Neil Gilson hat geschafft, was sich nur die wenigsten Menschen überhaupt trauen: Der Brite hat den Bodensee von Bregenz nach Bodman durchquert und das in der rekordverdächtigen Zeit von 20 Stunden, 14 Minuten und 39 Sekunden, wie Oliver Halder von der Firma Bodenseequerung aus Winnenden im Gespräch mit dem SÜDKURIER bestätigt.

Mit seinem Team organisiert Halder seit 2012 Bodenseequerungen nach den Regeln der „World open Water swimming Associantion“. „Wir haben in dieser Zeit insgesamt 25 Längsquerungen organisiert“, sagt Halder. Neil Gilson sei der siebte davon, der sie erfolgreich beendet hat, und von der reinen Zeit her der schnellste.

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65 Kilometer in knapp über 20 Stunden

„Man muss aber auch immer die Zeit im Verhältnis zur tatsächlich geschwommenen Strecke betrachten“, erklärt Halder. Diese variiere je nach Wind- und Strömungsbedingungen und es gebe eklatante Unterschiede. Gilson habe 65,08 Kilometer zurückgelegt und war dabei einige Minuten schneller als der bisherige Rekordhalter: Die bisher schnellste Längsquerung schaffte der deutsche Extremschwimmer Christof Wandratsch im Jahr 2013 mit 20 Stunden und 41 Minuten.

Der Bodensee hat seine eigenen Herausforderungen

„Es war hart. Ich habe auch schon den Genfer See durchquert und würde sagen, der Bodensee ist deutlich schwieriger. Er hat seine ganz eigenen Herausforderungen und Bedingungen, die ganz spezielle Schwierigkeiten darstellen“, sagt Neil Gilson in einem Video, das direkt nach seiner Ankunft in Bodman auf dem Begleitboot aufgenommen wurde.

Dabei zeigt er sich auch dankbar dem Team gegenüber. „Jeder denkt, Schwimmen ist ein Individualsport, aber ohne die Unterstützung durch ein gutes Team geht es nicht“, so Gilson. Die ganzen 20 Stunden über wurde er vom Team von Bodenseequerung mit einem Motorboot begleitet. „Das ist natürlich ein wichtiger Sicherheitsbaustein, denn so ein Schwimmer, bei dem nur der Kopf aus dem Wasser schaut, ist mitunter leicht zu übersehen. Wir geben mit dem Boot auch die Richtung vor und haben ihn vom Boot aus mit Proviant versorgt“, sagt Halder.

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Pause machen ist nicht erlaubt

Denn Pause machen ist bei der Bodenseequerung nicht erlaubt. Essen und Trinken müssen die Sportler, die dieses Wagnis auf sich nehmen, während des Schwimmens. Die Leute wagen sich aus unterschiedlichsten Beweggründen an dieses Abenteuer. „Für viele ist es der Spaß am Schwimmen. Das sind Extremsportler, die das leidenschaftlich gerne machen, wobei Leidenschaft durchaus wörtlich zu verstehen ist, denn es ist mitunter auch mit einem gewissen Leiden verbunden“, sagt Halder schmunzelnd.

Vom Boot aus wurde Neil Gilson mit Proviant versorgt. Aus dem Wasser steigen war nicht erlaubt.
Vom Boot aus wurde Neil Gilson mit Proviant versorgt. Aus dem Wasser steigen war nicht erlaubt. | Bild: Oliver Halder

Für Gilson seien die Bedingungen insgesamt gut gewesen. „Am Anfang in Bregenz hatten wir starken Wind und dementsprechend hohe Wellen. Aber er hat das super gemeistert. Das war wirklich beeindruckend“, sagt Halder. Insbesondere der Überlinger See habe wieder eine Herausforderung dargestellt. „Hier gibt es oft schwierige Strömungen. Das letzte Stück über hatte er die Strömung gegen sich und musste nochmal einen draufsetzen“, berichtet Halder.

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Neil Gilson hat noch weitere Pläne

Kaum war Neil Gilson an Land, ging es für den Briten direkt mit dem Wohnmobil weiter zur nächsten Station. Er hat nämlich Großes vor: Wie Oliver Halder berichtet, habe er sich vorgenommen, die zehn größten Seen in der Umgebung möglichst in Rekordgeschwindigkeit zu durchqueren. Beim Genfer See sei ihm das bereits gelungen. Auch den Luganersee habe er bereits durchquert.