Es ist ein Horrorszenario, welches niemand erleben will: Ein Einbrecher treibt des Nachts sein Unwesen auf dem Grundstück. So geschehen in Hüfingen bei Mete Ünal: In der Nacht von Samstag, 16. August auf Sonntag ist auf Aufnahmen einer Überwachsungskamera zu sehen, wie ein Unbekannter sich in dem Carport der Familie Ünal durch Schubladen wühlt und immer wieder in ein Walkie-Talkie-Funkgerät spricht.

Die Videokamera hat sich die Familie Ünal aus gutem Grund angeschafft, wie Mete Ünal erzählt. „2017 kam es bei uns bereits zu einem Einbruchsversuch – weshalb wir bei Sicherheitsmaßnahmen aufgerüstet haben und unter anderem im Carport eine Kamera installiert haben, die auf Bewegungen im Umfeld reagiert und dann die Aufnahme startet.“

Ünal verpasste den Einbrecher nur knapp

Das Tragische an der Geschichte: Ünal wäre dem Einbrecher fast in die Arme gelaufen. Der ehrenamtliche DRK-Sanitäter wurde nämlich Samstagnacht alarmiert und zu einem vermeintlichen Verkehrsunfall gerufen. „Gegen 3.45 Uhr bin ich zurückgekommen. Aber da ich noch kurz im Wagen sitzenblieb, um die Dokumentation des Einsatzes fertig zu schreiben, habe ich den Einbrecher verpasst.“

Mete Ünal engagiert sich als Sanitäter ehrenamtlich beim DRK Hüfingen.
Mete Ünal engagiert sich als Sanitäter ehrenamtlich beim DRK Hüfingen. | Bild: Denise Kley

Dieser hat um 3.53 Uhr das Weite gesucht, wie Videoaufnahmen zeigen. Ünal vermutet, dass der Einbrecher geflüchtet sei, als er hörte, dass Ünal vor dem Haus parkte. „Darüber bin ich eigentlich auch ganz froh, denn wer weiß, was mir geblüht hätte, wenn ich ihn auf frischer Tat ertappt hätte – der Einbrecher hatte nämlich ein langes Werkzeug dabei.“

Suche nach Hausschlüssel

Was Ünal wundert: Der Einbrecher hat lediglich eine Stange Zigaretten entwendet. „Werkzeuge und eine Druckmaschine haben ihn nicht interessiert, die hat er einfach stehen lassen.“ Stattdessen zeigen die Videoaufnahmen, wie der Einbrecher hektisch die Schubladen eines Werkzeugschrankes durchwühlt. „Ich vermute, er hat einen Hausschlüssel gesucht, um sich Zutritt zu verschaffen“, so Ünal, der den Vorfall sofort zur Anzeige brachte.

Und eine weitere Vermutung von ihm: Der Einbrecher ist kein Einzeltäter, sondern agiert mit einer Bande. „Der Einbrecher hat immer wieder in ein Funkgerät gesprochen, was darauf schließen lässt, dass weitere Personen mit involviert waren“, so Ünal.

Der Carport soll nun mit einem Rolltor ausgestattet werden.
Der Carport soll nun mit einem Rolltor ausgestattet werden. | Bild: Mete Ünal

Die Polizei bestätigt die Vermutung von Ünal. „Da der Täter während der Tatausführung eine Art Funkgerät bei sich hatte, können weitere Mittäter nicht ausgeschlossen werden“, so Polizei-Pressesprecher Patrick Zöller. Zum Einbruch in Hüfingen liegen derzeit keine neuen Erkenntnisse vor, so die Polizei auf Nachfrage des SÜDKURIER.

Ist das eine Einbruchsserie?

Was jedoch besonders auffällig und Grund zur Sorge ist: Die letzten Tage kam es zu mehreren Einbrüchen im Städtedreieck. Am Sonntag, 17. August kam es zu einem Überfall in Donaueschingen. Hier wurde bei einem Senior eingebrochen, am hellichten Tag und mit äußerster Brutalität. Am Wochenende wurde zudem in den Netto-Markt in Bräunlingen eingebrochen und ein Tresor geknackt.

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Der SÜDKURIER hakt bei der Polizei nach: Handelt es sich hier um eine Einbruchserie einer kriminellen Bande? Die Polizei steckt hier noch am Anfang der Ermittlungen. „Vor diesem Hintergrund wäre es verfrüht, einen Zusammenhang zwischen den genannten Fällen zu bestätigen oder auszuschließen“, so Zöller.

Vertrauen in Rechtsstaat

Familie Ünal nimmt derweil wichtige Erkenntnisse aus dem Einbruch mit: Der offene Carport wird nun mit einem Rolltor ausgestattet. „Das Sicherheitsempfinden ist durch diesen Vorfall gesunken“, so Mete Ünal. „Doch ich vertraue in die Polizeiarbeit und in unseren Rechtsstaat und darauf, dass die Täter geschnappt werden“, so der Jura-Student.