Wer seinen Führerschein machen möchte, der mag beim Anblick der Preise für die Kurse bei den Fahrschulen schon geschluckt haben. Bis zu 4.000 Euro oder sogar mehr kostet ein Führerschein der Klasse B in Deutschland nach Einschätzung des ADAC. Hinzu kommen Ausgaben für Sehtest, Erste-Hilfe-Kurs und ein Passfoto, welche für die Antragstellung benötigt werden. Damit ist ein deutscher Führerschein einer der teuersten in Europa.
Bereits früh auf das Auto angewiesen
Aus erster Hand kann Tamaris Trautwein sprechen. Sie ist frisch gebackene Abiturientin und hat ihren Führerschein 2024 erworben. „Ich habe mich mit sechzehneinhalb angemeldet und mit 17 meinen Führerschein gehabt“, erzählt sie. Dass sie bereits früh angefangen hat, hänge hauptsächlich mit ihrem langen Schulweg zusammen.
Trautwein wohnt im St. Georgener Ortsteil Peterzell, hat aber in Triberg das Gymnasium besucht. Sie habe ihren Führerschein hauptsächlich aufgrund von Zeitersparnis gemacht, erläutert sie. „Mein Schulweg war relativ lang, ich konnte mir damit viel Zeit sparen.“
Den Bus zu nutzen sei immer sehr zeitintensiv gewesen. Auf dem Land sei man mit dem Auto einfach mobiler und in gewisser Weise darauf angewiesen, sagt die mittlerweile Achtzehnjährige.
Führerschein nicht immer finanziell umsetzbar
Aus ihrem Umfeld hörte Trautwein ähnliche Stimmen. Jedoch stellen die Preise vor allem für junge Führerscheinanwärter häufig eine Belastung dar.
Trautwein habe sich die Kosten für den Führerschein mit ihren Eltern geteilt – ihren Anteil habe sie von Erspartem bezahlt. „Das ist aber die Sicht aus einer sehr privilegierten Position.“ Trautwein betont, dass ein Führerschein nicht bei jedem in dem Alter finanziell umsetzbar sei.
Neben Geld gibt es noch weitere Probleme
Grundsätzlich habe sie den Eindruck gehabt, dass die anderen Fahrschüler in ihrem Umfeld mehr Probleme mit ihrem Führerschein hatten. Zu diesen Problemen gehörte beispielsweise, Fahrstunden in einem angemessenen Zeitraum zu bekommen. „Ich bin eher günstiger weggekommen als andere“, so Trautwein. Warum jedoch sind die Preise im Allgemeinen so hoch?
Fahrschulen mittlerweile richtige Unternehmen
Alban Musliu ist Inhaber der Fahrschule SecureDrive mit Filialen in St. Georgen und Villingen. Der Fahrlehrer erklärt den Preisanstieg folgendermaßen: „Alles, wovon wir auch im Alltag betroffen sind, ist teurer geworden. Somit steigen auch die Preise.“ Durch die Inflation seien die Preise von Autos, Sprit und Versicherung gestiegen, was sich auf die Kosten für die Fahrschüler auswirke.
Zudem, merkt Musliu an, habe man angefangen, Fahrschulen als richtige Unternehmen zu sehen. „Wir kennen alle diese sogenannten Ein-Mann-Fahrschulen von früher. Das war ein Mann, und seine Frau hat vielleicht noch ein bisschen Papierkram gemacht.“ So etwas sei heute nicht mehr möglich, weil immer mehr Voraussetzungen und gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen seien.
Musliu selbst beschäftigt in seiner Fahrschule vier Fahrlehrer in Vollzeit und zwei Angestellte in der Verwaltung. Er selbst hänge irgendwo dazwischen, meint er lachend.
Die Nachfrage habe trotz des Preisanstiegs nicht abgenommen, „weil die Leute nach wie vor den Führerschein brauchen.“
Neue Verordnung macht Hoffnung
Eine Lösung sieht der Fahrschulinhaber in einer neuen Verordnung, die in den nächsten Jahren in Kraft treten soll. Sie soll bewirken, erklärt er, dass mehr mit Fahrsimulatoren gearbeitet wird, damit danach die Fahrstunden im Schaltfahrzeug minimiert werden können.
In der Hoffnung, sparen zu können und sich die Fahrstunden zu erleichtern, machen viele den Führerschein B197. Dieser wurde im Jahr 2021 eingeführt.
Er ermöglicht es Fahrschülern, ihre Prüfung auf einem Automatikfahrzeug abzulegen, vorausgesetzt, sie haben zuvor mindestens zehn Fahrstunden in einem Schaltfahrzeug absolviert. Es dürfen damit trotzdem alle Fahrzeuge der Klasse B gefahren werden. Besteht hiermit eine Möglichkeit, Geld beim Führerschein zu sparen?
Laut Musliu sei das keine Lösung, um den Führerschein grundsätzlich günstiger zu machen. Er erklärt, dass durch das neue Konzept die Kosten für die Fahrschulen sogar eher steigen, da mehr Fahrzeuge benötigt würden. „Man braucht pro zwei Fahrlehrer mindestens drei Fahrzeuge.“
Er sieht das Konzept eher als eine Hilfe für die Fahrschüler. Der B197-Führerschein sei mittlerweile der beliebteste unter seinen Fahrschülern. Ungefähr 90 Prozent würden sich dafür entscheiden, schätzt Musliu.
Maßnahmen liegen in den Händen der Fahrschüler
Alban Musliu verweist auf die hohe Durchfallquote sowohl bei den theoretischen als auch bei den praktischen Führerscheinprüfungen. Er sieht hier eine Möglichkeit für Fahrschüler, ihre Kosten geringer zu halten. „Die Schüler müssen mehr lernen, um die Prüfungen nicht wiederholen zu müssen“, sagt der Fahrlehrer mit Nachdruck.
Pro theoretischer Prüfung berechnen Prüforganisationen wie TÜV und Dekra rund 25 Euro. Eine praktische Führerscheinprüfung kostet ungefähr 130 Euro. Hinzu kommen die Gebühren, die die Fahrschule jeweils berechnet.
Auch Alban Musliu mache sich Gedanken, wie man als Fahrschule den Führerschein günstiger gestalten könne. Eine Methode, die Kosten zu senken sei, nur basisausgestattete Fahrzeuge zu fahren.
Jedoch beobachte er, dass Fahrschulen in größere und bessere Fahrzeuge investieren müssten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Ich glaube nicht, dass der Preis für den Fahrschüler ausschlaggebend ist, sondern wie sich die Fahrschule präsentiert“, sagt er.
Günstigere Führerscheine für Bundeswehr-Rekruten
Auch auf politischer Ebene ist das Thema rund um zu teure Führerscheinpreise bereits angekommen. Um dem Problem entgegenzuwirken, kündigte die Koalition aus CDU/CSU und SPD bereits Pläne an. Auch stehen Ideen für günstigere Führerscheine für zukünftige Rekruten der Bundeswehr im Raum.