Noch gibt es viel zu tun auf der markantesten Baustelle Espasingens: An der ehemaligen Schlossbrauerei laufen die Arbeiten am Ausbau der 25 neuen Wohnungen auf Hochtouren. Das muss auch so sein, denn schon in wenigen Wochen soll das Gebäude bezugsfertig sein, berichtet Andreas Mayer, Geschäftsführer des Bauträgers Gnädinger & Mayer. Im September sollen die letzten Arbeiten am Gebäude erledigt werden, danach können die Mieter kommen. Denn nur zwei Käufer werden selbst einziehen.
„Die Wohnungen sind bereits alle verkauft. Der Großteil davon wird vermietet“, berichtet Mayer. Die Käufer stammen ihm zufolge aus dem ganzen Bundesgebiet und einige hätten geäußert, die Wohnung als Altersruhesitz am Bodensee nutzen zu wollen. Bei einem Rundgang mit dem SÜDKURIER zeigt Mayer, wie es derzeit im Inneren des Gebäudes aussieht.

Diese Arbeiten stehen noch an
Viele Wohnungen sind schon zum Großteil fertiggestellt, bei einigen gibt es noch etwas mehr zu tun. „Hauptsächlich stehen jetzt noch Arbeiten an den Bodenbelägen und den Wänden an und es muss noch die Endinstallation der sanitären Anlagen erfolgen. Außerdem bauen wir noch eine Druckerhöhungsanlage und eine Enthärtungsanlage für das Wasser ein“, erklärt Mayer. Zu guter Letzt sollen bis Ende des Jahres noch die Außenanlagen gestaltet werden.

Da das Gebäude als Industriedenkmal gelistet ist, habe man großen Aufwand betreiben müssen, um denkmalschutzrechtlichen Belangen gerecht zu werden. So mussten etwa zum Teil die alten Fenster erhalten und mit speziellen Isoliergläsern ausgestattet werden, um etwas bessere Wärmedämmung zu gewährleisten.
Investitionen im zweistelligen Millionenbereich
Auch eine historische Treppe im südlichen Gebäudeflügel musste erhalten und restauriert werden. „Bei so einem Projekt kommen viele Kosten zusammen, die vorab schwer zu kalkulieren sind“, erklärt Mayer. Insgesamt 16 Millionen Euro habe man investiert.
Allein die Entrümpelung des Gebäudes habe 900.000 Euro gekostet – und damit sechsmal so viel wie kalkuliert. „Wir haben uns trotzdem an das Projekt herangetraut, weil wir schon viel Erfahrung mit Denkmälern haben“, so Mayer. Das Unternehmen habe bereits rund 30 denkmalgeschützte Immobilien saniert.
Auf der Westseite, die von der Straße abgewandt ist, sind inzwischen Balkone an das historische Gebäude angebaut. „Hier hatten wir etwas größere Freiheiten im Hinblick auf den Denkmalschutz“, sagt Mayer. Da dieser Gebäudeteil insgesamt in einem schlechteren Zustand gewesen sei, habe man auch im Inneren größere Freiheiten bei der Sanierung gehabt.

Von 25 Wohnungen haben 23 einen Balkonzugang. Zusätzlich haben alle Hausbewohner Zugang zum neuen Innenhof. Für diesen wurde die Mauer an der Straße wieder hergestellt und mit einem Torbogen versehen. Die Wand soll noch verputzt werden, der Innenhof wird dann nach Vorbild einer barocken Gartengestaltung angelegt.

Barocke Gartenanlage unter historischer Platane
Auch neben dem Gebäude bei der großen Platane entsteht eine parkartige Gartenanlage im Barockstil mit Springbrunnen. „Die große Platane bleibt natürlich erhalten“, so Mayer. Die rund 40 Stellplätze sind um das Grundstück herum angeordnet. Einige Stellplätze entstehen zudem in der ehemaligen Remise, unter deren Dach später einmal Fledermäuse nisten sollen.
Das sei nur eine von mehreren naturschutzrechtlichen Auflagen gewesen, berichtet Mayer. Auch die vorhandenen Schwalbennester am Dach des Hauptgebäudes mussten erhalten und zusätzliche neue Nistmöglichkeiten für Schwalben geschaffen werden.
Der Storch, der sich eine Heimat auf dem ehemaligen Brauereigebäude geschaffen hatte, sollte eigentlich auf ein Nachbargebäude umgesiedelt werden. Das eigens angebrachte Podest für ein neues Nest bleibt allerdings bislang ungenutzt. Der Storch hat sein neues Nest oben auf einem der Stufengiebel direkt an der Straße errichtet.
Die Wohnungen im frisch sanierten Gebäude sind alle zwischen 70 und 130 Quadratmeter groß und haben zwischen zwei und fünf Zimmern. „Was die Grundrisse anbelangt, mussten wir uns nach den Gegebenheiten im Gebäude richten“, sagt Mayer. Das hat zur Folge, dass die ein oder andere Wohnung etwas verwinkelt ist.
Historischer Dachstuhl in Teilen sichtbar
Der historische Dachstuhl musste erhalten werden. „Wir haben lediglich schadhafte Hölzer ausgetauscht und das Dach mit neuen Biberschwanzziegeln eingedeckt“, erklärt Mayer. In den Dachgeschosswohnungen sind viele der Balken sichtbar und tragen zum historischen Charme bei. In anderen Wohnungen bieten historische Bögen an Tür- und Fensteröffnungen einen Blick auf die Geschichte des Gebäudes. Auch die Kellergewölbe sind erhalten und sollen später genutzt werden.

Wie aus früheren Berichten im SÜDKURIER hervorgeht, standen einige Teile der ehemaligen Schlossbrauerei seit fünf Jahrzehnten leer, eine Wohnung war jedoch fast bis zum Beginn der Sanierung bewohnt. Der Betrieb der Brauerei wurde bereits im Jahr 1968 eingestellt.
Noch bis 2015 gab es eine Gaststätte in dem Gebäude. Eine Gaststätte hätte sich auch Andreas Mayer wieder gewünscht. „Es ist aber leider unglaublich schwer, einen passenden Betreiber zu finden“, sagt er. Außerdem hätte ein Biergarten im Außenbereich und die damit verbundene Geräuschkulisse womöglich für Konfliktpotenzial mit den Anwohnern sorgen können.