am Montag im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Die Autofahrer können sich jetzt darauf verlassen, hier ist nun alles sicher.“
- Offene Fragen: Hätte eine Fahrbahnabsicherung zum Hang hin dieses Unglück verhindern können und waren die „straßenseitigen Kontrollen“ des Regierungspräsidiums ausreichend? Die Ermittler wollen hier sichergehen. Eine zweite Einschätzung abgeben soll nun ein unabhängiger Sachverständiger, der von der Staatsanwaltschaft nach Informationen des SÜDKURIER bereits beauftragt ist.
- Der Porschefahrer: Bei dem durch Aufprall und Fahrzeugbrand getöteten Mann handelt es sich um einen 62-jährigen Geschäftsmann aus Oberndorf. Bekannte von ihm sagen, „sein 911er-Targa war sein ganzer Stolz“. Der Mann sei im Freundeskreis als „besonnener Autofahrer bekannt“. Der Porsche ist ein Auto für Frischluftfans, das Mittelteil des Dachs kann entnommen werden. Der hintere Teil des Dachs ist fix und kann nicht, wie bei einem Kabriolett, versenkt werden. Die Insassen sitzen optimal windgeschützt und dennoch an der frischen Luft. Fahrzeuge wie dieses, Baujahr 1996, 5, 282 Stundenkilometer maximales Tempo, sind heute Liebhaberstücke. Die Marktpreise solcher Sportwagen steigen. Dieser Porsche aus Oberndorf, der in Rottweil zugelassen war, ist nun aber völlig zerstört. Der Fahrer starb wohl infolge des Aufpralls, das Ausbrennen des Fahrzeuges erlebte er wahrscheinlich nicht mehr. Bislang ist keine Obduktion angeordnet. Dies gelte derzeit auch nicht als erforderlich, heißt es aus Ermittlerkreisen.