Regionale Produkte liegen im Trend, das konstatiert ganz offiziell etwa das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Für viele Betriebe im Raum Stockach ist das allerdings kein neues Konzept und sie setzen schon seit Jahren auf kurze Wege – ob im großen Format eines täglich geöffneten Hofladens wie beim Obsthof Hertle in Stockach oder mit einem Milchhäusle, was sich ganz ohne Personal zu einem kleinen Dorfladen gemausert hat wie bei Familie Bischoff in Mahlspüren im Hegau. Die Familien verkaufen dort Obst, Gemüse oder Milch direkt von der Kuh und berichten, worauf es dabei ankommt.

Der Obsthof Hertle hat eine lange Geschichte: Seit über 100 Jahren ist er in Familienbesitz. Schon immer habe der Familienbetrieb einen Selbstverkauf angeboten, sagt der 61 Jahre alte Andreas Hertle, denn Regionalität sei der Familie ganz wichtig. „Das war sie schon immer.“ Gemeinsam mit seiner 57 Jahre alten Frau Monika führt er den Betrieb seit 1995 in vierter Generation weiter und in dieser Zeit deutlich verändert.

Familie Hertle in ihrem Laden: Adriana, Sophia, René sowie Andreas und Monika Hertle, die den Betrieb aktuell in vierter Generation seit ...
Familie Hertle in ihrem Laden: Adriana, Sophia, René sowie Andreas und Monika Hertle, die den Betrieb aktuell in vierter Generation seit 1995 führen. | Bild: Sandra Bonitz

Die ganze Familie hilft mit

„1998 haben wir mit der Viehhaltung aufgehört und den kleinen Laden gebaut“, erzählt Andreas Hertle. Doch dieser wurde zu klein für die große Nachfrage, sagt Monika Hertle. Der größere Laden, wie er heute aussieht, wurde 2009 gebaut. Auf dem Gelände sind auch Obstplantage, Sortierhalle, Lager und Mostpresse. „Unser Konzept waren schon immer kurze Wege. Hinten ernten, dann aufbereiten und direkt im Laden verkaufen“, erzählt René Hertle. Der 32-Jährige arbeitet seit 14 Jahren im Familienbetrieb und ist hauptsächlich in der Produktion, dem Anbau und Lager tätig.

Auch seine Schwestern Adriana (30 Jahre) und Sophia Hertle (24 Jahre) arbeiten im Betrieb. Während Adriana Hertle hauptsächlich für die Buchhaltung zuständig ist, hat Sophia Hertle seit einem Jahr das Personal übernommen. „Es ist schön, dass wir so viele sind und uns so gut ergänzen können“, sagen sie. Die familiäre Atmosphäre und die Nähe von Anbau und Produktion machten den Betrieb aus, findet die Familie.

Eigene Produkte und Zukauf erweitern das Sortiment

Neben eigenem Obst, vorwiegend Äpfeln, und Apfelsaft arbeitet Familie Hertle mit regionalen Erzeugern zusammen, um das Produktangebot zu vergrößern. Zu vielen Lieferanten hätten sie auch ein freundschaftliches Verhältnis. Gemüse, Nudeln und Eier, Wurst und Käse, aber auch Brot, Fisch, Weine und Seccos und Eis findet man beispielsweise dort. „Das ist einfach die Abrundung für unsere Produkte, um das Sortiment attraktiver zu machen für den Kunden und den Wocheneinkauf“, sagt Monika Hertle. Viele Stammkunden kommen regelmäßig in ihren Laden. „Dass man sieht, dass die Leute das zu schätzen wissen, tut gut“, so Adriana Hertle.

32 Sorten Äpfel bietet der Obsthof Hertle an.
32 Sorten Äpfel bietet der Obsthof Hertle an. | Bild: Sandra Bonitz

Sieben Tage die Woche läuft der Betrieb: „Wir sind immer da.“ Schön sei auch, dass es nicht nur eine Saison gebe, sondern zu jeder Jahreszeit etwas geboten sei. „Dadurch, dass wir so viele Produkte haben, wechselt die Saison ständig. Vom Spargel zu den Beeren, den Äpfeln, Kürbissen und zu den Christbäumen“, beschreibt Adriana Hertle.

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Frische Milch von der Kuh gibt es bei Familie Bischoff

Doch nicht nur so große Hofläden wie der Obsthof Hertle, auch kleinere Verkaufshäuschen oder Automaten finden sich im Raum Stockach. Dort gibt es ohne Personal rund um die Uhr regionale Lebensmittel zu kaufen. So auch in Mahlspüren bei Familie Bischoff, denn direkt an ihren Hof grenzend steht ein Milchhäusle.

Bei Christian und Elmar Bischoff in Mahlspüren gibt es frische Milch direkt von der Kuh. In ihren Automaten im Selbstbedienungs-Hofladen ...
Bei Christian und Elmar Bischoff in Mahlspüren gibt es frische Milch direkt von der Kuh. In ihren Automaten im Selbstbedienungs-Hofladen bieten sie auch Käse, Fleisch, Wurstwaren und weitere Milchprodukte an. | Bild: Sandra Bonitz

Die Idee kam Elmar Bischoff im Urlaub mit seiner Frau, wie der 65-Jährige erzählt. Bei einem landwirtschaftlichen Betrieb in Österreich gab es frische Milch direkt auf dem Hof. „Da hab ich zu meiner Frau gesagt, das wäre doch auch mal was, das fehlt bei uns im Dorf“, sagt er. Im Dezember 2013 eröffneten sie das erste Milchhäuschen. „Das hat nur mit dem Milchautomat angefangen, das Häusle war noch kleiner“, erzählt der 34-jährige Sohn Christian Bischoff.

Ein kleiner Dorfladen für Mahlspüren

Über die Jahre erweiterten sie ihr Sortiment. Erst mit Eiern und Wurstwaren, später mit Honig und Kartoffeln vom Nachbarn der Familie. Im November 2018 schafften sie den ersten Verkaufsautomaten an, doch der Laden wurde irgendwann zu klein. Im April 2021 wurde deshalb das alte Milchhaus abgebaut und durch ein größeres ersetzt. Nun stehen zwei Verkaufsautomaten neben dem Milchautomaten und auch eine Kühltruhe für Eis hat Platz gefunden.

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Das Angebot werde gut genutzt. „Gerade im Sommer hören wir es manchmal um 1 Uhr in der Nacht, dass noch jemand einkauft“, berichtet Elmar Bischoff. Früher habe es in der Nachbarschaft noch einen Dorfladen gegeben. „Als ich noch Kind war“, so der 65-Jährige. „Als wir angefangen haben mit den Automaten, haben wir gedacht, da hätten wir wieder einen kleinen Dorfladen. Und das wird auch angenommen von den Dorfbewohnern.“