Die 557. Waldshuter Chilbi endet am Mittwoch, 20. August, um 22 Uhr feierlich mit einem bunten Feuerwerk über dem Chilbiplatz. Doch wer nicht genug vom Heimatfest bekommt, muss nicht traurig sein, denn die Geschichte der Waldshuter Chilbi versteckt sich in vielen Ecken der Waldshuter Altstadt.
Wo genau, das hat Stadtführer Thomas Völk am Chilbi-Samstag beim zweiten Stadtrundgang mit dem Schwerpunktthema Chilbi verraten. Geschichtswissen, das nicht nur Waldshuter begeisterte, sondern auch Besucher aus Bayern, Böblingen, Augsburg oder Karlsruhe.
Unteres Tor
Das Basler Tor ist ein besonders symbolträchtiger Ort in der Geschichte der Chilbi. Während der Belagerung von Waldshut durch die Schweizer Eidgenossenschaft 1468 wurde das 18 Meter hohe Stadttor bis zur Hälfte durch den Beschuss von Kanonenkugeln zerstört. Heute erinnern daran zwei eingemauerte Kugeln an der Außenseite des Tors, erklärt Thomas Völk.
Geht man die 97 steilen Stufen im Tor hinauf, so findet man auf mehreren Etagen das Zunftmuseum der Waldshuter Junggesellen mit historischen Dokumenten und Artefakten rund um die Waldshuter Chilbi. So zum Beispiel auch eine Abschrift der Friedensverträge des Waldshuter Krieges, die Bocklaterne für die Verlosung des Chilbibocks oder ein paar ausgestopfte Köpfe ehemaliger Böcke. Darunter auch der Jubiläumsbock der 500. Waldshuter Chilbi, der sogar der damalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger beiwohnte.

Im obersten Stockwerk befindet sich die Zunftstube der Waldshuter Junggesellen, die älteste noch bestehende Zunft Deutschland, betont Thomas Völk stolz. Heute betreut die Zunft, bestehend aus 14 Junggesellen, das Basler Tor, pflegt Tradition und Brauchtum in Waldshut und gestaltet die Waldshuter Chilbi mit.
Waldshuter Junggeselle mit Schafbock
Ein echter Junggeselle hat auch für die Statue des Junggesellen mit Bock Modell gestanden. Die Statue vor dem Basler Tor wird den meisten Besuchern und wohl allen Waldshuter bekannt sein, wenn auch vielleicht von einem anderen Standort. Denn, so verrät Stadtführer Thomas Völk, die Statue ist schon insgesamt viermal umgezogen.
Die Statue verweist auf die Sage, wie eine List der Waldshuter Junggesellen und ein Schafbock die Stadt Waldshut 1468 von der Belagerung der Schweizer Eidgenossenschaft befreit haben soll. Rund 16.000 Soldaten hatten damals Waldshut sieben Wochen lang belagert, mit dem Ziel, die Menschen auszuhungern und zur Kapitulation zu zwingen.
Der Sage nach mästeten die Waldshuter Junggesellen einen Schafsbock und präsentierten ihn den Gegnern auf der Stadtmauer mit der Nachricht: Waldshut ist noch lange nicht ausgehungert, wenn selbst dieser Bock so dick gemästet ist. In Wahrheit haben wohl weniger ein Schafsbock und vielmehr gespaltene Interessen aufseiten der Schweizer Eidgenossenschaft und Verhandlungen für einen Frieden gesorgt. Trotzdem spielt die Sage auch noch an der 557. Chilbi eine zentrale Rolle.
Der alte Bockstall
Eher unbekannt und versteckt hingegen, befindet sich im Hinterhof zwischen der Lounge Bar Calypso und dem Imbiss Waldshut Kebab und Pizza im Wallgraben eine weitere Bockstatue sowie eine Tränke.

In den früheren Jahrhunderten sollen sich an dieser Stelle, zwischen der inneren und äußeren Stadtmauer, Gärten und Stallungen befunden haben, wie die Inschrift der Tränke verrät. Zur Zeit der Belagerung soll in diesen Stallungen auch der berühmte Schafsbock von den Junggesellen gemästet worden sein. So wie sich die Statue heute versteckt, sollte auch der damalige Schafbock vor den Augen der hungernden Waldshuter Bevölkerung bleiben.
Die alte Stadtmauer
Einen Teil der alten Stadtmauern Richtung Rhein ist noch vom Platz hinter der Spitalkapelle in der Rheinstraße zu sehen. Zur Zeit der Belagerung war Waldshut noch rundherum von einer doppelten Stadtmauer umschlossen. Ein Hinein oder Hinaus war nur durch die beiden Stadttore möglich, die jeweils noch durch einen tiefen Graben gesichert waren.
Auf welchem Teil der Stadtmauer die Junggesellen der Sage nach den Bock den Gegnern präsentiert und übergeben haben sollen, ist nicht bekannt. Stadtführer Thomas Völk vermutet, dass es die Nordseite gewesen sein müsste, da alle anderen Seiten entweder von den Gräben vor den Stadttoren oder vom Rhein begrenzt gewesen sind.