Die Dimensionen werden Woche um Woche immer sichtbarer: Mit den fortschreitenden Arbeiten rund um die ehemalige Schlossbrauerei verändert Espasingen nicht nur sein Gesicht, sondern wächst auch stattlich. Alleine in der alten Schlossbrauerei selbst sollen 25 Wohnungen entstehen.
Auf dem Areal Schlosshöfe hinter der Bushaltestelle an der Kurve der Rietstraße und Zielstraße (beide B313) werden fünf weiter Mehrfamilienhäuser gebaut.

Und dann wäre da noch der Kastaniengarten hinter der alten Mühle entlang der Stockacher Aach als dritter Bereich im Bunde. Der dortige Bebauungsplan, trägt den Namen Schlosswiese, zieht sich an der Stockacher Aach entlang und soll sechs Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus bringen. Aber warum eigentlich die Namensänderung? Architekt Tobias Jaklin erzählt, der Wunsch des Orts sei gewesen, die historische Bezeichnung Kastaniengarten wieder aufzugreifen.
Warum baut Gut Bodman nicht selbst?
Johannes Freiherr von Bodman erklärte im Gespräch mit dem SÜDKURIER, was genau wo geplant ist. Alle Flächen waren oder sind im Besitz von Gut Bodman. Die alte Schlossbrauerei wurde im Jahr 2019 an die Firma Gnädinger und Mayer aus Radolfzell verkauft.
Und warum baut Gut Bodman am der Schlossbrauerei und den Schlosshöfen nicht selbst? „Es wäre für unsere Verhältnisse zu groß“, sagt Johannes von Bodman offen. Allerdings sei beim Kastaniengarten noch nicht sicher, wer dort wann baue und ob das Gräfliche Haus vielleicht selbst einen Teil umsetze.
Bald Baustart für fünf neue Mehrfamilienhäuser
Die Fläche namens Schlosshöfe gehört inzwischen der Firma Weißenburger, wie Johannes von Bodman und Architekt Tobias Jaklin erklären. Die Baugenehmigung gebe es bereits und es könnte voraussichtlich im Herbst losgehen, sodass die Baustellen Schlossbrauerei und Schlosshöfe parallel laufen würden. Deshalb sei das Areal Kastaniengarten zurückgestellt und die tatsächliche Umsetzung noch offen. Der Bebauungsplan sei inzwischen jedoch rechtskräftig geworden, so Jaklin.
Auf dem Areal Schlosshöfe entstehen fünf Mehrfamilienhäuser. Der Karlsruher Bauträger Weißenburger werde dort die Häuser mit 30 Wohnungen nach den bereits genehmigten Bauplänen des Gräflichen Hauses errichten. Der Bau der gemeinsamen Tiefgarage für die Häuser solle voraussichtlich im Herbst beginnen, sagt Jaklin.
Die Wohnungen auf den Schlosshöfen seien so konzipiert, dass sie für ein breites Spektrum an Menschen attraktiv seien, erläutert Jaklin.

Die Gesamtplanung soll stimmig sein
„Für Espasingen ist das eine große Veränderung. Deshalb haben wir versucht, das Gesamtthema abzustimmen“, erklärt Johannes von Bodman. Der Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz und der Espasinger Ortsvorsteher Andreas Bernhard sowie die Verwaltungen würden dabei unterstützen. „Auch der Ort steht dahinter – das freut uns.“ Johannes von Bodman fasst zusammen: „Alle Projekte sind immer in einem gedacht, aber es geht Schritt für Schritt.“
Zur Geschichte der Schlossbrauerei, die nach einem Brand im Jahr 1892 dem ursprünglichen Schloss nachempfunden wurde, erklärt er, es gebe noch ein paar wenige alte Teile wie die Kellergewölbe, auf denen das Gebäude neu aufgebaut worden sei. Der heutige Gebäudekomplex sei als Industriedenkmal geschützt. Dahinter stehe die jahrhundertelange Geschichte des einstigen Familiensitzes des Hauses Bodman.
„Wir begreifen es als den Ort, an dem unsere Familie 150 Jahre gelebt hat“, erzählt der Freiherr. Das Denkmalamt habe bei den Plänen für die Sanierung darauf geachtet, dass in Teilen noch Industriecharakter erhalten bleibe, beschreibt er.
Gut Bodman kümmert sich um den Straßenbau
Tobias Jaklin ergänzt, Gut Bodman wolle engagiert bleiben. Der Gräfliche Familienbetrieb übernehme die Erschließung und den Straßenbau auf dem Brauerei-Areal. Dazu gehören die Kanäle, Strom, Gas, Wasser, Breitband und die Fahrbahnen. „Die Straße wird im Mai fertig“, sagt Jaklin. Es sei nur noch nicht ganz entschieden, ob schon direkt der Feinbelag oder erst mal nur die Tragschicht draufkomme, bis alle Bauarbeiten abgeschlossen sind.
Die fertige Straße werde dann der Stadt Stockach übergeben und offiziell gewidmet. Wie genau die Straßennamen lauten werden, konnte Jaklin nicht sagen.

Straßenbau wegen torfigem Untergrund nicht einfach
Die Entkernung und Sanierung läuft bereits auf Hochtouren. Derzeit gibt es unter anderem Arbeiten an der Fassade, für die ein Baukran im Innenhof steht. Und rund um den Gebäudebestand herum baut die Firma Hildebrand aus Bodman Erschließungsstraßen. Der Aufwand sei dabei groß, da der Wasserkanal des Elektrizitätswerks zweifach gekreuzt werde und der torfhaltige Untergrund die Arbeiten erschwere, erklärt Johannes von Bodman.
Tobias Jaklin schildert zum Boden näher, es habe geologische Untersuchungen gegeben. Dabei sei der torfhaltige Grund festgestellt worden. Bis zu fünf Meter Boden seien ausgehoben worden, um den Torf herauszuholen. Das Material sei mit einem Bodenverbesserer so aufbereitet worden, dass es wieder verwendet werden konnte. Dies vermeide unnötige Transportwege.
Auch etwas anderes wird wiederverwendet: Die ehemaligen Betonfundamente der Brauereisilos lagern momentan zermahlen als hellgrauer Haufen am Rand der Schlosshöfe. Dieses Material komme beim Straßenbau zum Einsatz. Der Schotter liege schon. Darauf komme der recycelte Beton und darauf wiederum der Asphalt. „Ich habe mich vorher noch nie so stark mit Tiefbau beschäftigt“, erzählt Jaklin.
Der Eisweiher soll wieder Wasser haben
Neben dem Areal Kastaniengarten liegt noch der verlandete Eisweiher. Auf alten Fotos ist noch zu sehen, wie er früher Wasser hatte. Eines Tages soll der Weiher wirklich wieder Wasser führen. Für die notwendigen Maßnahmen seien bereits Naturschutz-Zuschüsse und Gelder der Sielmann-Stiftung bewilligt worden. Geld komme ebenfalls von der Stadt Stockach und dem Gräflichen Haus. Genaue Summen nennt Johannes von Bodman noch nicht.