Das Tauziehen um die Einrichtung eines Gebetsraums in Schmitzingen nimmt eine überraschende Wende. Der Eigentümer einer Gewerbehalle in Waldshut-Tiengens Stadtteil hat seinen Bauantrag für die Umnutzung in einen Vereins- und Gebetsraum zurückgezogen. Das bestätigt auch Verena Pichler, Sprecherin der Stadtverwaltung, in einer Mitteilung. Pächter der Liegenschaften sollte der Verein Al-Rahma sein.

Das Schreiben sei bei der Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen eingegangen. „Damit ist das laufende bauordnungsrechtliche Verfahren formell beendet“, heißt in der Mitteilung der Stadt weiter, „eine inhaltliche Prüfung des Antrags durch das Baurechtsamt erfolgt somit nicht.“ Über die Gründe des Rückzugs gebe es in dem Schreiben keine Informationen.

Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis

Diese liefern die Beteiligten. Letztlich seien die Widerstände einiger weniger zu massiv gewesen, erläuterte Stefan Flohr, Geschäftsführer der Firma Flohr und Eigentümer der Lagerhalle, in einem Telefonat mit dem SÜDKURIER. Aufwand und Nutzen hätten, besonders aus der Sicht des Mieters, also des Vereins Al-Rahma, in keinem Verhältnis gestanden. Flohr: „Es war keine langfristige Mietzusage möglich.“

Er spricht in diesem Zusammenhang mit aus seiner Sicht völlig überzogenen Vorgaben für den Umbau und die Umnutzung. Letztlich sei die Entscheidung in Absprache mit dem Verein Al-Rahma gefallen. „Für den Verein war das eine schwere Entscheidung“, fügte Flohr an.

Verein und Eigentümer im Einvernehmen

Moataz Khaddam-Aljameh, Sprecher von Al-Rahma, bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Die Entscheidung fiel einvernehmlich, wir haben den Eigentümer gebeten, das Baugesuch zurückzuziehen.“ Wenngleich die Vereinsverantwortlichen das Gefühl gehabt hätten, dass die Schmitzinger mehrheitlich mit dem Konzept zufrieden zu sein schienen.

Zuletzt wurde seitens der Bewohner des Ortsteils beim Landtag eine Petition mit etwa 190 Unterschriften eingereicht. Daraufhin sei das Verfahren um das Baugesuch von der Stadtverwaltung gestoppt worden. Es könne Jahre dauern, bis darüber entschieden werde. Bei so viel Widerstand habe sich der Verein dafür entschieden, das Vorhaben nicht weiterzuverfolgen.

Der Verein werde nun nach anderen Räumlichkeiten in Waldshut-Tiengen suchen. Bisherige Bemühungen blieben jedoch erfolglos.

Seit dem Einreichen der Petition ist es ruhiger im Dorf

Im Dorf sei es in letzter Zeit ruhiger geworden, sagte Ortsvorsteher Paul Granacher in einem Telefonat mit dem SÜDKURIER, „alle haben auf die Entscheidung zur Petition gewartet.“ Nachdem er die Nachricht zum Rückzug des Baugesuchs erhalten habe, sei er schon ein bisschen erleichtert gewesen. „Das Thema habe doch sehr viel Unruhe im Dorf verursacht“, gab er zu bedenken.

Das ist seit Oktober 2024 passiert

Ein kurzer Rückblick: Ende Oktober ging der Bauantrag bei der Stadtverwaltung ein. Schon zuvor hatten Anlieger in einer Ortschaftsratssitzung ihre Bedenken hinsichtlich der Parksituation und des Lärms geäußert.

Im Januar erläuterte der Verein das Vorhaben und warb um Verständnis. Der beauftragte Architekt nannte in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER bauliche Maßnahmen, die vor der Nutzung erledigt hätten werden müssen – vor allem in den Bereichen Sanitäranlagen und Brandschutz. Die Rede war von 30.000 bis 40.000 Euro.

Bei einer Informationsveranstaltung im Februar in Schmitzingen berichtete Al-Rahma über die Pläne. Neuerlich kamen vonseiten der Einwohner Bedenken. Inzwischen wurden bei der Planung Abstriche gemacht. Nun ging es um einen Vereins- und Gebetsraum statt einer Moschee, wie es anfangs im Raum gestanden hatte. Im Mai stimmte der Ortschaftsrat Schmitzingen für den Bauantrag – mit einem Veto von Ortsvorsteher Paul Granacher. Im Juni gab es ein Treffen mit Anwohnern, danach wurde eine Petition verfasst.

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