Der Vitaminmarkt im Hilzinger Industriegebiet hat seit Oktober 2024 für immer seine Tore geschlossen. Nachdem es der Inhaber-Familie Hägele mit dem beauftragten Insolvenzverwalter nicht gelungen war, einen Investor für die Markthalle zu finden, ist das Gelände verwaist. Doch wie lange noch? Denn das Grundstück samt Immobilie soll zwangsversteigert werden – für einen Millionenbetrag.
Beim Amtsgericht Singen als Vollstreckungsgericht ist ein Zwangsversteigerungsverfahren für den Vitaminmarkt eingeleitet worden. Demnach hat ein Sachverständiger bereits ein Wertgutachten erstellt. Einen Termin für die Zwangsversteigerung gebe es noch nicht, die Abwicklung dauere mehrere Monate. Sämtliche Gutachten zu anstehenden Versteigerungen sind öffentlich während der Öffnungszeiten der Infothek des Amtsgerichts Singen einsehbar.
Grundstückswert liegt bei 2,75 Millionen Euro
Demnach wurde der Verkehrswert des Gebäudes samt Freifläche – das sind immerhin 3500 Quadratmeter – auf 2,75 Millionen Euro festgesetzt. Doch bevor es zu einer Zwangsversteigerung der Immobilie kommt, könnte der Vitaminmarkt verkauft werden.
Auf einschlägigen Immobilienseiten steht der Vitaminmarkt für 2,9 Millionen Euro zum Verkauf. Der beauftragte Immobilienmakler ist die Firma Arnold Immobilien mit Sitz in Radolfzell. Dort hält man sich mit Informationen allerdings bedeckt. „Nach Rücksprache mit Eigentümer und Bank ist nicht gewünscht, dass ich Auskunft gebe“, teilt Makler Florian Arnold auf Nachfrage mit.
Seit wann das Grundstück zum Verkauf steht, ist nicht ersichtlich, allerdings stehe es laut Inserat ab sofort zur Verfügung. Die Anzeige weist auf dem 3500 Quadratmeter großen Grundstück eine Gastrofläche von 603 Quadratmetern aus. Die Verkaufsfläche im Erdgeschoss wird in der Anzeige mit 800 Quadratmetern angegeben. Interessenten erwartet eine „helle, barrierefreie Halle, Verkaufsstände sowie eine moderne Gastronomiefläche mit einigen überdachten Außenplätzen“, lautet die Beschreibung.
Ob das Gebäude in Zukunft als innovative Markthalle weitergeführt wird, ist ungewiss. Denn wie auf der Immobilienseite deutlich gemacht wird, stehen dem zukünftigen Betreiber nach Paragraf acht der Baunutzungsverordnung verschiedene Nutzungsmöglichkeiten für nicht erheblich belästigende Gewerbebetriebe offen.
Das darf dort realisiert werden
Dazu zählen Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze und öffentliche Betriebe, Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Anlagen für sportliche Zwecke. Nicht erlaubt sind hingegen Betriebe des Schrott- und Altmaterialgewerbes, Tankstellen, Vergnügungsstätten sowie Anlagen für kirchliche Zwecke.
Ausnahmsweise zulässig ist laut dem Inserat auf der Immobilienseite „eine integrierte Wohnung je Gewerbebetrieb für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem Gewerbebetrieb zugeordnet und ihm gegenüber in Grundfläche und Baumasse untergeordnet ist“.
Ende 2024 ging es noch um zwei Interessenten
Im vergangenen Herbst sah es kurzzeitig so aus, als würde es für den Vitaminmarkt zwei Interessenten aus dem Lebensmittelbereich geben: der Frischemarkt Baur sowie der Discounter Penny. Edeka Baur-Geschäftsführerin Sabine Seibl hatte mit den Hägeles intensive Gespräche geführt, doch das Unternehmen hat sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen gegen eine Übernahme entschieden. Der Discounter Penny hingegen hatte keine näheren Angaben gemacht.
Im Februar 2024 hatte die Vitaminmarkt Staufenhof OHG Insolvenz angemeldet. Gründe für die Insolvenz gab es einige, der wohl größte Grund sei die Corona-Pandemie gewesen, wie Andreas Hägele im Juni 2024 im Gespräch mit dem SÜDKURIER schilderte. Denn der Vitaminmarkt hatte im Oktober 2020 eröffnet, also in der Hochphase der Pandemie. „Den Gastro-Bereich durften wir erst im März 2022 öffnen, als die Corona-Regeln gelockert wurden“, erklärte Hägele damals. Damit konnte das Konzept einer Markthalle nicht voll umgesetzt werden. Später habe der Ukraine-Krieg für steigende Preise und Zurückhaltung bei den Kunden gesorgt.
Der Betrieb lief trotz Insolvenz aber zunächst weiter. Das Ziel des Insolvenzverwalters war es nämlich, einen Investor zu finden, der mit Geld zur Sanierung des Vitaminmarkts beitragen sollte. Dies war laut einer im September 2024 veröffentlichten Pressemitteilung des Insolvenzverwalterbüros Pluta Rechtsanwalts GmbH, die das Verfahren der Familie Hägele begleitet, jedoch nicht gelungen. Ende Oktober war dann Schluss mit der innovativen Markthalle.
Der Insolvenzverwalter bestätigt nun auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass das Insolvenzverfahren noch nicht abgeschlossen sei. Dies werde noch einige Zeit dauern.