Die Marienschlucht beschäftigt die Gemeinde auch in diesem Jahr weiter – und schon jetzt deutet sich an, dass das Bauprojekt nochmals teurer wird. Projektleiter Matthias Weckbach stellte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates den vierten Nachtrag der Firma Rettich Stahlbau GmbH vor und erklärte, wie sich die erneuten Mehrkosten zusammensetzen. Das Gremium votierte einstimmig für die Übernahme der Kosten. Anschließend sprach Weckbach über den Baufortschritt und die Zeit nach der Fertigstellung des Schluchtaufgangs.
In Nachtrag drei der Firma Rettich Stahlbau war es bereits um den Rückbau der früheren Steganlage gegangen. Inzwischen wurden noch drei Betonfundamente gefunden, die vorher von Laub und Erde bedeckt waren und entfernt werden mussten. Außerdem habe es kleine Änderungen in den Ausführungen gegeben.

Der Nachtrag von knapp 40.800 Euro enthalte jedoch nur gut 12.200 Euro tatsächliche Mehrkosten für die Entfernung der Fundamente. Die übrigen rund 28.600 Euro seien laut Weckbach Seilkrankosten, die in anderen Angeboten bereits enthalten waren. „Sie müssen aufgeführt werden, fallen aber bei den alten Kosten heraus“, erläuterte er.
Gesamtkosten von bis zu sechs Millionen Euro möglich
Das Projekt kommt bisher auf Kosten in Höhe von etwa 4,5 Millionen Euro. Davon werden 60 Prozent vom Land übernommen, 40 Prozent zahlen die Kommunen Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz. Weckbach betonte: „Den übersteigenden Betrag müssen wir ausgleichen.“ Aktuell müsse jede Kommune etwa 108.000 Euro übernehmen. In diesen Kosten ist die Herausnahme der alten Holzsteganlage sowie das Wiederaufstellen des Seilkrans mit 60.000 bis 70.000 Euro enthalten, so Weckbach.

Zu sämtlichen Maßnahmen lägen Angebote vor und alle Punkte seien aufgeführt. Mit großen Überraschungen rechne er daher nicht mehr. Liquiditätsmäßig seien die Kosten aber noch lange nicht abgeflossen.
Aktuell geht er für vier von sechs Bauabschnitten von Gesamtkosten in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro aus. Die Abschnitte Kioskponton und das letzte Teilstück Uferweg bei Wallhausen sind noch nicht projektiert. 2019 wurden für alle sechs Bauabschnitte Gesamtkosten von sechs Millionen Euro prognostiziert. Trotz hoher Inflation konnten die Baukosten bislang im Rahmen der Prognose umgesetzt werden.
Baupause wegen Vogelschutz
Auf dem Gelände von Rettich Stahlbau liegt bereits ein Großteil der restlichen Elemente. Aufgrund der Schutzfristen muss das Projekt aber bis zum Herbst pausieren. Wie Matthias Weckbach berichtete, habe er Klaus Heck, Naturschutzbeauftragter für den Landkreis Konstanz, gesagt, dass nur in der Schlucht gearbeitet würde und davon eine geringe Störung für die Vogelwelt ausginge.
Bei kontinuierlichem Weiterarbeiten gewöhnten sich die Vögel daran und suchten ihr Nest entsprechend. Ihm sei jedoch mitgeteilt worden, dass der Kolkrabe gerne in der Ruine Kargegg niste. An dieser laufen wiederum die Seile des Krans vorbei.
Hinzu kommt das 95-jährige Bestehen des Golfclubs Konstanz, der seit 60 Jahren oberhalb der Marienschlucht liegt und dieses Ereignis mit vielen Jubiläumsveranstaltungen feiern wird. Folglich könne der Seilkran frühestens am 22. September wieder aufgestellt werden. „Ohne Auf- und Abbau brauchen wir etwa acht Wochen – neun, je nach Schlechtwettertagen “, so Weckbach. Die Arbeiten in der Marienschlucht werden daher erst zum Jahresende fertiggestellt. Falls in der Bauphase längere Zeit schlechtes Wetter herrscht, habe das Landratsamt eine einmalige Ausnahme zur Fertigstellung signalisiert.
Gemeinden teilen sich die Kosten
Mit Blick auf künftige Kosten sagte Bürgermeister Christoph Stolz: „Wir sehen, dass das Interesse an der Marienschlucht über den Überlinger See hinausgeht.“ Er empfinde es daher nicht als unverschämt, diejenigen, die einen Mehrwert für ihre Gemeinde erkennen, zu fragen, ob sie sich am Unterhalt beteiligen wollten. Dieser sei nämlich finanziell und personell herausfordernd.
Matthias Weckbach bestätigte, dass auch in der Vergangenheit Allensbach und Bodman-Ludwigshafen je 30 Prozent und Überlingen, Sipplingen, Konstanz, Reichenau jeweils zehn Prozent der Unterhalts- und Müllentsorgungskosten übernommen hätten.
Wie steht um die Sicherheit in der Schlucht?
Gemeinderat Michael Koch (CDU) wollte wissen, wie nach dem Ende der Baumaßnahme der Sicherheitsausschuss installiert werde. Weckbach sagte, zuerst habe es Sensoren für Bodenfeuchte und Neigungswinkel gegeben. Mit dem Ausbaubeginn seien im Winter 2021/2022 weitere Sensoren hinzugekommen. Die Auswertungen seien weitestgehend abgeschlossen, etwa im April werde der komplette Bericht vorliegen. Richtung Herbst solle der Sicherheitsausschuss fest installiert werden.
Der Projektleiter wies zudem darauf hin, dass die Unterhaltungskosten bisher nur bis zum 31. Dezember 2025 beschlossen wurden. Darüber hinaus müsse mit den anderen Kommunen neu verhandelt werden. Einmal im Jahr solle der Felsen begutachtet werden, dauerhaft würden die Werte überwacht.
Zu entscheiden sei noch, ob die Auswertung und Kontrolle der Sensoren durch die Gemeinde erfolgt oder diese Aufgaben zu umfangreich seien. Man benötige in jedem Fall Spezialkenntnisse, das Büro Spang Ingenieurgesellschaft für Bauwesen, Geologie und Umwelttechnik werde weiterhin dabei sein müssen, so Weckbach.