Gut Bodman, der Familienbetrieb des Gräflichen Hauses von Bodman, fährt auf Erfolgskurs, hat aber auch Herausforderungen. Im Gespräch mit den SÜDKURIER erzählt Johannes Freiherr von Bodman von einigen der großen Themen die zurückliegen und bevorstehen.

Im Forstbereich sieht er so ein Spannungsfeld und bemängelt den „Käseglockennaturschutz“ im Mischwald. Gut Bodman wolle gutes Holz aus der Region liefern, doch verschiedene Einschränkungen machen es schwierig. „Man müsste eigentlich belohnt und nicht bestraft werden“, merkt er an. Einschränkungen durch den Naturschutz würden die Möglichkeiten nehmen, im Wald auf Klimaveränderungen zu reagieren.

Johannes Freiherr von Bodman spricht über Veränderungen, Erfolge und Pläne.
Johannes Freiherr von Bodman spricht über Veränderungen, Erfolge und Pläne. | Bild: Siegfried Kempter

Neuer Zehn-Jahres-Plan für den Wald

Die Buche verschwinde zunehmend, erläutert er. Gut Bodman wolle den Wald so bestückt halten, dass Bau- und Brennholz geliefert werden könne. Doch ein Waldumbau, also die Anpflanzung bestimmter Baumarten, passe nicht mit den vorhandenen Vorgaben zusammen. Bald werde ein neuer Zehn-Jahres-Plan erstellt, was aufgrund der Klimaveränderungen spannend werde. Die Frage sei, wie man damit umgehe.

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Trotz allem sei es unter der umsichtigen Leitung von Reiner Bickel gelungen, in den vergangenen drei Jahren sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Das sei auch den weiteren Mitarbeitern zu verdanken. Die Absatzpreise für Laub- und Nadelholz seien gut gewesen und in diesem Winter gebe es eine hohe Nachfrage nach Brennholz. Damit die Käufer sich warme Wohnungen leisten konnten, sei man „bewusst preislich nicht ans Maximum des Möglichen gegangen“.

Die beiden Bürgermeisterstellvertreter Alessandro Ribaudo und Sonja Hildebrand beim Neujahrsempfang des Gräflichen Hauses.
Die beiden Bürgermeisterstellvertreter Alessandro Ribaudo und Sonja Hildebrand beim Neujahrsempfang des Gräflichen Hauses. | Bild: Siegfried Kempter

Neues Personal zur Verstärkung oder Nachfolge

Bei Neueinstellungen ist immer schon die Zukunft im Blick. So habe man im Forstbereich eine Mitarbeiterin eingestellt, um das Team zu verstärken. Sie soll später einmal die Nachfolgerin des Forstleiters Reiner Bickel werden. „Es ist eine Riesenaufgabe, Nachwuchs zu finden“, erklärt Johannes von Bodman. Einige Stellen seien nachbesetzt worden, weil Mitarbeiter in den Ruhestand gegangen seien, doch man habe auch neue Stellen geschaffen.

Im Rentamt, der Zentrale des Familienbetriebs Gut Bodman, kam Christoph Schmal zunächst als Projektmanager neu dazu. Inzwischen führe er das Unternehmen gemeinsam mit Johannes von Bodman.

Bannwald ist ein besonderes Projekt

Im Rückblick hebt der Freiherr als eine große Entscheidung die Einrichtung eines Bannwalds auf dem Bodanrück hervor. Genauer gesagt handle es sich um den ersten Bannwald seit Jahrzehnten in Baden-Württemberg und den vermutlich ersten in Privatbesitz. Das Projekt zur Aufwertung der Natur durch eine Stilllegung der Forstfläche, die rund 15 Prozent des Waldbesitzes von Gut Bodman ausmache, habe eine sehr lange Vorbereitungszeit gehabt.

Der Bannwald erstrecke sich vom Bodanrück zum See hinter Bodman bis vor die Marienschlucht und werde nun sich selbst überlassen. Dort finde keine Bewirtschaftung mehr statt. Die Wege dort sollen aber begehbar bleiben.

Bei der Einrichtung des Bannwalds (von links): Wilderich Graf von und zu Bodman, Johannes Baron von Bodman, Regierungspräsidentin Bärbel ...
Bei der Einrichtung des Bannwalds (von links): Wilderich Graf von und zu Bodman, Johannes Baron von Bodman, Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, Grünen-Abgeordnete Dorothea Wehinger, Landrat Zeno Danner und im Hintergrund rechts Bürgermeister Matthias Weckbach. | Bild: Regierungspräsidium Freiburg

Rekord-Ernte im vergangenen Jahr

Johannes von Bodman sieht 2022 als ein Rekord-Jahr bei der Obsternte. „Wir konnten fast 4500 Tonnen Bioäpfel von den Bäumen holen“, berichtet er. Dennoch sei es in dem Bereich aufgrund der steigenden Lohn- und Energiekosten schwierig, aber die optimale Organisation des Betriebs sorge für den Erfolg. „Wir sind der Herausforderung gewachsen“, sagt er.

Inzwischen bewirtschafte der gemeinsame Obstbaubetrieb mit Bertam Ledergerber rund 200 Hektar: 60 Hektar Tafelobst, 120 Hektar Saftobstanlagen und 15 Hektar Blühwiesen zur Verbesserung der Biodiversität. Hinzu komme der Königsweingarten, aus dessen Trauben Spätburgunder Rotwein sowie Weißwein entstehen.

Saftobst gefährdet Streuobstwiesen nicht

Ihn betrübe nur, welche Missverständnisse es beim Saftobst und den Streuobstwiesen gebe. „Saftobstanlagen gefährdet keine Streuobstwiesen, sondern die Wiesen werden vernachlässigt und verschwinden, weil sie nicht mehr gepflegt werden“, betont er.

Seine Befürchtung sei, dass die ökologisch wertvollen, alten Streuobstbestände weiter schwinden und sich die Kunden aus Preisgründen für Säfte aus anderen Ländern entscheiden.

Der Mooshof zwischen Bodman und Wahlwies an der B34 (Archivbild)
Der Mooshof zwischen Bodman und Wahlwies an der B34 (Archivbild) | Bild: Gerhard Plessing

Erlebnisbauernhof Mooshof dauert noch

Und der Mooshof? Auch das Areal an der Abzweigung von der B34 nach Wahlwies gehört zu Gut Bodman. Dort soll einmal eine landwirtschaftliche Erlebniswelt entstehen. Das dauere aber noch ein paar Jahre. Johannes von Bodman erläutert, das Zielabweichungsverfahren aufgrund des regionalen Grünzugs sei zwar durch, die Änderung des Flächennutzungsplans laufe und das Bebauungsplanverfahren komme noch. Und dann irgendwann der Bauantrag.

„Es dauert und muss auch dauern. Es muss wirklich sitzen, damit es ökonomisch funktioniert“, sagt er zu den Plänen und der Planungszeit.

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Viel Projekte und Besonderheiten

In den vergangenen Jahren gab es auch noch zahlreiche weitere Projekte und Entwicklungen, wie zum Beispiel der große Neubau des Bootshauses an der Kaiserpfalzstraße – „ein ziemliches Bauprojekt für unsere Größenordnung“, so Johannes von Bodman. In dem Gebäude sei der Rudolf Bootsservice eingezogen und es gebe zwei Wohnungen.

Und Johannes von Bodman weist noch auf eine Besonderheit auf dem Hofgut Spittelsberg in Ludwigshafen hin. Im dortigen Bauernhaus sei das Startup Culturebooking eingezogen, das sich an Künstler richte. Voraussichtlich nächstes Jahr stehe die Renovierung des Forsthauses an, in dem Wohnraum entstehen solle.