Eike Hedicke versteht die Welt, besser gesagt, die Spitalstiftung Konstanz nicht mehr. Im September 2013 hat er das ehemalige Quartierszentrum in der Luisenstraße 9 von ihr gepachtet. Er hat in den zuvor defizitären Betrieb investiert und ihn zu einem gemütlichen Restaurant und einer gern gebuchten Veranstaltungsstätte entwickelt.

Doch dann flatterte das Kündigungsschreiben ins Haus. „Am 31. Dezember 2025 muss ich besenrein übergeben“, sagt Hedicke tonlos. Mit Hedicke‘s Terracotta hat er sich einen guten Ruf erarbeitet, gerade was Veranstaltungen anbelangt, schließlich ist Konstanz mit geeigneten Räumlichkeiten mitsamt zugehöriger Infrastruktur nicht reich gesegnet.

Kongresse und Symposien, Sportlerehrungen, politische Veranstaltungen, Abitur-, Hochzeits- und Firmenfeiern finden im Terracotta statt. Während und kurz nach der Pandemie erachtete die Stadtverwaltung die Veranstaltungsräume des Terracotta neben dem Bodenseeforum aufgrund der Rahmenbedingungen als ideale Tagungsstätte für die gemeinderätlichen Ausschusssitzungen. Doch jetzt ist das Ende in greifbarer Nähe.

„Neues Leben für Millionengrab“: Der SÜDKURIER berichtete im Jahr 2013 über das defizitäre Quartierszentrum und über den neuen Pächter ...
„Neues Leben für Millionengrab“: Der SÜDKURIER berichtete im Jahr 2013 über das defizitäre Quartierszentrum und über den neuen Pächter Eike Hedicke und seine Frau Madalena. | Bild: Scherrer, Aurelia

Warum hat die Spitalstiftung den Pachtvertrag gekündigt?

Schon im vergangenen Jahr habe er die Kündigung des Pachtvertrags erhalten, sagt Eike Hedicke. Die Spitalstiftung Konstanz bestätigt auf SÜDKURIER-Anfrage: „Die Spitalstiftung Konstanz hat das bestehende Pachtverhältnis mit Herrn Hedicke bereits im September 2024 unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist ordentlich gekündigt.“ Sabine Schilling, bei der Spitalstiftung zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, schreibt hierzu weiter: „Diese Entscheidung beruhte auf dem Hintergrund, dass die Basis für eine weitere Fortführung des bestehenden Pachtvertrages nicht mehr gegeben war.“

Seine Pacht und die jeweils entsprechende Umsatzpacht habe er stets entrichtet, ebenso einen monatlichen pauschalen Nebenkostenbetrag von etwa 1500 Euro, schildert Eike Hedicke gegenüber dem SÜDKURIER. In den ersten zehn Jahren sei von der Spitalstiftung im Frühjahr des neuen Jahres „stets etwa 6500 Euro für das jeweils letzte Gesamtjahr als eine Art Nachzahlung“ gekommen, so Hedicke.

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Pächter hat Zweifel an der Höhe der Nachzahlung

Im Jahr 2024 sei dies anders gewesen. Die Spitalstiftung habe plötzlich knapp 43.000 Euro Nachzahlung für das Vorjahr gefordert, berichtet Hedicke. Das habe ihn fast umgehauen. Er habe dann einen Anwalt eingeschaltet, da keine nachgewiesenen Kosten für Strom, Wasser, Abwasser und Heizungsenergie ausgewiesen worden seien.

Das Problem: „Es gab keinen Stromzähler“ und „die Heizung kommt irgendwie über das Klinikum“, so Hedicke. Eine nachvollziehbare Abrechnung habe er von der Spitalstiftung als Verpächterin nicht erhalten. „Ich habe einen Anwalt genommen, dann kam die Kündigung“, schildert Hedicke, der schlussfolgert: „Das war das Streitthema, das zur Kündigung geführt hat.“

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Konkrete Zahlen nennt die Spitalstiftung nicht

Auf die Frage des SÜDKURIER, ob es stimme, dass die Spitalstiftung etwa zehn Jahre lang von dem Pächter jährlich etwa 6500 Euro Nachzahlung forderte, im Jahr 2024 für das Vorjahr allerdings etwa 43.000 Euro, gibt die Spitalstiftung keine Auskunft. Die Spitalstiftung nenne „keine konkreten Zahlen“. Ebenso auf die Frage, wie sich diese deutliche Erhöhung begründe.

Am Ende der E-Mail schreibt die Pressesprecherin: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu weiteren Details nicht öffentlich äußern werden.“ Nach telefonischer Nachfrage bei der Spitalstiftung schreibt Sabine Schilling: „Die Rechtmäßigkeit der Betriebskostenabrechnung ist anwaltlich geklärt.“

Sabine Schilling, Sprecherin der Spitalstiftung, erklärt: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu weiteren Details nicht öffentlich ...
Sabine Schilling, Sprecherin der Spitalstiftung, erklärt: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu weiteren Details nicht öffentlich äußern werden. Die Rechtmäßigkeit der Betriebskostenabrechnung ist anwaltlich geklärt.“ | Bild: Kirsten Astor | SK-Archiv

Stiftung kommt Pächter entgegen

Eigentlich hätte Eike Hedicke sein Terracotta neun Monate nach Erhalt der Kündigung schließen müssen. Das wäre zum 30. Juni 2025 gewesen, sagt er. Allerdings habe er bereits für das komplette Jahr Veranstaltungszusagen gemacht. Es sei dann zu Vergleichsverhandlungen gekommen.

Die Pressesprecherin der Spitalstiftung schreibt hierzu dem SÜDKURIER: „Mit dem Pächter wurde am Ende von intensiven und konstruktiven Verhandlungen ein Vergleich abgeschlossen, der unter anderem den Umgang mit den angefallenen Betriebskosten und den Zeitpunkt der Beendigung des Betriebes durch den Pächter beinhaltet. Herr Hedicke wird das Terracotta im gegenseitigen Einvernehmen noch bis zum 31.12.2025 weiterführen.“ Die Spitalstiftung sei Eike Hedicke entgegengekommen, „sodass eine einvernehmliche Trennung“ zum Jahresende 2025 gefunden worden sei.

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Wie geht es weiter mit der Lokalität?

Auf die Frage, welche Pläne die Spitalstiftung mit den Räumlichkeiten habe und wie der Charakter eines Quartierzentrums erhalten oder vielleicht sogar noch ausgebaut werden solle, schreibt Pressesprecherin Sabine Schilling: „Die Spitalstiftung plant, die Räumlichkeiten auch künftig gastronomisch zu nutzen und den Charakter eines offenen Quartierzentrums zu erhalten und weiterzuentwickeln.“

Ab spätestens Oktober 2025 solle die Pacht öffentlich auf der Webseite der Spitalstiftung ausgeschrieben werden, so Schilling weiter. „Gesucht werden tragfähige, wirtschaftlich fundierte Konzepte, die sowohl den Standort als auch das Quartier bereichern.“ Die Spitalstiftung Konstanz strebe an, das heutige Terracotta auch künftig als lebendigen Treffpunkt und als Ort für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen.