Den 16-Tonner auf seinen Stellplatz am Feuerwehrhaus in Villingen zu manövrieren, ist Zentimeterarbeit. Michael Seemann, hauptamtlicher Mitarbeiter der Feuerwehr, demonstriert, wie wenig Platz zwischen dem Aufbau des Feuerwehr-Fahrzeuges und der oberen und seitlichen Torabgrenzungen bleibt.
Improvisationen notwendig
Überhaupt musste immer wieder improvisiert werden, um das mittlerweile 63 Jahre alte Feuerwehrhaus an der Stadtmauer den immer größer dimensionierten Fahrzeugen anzupassen.
Zwischen den Heizungs- und Lüftungsrohren und den großen Einsatzwagen passt oftmals nicht einmal eine Hand. Ausbesserungsarbeiten zeigen, wie die Durchfahrtshöhe eines Tores erweitert werden musste, damit ein neue Fahrzeug überhaupt dort untergestellt werden kann.
Fahrzeuge kommen in den Zentralbereich
Die Zeit der Villinger Provisorien soll aber bald vorbei sein, denn die Feuerwehr erhält ein neues Ausbildungs- und Logistikzentrum im Zentralbereich, wie der Gemeinderat noch vor der Sommerpause beschlossen hat.
Für 4,7 Millionen Euro wird dort ein erster Bauabschnitt in Modulbauweise erstellt. Angesiedelt ist die neue Einrichtung der Feuerwehr nördlich des Mikroinstituts, zwischen Awo-Schulkindergarten und Geriatrischer Klinik in der Wilhelm-Schickard-Straße.
Und was wird dann aus dem Feuerwehrstandort in der Villinger Kronengasse?
Teile des Villinger Fuhrparks werden dann in den Zentralbereich verlagert, um den Villinger Standort zunächst neu zu gestalten und später dann in veränderter Form nutzen zu können.
„Um die notwendigen Baumaßnahmen am Standort des Feuerwehrhauses in Villingen realisieren zu können, werden adäquate Ausweichflächen benötigt, da die Einsatzbereitschaft und die Unterbringung der Einsatzfahrzeuge rund um die Uhr sichergestellt werden muss“, sagt die städtische Pressesprecherin Madlen Falke.

„Wir erhalten dann mehr Platz für Umkleiden und die Aufenthaltsräume“, sagt Gesamtkommandant Markus Megerle.
Derzeit sind zum Beispiel die Spinde der Feuerwehrleute über das ganze Haus verteilt. Dort, wo gerade Platz war, wurden die entsprechenden Einrichtungen geschaffen.
Mit der Entscheidung für den Bau im Zentralbereich war klar, dass noch einige Zeit vergehen wird, bis die Arbeiten an der Villinger Feuerwache beginnen können.
Entsprechende Planungen gibt es schon länger, doch Corona und die Gasmangellage verzögerten die konkrete Umsetzung des Feuerwehrbedarfsplanes, wie Megerle erläutert.
Beengte Situation am jetzigen Standort
Bereits im Jahr 2023 war der Zustand des Feuerwehrhauses als „sehr schlecht“ eingestuft worden. Zuletzt hatte die Stadt etwa 140.000 Euro in die Sanierung der Sanitäranlagen und Umkleidebereiche gesteckt. „Viel wurde auch in Eigenarbeit gemacht“, sagt Megerle, als er den Aufenthaltsbereich und die Umkleideräume zeigt.

Feuerwehr will in der Innenstadt bleiben
Erklärter Wille der Feuerwehr Villingen ist es, dass der innerstädtische Standort nicht aufgegeben wird. In einer entsprechenden Umfrage hatten Mitglieder der Feuerwehr Villingen klargemacht, dass sie am Gebäude festhalten wollen.
Das hat mit praktischen Gründen wie den Anfahrtszeiten zu den Einsatzorten zu tun. Aber auch mit dem Wunsch, als Feuerwehr für die Öffentlichkeit sichtbar zu bleiben.
Die Feuerwehr Villingen-Schwenningen
Zudem macht die Feuerwehrleitung geltend, dass die Prozessabläufe von Villingen aus eingespielt seien und daher daran nicht gerüttelt werden solle.
Megerle erläutert dies: „Unsere Mitglieder wissen genau, wie sie bei einem Einsatz möglichst schnell zum Feuerwehrhaus kommen.“ Müssten sie zunächst in den Zentralbereich fahren, verlängerten sich die Fristen.
Der Plan für künftige Einsätze
Klar sei, dass auch künftig die Löschzüge mit den erforderlichen Personal und Gerät vom Haus in der Josefsgasse ausrücken. Wenn sich während des Einsatzes herausstellen sollte, dass zusätzliches Material notwendig sei, könne dies vom neuen Standort nachgeliefert werden.
Matthäus-Hummel-Saal nur eingeschränkt nutzbar
Im zweiten Stock des Feuerwehrgebäudes ist die Situation nicht besser, denn der Matthäus-Hummel-Saal kann nur noch intern genutzt werden.
Dort finden noch Aus- und Fortbildungsveranstaltungen der Feuerwehr statt, zudem tagt dort bei Bedarf der städtische Krisen- oder Verwaltungsstab. „Zuletzt war dies der Treffpunkt beim großen Brand in der Villinger Innenstadt“, sagt Megerle.
Weil die Glasfront wegzubrechen drohte, wurde außen eine waagrecht verlaufende Stange angebracht, die diese Wand stützen soll. Außerdem sind im Inneren des Saales Geländer angebracht, damit niemand gegen die Glaswand stößt. Der alte Parkettboden musste herausgerissen werden, weil er sich infolge eines Wasserschadens angehoben hatte.

Konkrete Planungen gibt es noch nicht
„Nur noch die Stadt und die Feuerwehr nutzen diesen Raum“, sagt Megerle. Die Zeit, als im Saal Gemeinderatssitzungen und andere öffentliche Veranstaltungen stattfinden konnten, ist vorbei – zumindest so lange, bis das gesamte Gerätehaus umfassend saniert ist. Oder dort ein Neubau steht.
„Eine konkrete Planung zum Umbau oder Neubau Josefsgasse liegt noch nicht vor“, sagt Pressesprecherin Madlen Falke.