Auch die großen Helden müssen irgendwann abdanken. Das gilt auch für die Männchen und Fräulein von Playmobil, die die Geschichte im Archäologischen Landesmuseum spielerisch auflockern. Fast 20 Jahre war das Spielzeug fester Bestandteil des Museums.

Die Plastikfiguren mit den Kulleraugen hatten einen klaren Auftrag: Sie sollten junge Besucher ins Museum ziehen und ihren Eltern den Besuch der Kultureinrichtung ermöglichen. Nun werden die Pimpfe bald abgeräumt – obwohl der Erfolg der herzigen Darsteller mit Schwert oder Spinnrad außer Zweifel steht.

Nina Willburger will das Archäologische Landesmuseum in Konstanz neu aufstellen. Die beliebten Playmobil-Figuren müssen weichen.
Nina Willburger will das Archäologische Landesmuseum in Konstanz neu aufstellen. Die beliebten Playmobil-Figuren müssen weichen. | Bild: Fricker, Ulrich

„Playmobil in unserer Einrichtung war sehr erfolgreich“, sagt Nina Willburger, die das Landesmuseum als Ständige Vertreterin der Direktion vor Ort leitet. Doch haben man inzwischen alle Varianten an Epochen und Kostümen durchgespielt, berichtet die Archäologin. Die Playmobil-Zwerge wurden als Römer und Griechen verkleidet, sie verkörperten keltische Krieger.

In der vergangenen Saison, als die Insel Reichenau auf 1300 Jahre Bestehen zurücksah, wurden sie als Mönche und Missionare eingekleidet und mit Pferden, Schlagen und Drachen umstellt. Doch nun sei dieses Modell ausgeschöpft, berichtet Willburger. Es sei Zeit für Neues.

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER skizziert sie, wohin die Reise gehen wird. „Playmobil ist nicht interaktiv, das ist das Problem“, sagt sie. Gerade junge Besucher wollten aber berühren und erwarten, dass sich dann auch etwas rührt.

Starre Gegenstände, die zum Spielen einladen aber nicht angefasst werden dürfen, seien nicht mehr zeitgemäß. Willburgers Ziel ist die Mitmach-Ausstellung, so nennt sie das. Historische Erkenntnisse und Spaß durch Anfassen. Für 2026 werden sie und 33 Mitarbeiter die Ausstellung „Rom lebt“ vorbereiten. Da soll es dann interaktiv zugehen.

Die Männchen werden in Rente geschickt

Die 51-Jährige ist ausgewiesene Fachfrau. Lange Zeit arbeitete sie am Landesmuseum in Stuttgart und betreute dort die Abteilung Archäologie. Vor zweieinhalb Jahren übernahm sie die Führungsaufgabe in Konstanz. Für sie steht fest: Auch Museen bedürfen der Überarbeitung. Keine Präsentation ist für die Ewigkeit gemacht, auch derartige Präsentationen unterliegen dem Zeitgeschmack und ästhetischen Moden. Auch deshalb schien es der Altertumsexpertin an der Zeit, die Playmobil-Veteranen abzulösen.

Ein Detail: Der Bau von Kloster Reichenau – dargestellt von Playmobil.
Ein Detail: Der Bau von Kloster Reichenau – dargestellt von Playmobil. | Bild: Fricker, Ulrich

Zuletzt konnte man die bunten Kämpen im Rahmen der Reichenau-Ausstellung bewundern. Die Playmobil-Szene war im Dach aufgebaut. Den Gestaltern und Bastlern der Szenerie ist es scheinbar mit Leichtigkeit gelungen, die für Kinder trockene Materie spielerisch umzusetzen. Das Tableau wirkt wie eine sehr große Modelleisenbahn, nur dass statt Schienen die Umrisse der Insel modelliert sind.

In verschiedenen Szenen wird das klösterliche Leben um das Jahr 800 nachgespielt. Der besondere Gag der Konstanzer Installationen war dabei ein Rätsel der Marke „Finde den Fehler“: In den Szenen des Mittelalters waren immer wieder moderne Figuren versteckt, die es damals gar nicht gab. Wer genau hinsah, konnte Mister Spock mit seinen spitzen Ohren entdecken. „Ich bin Fan von Mister Spock“, bekennt Dr. Willburger lächelnd.

Playmobil wandert ins Archiv

Ein Trostpflaster gibt es: Die vielteilige Sammlung wird zwar für die Öffentlichkeit abgeräumt. Doch im Archiv unter dem Dach werden die Figuren gesammelt, beschriftet und abgelegt. Es geht kein Ritter und keine Römerin verloren. Immer wieder kommt es vor, dass andere Museen in Konstanz nachfragen und um bestimmte Playmobil-Varianten bitten.

Ein Bischof auf Reisen.
Ein Bischof auf Reisen. | Bild: Fricker, Ulrich

Besonders an den Beständen hier: Viele Figuren kommen nicht aus dem Katalog, sie wurden in der Werkstatt nachgearbeitet und aufgeputzt, um in eine bestimmte historische Kategorie zu passen. Es handelt sich also um Einzelexemplare, die das Haus nicht verlassen werden. „Das steckt extrem viel Arbeit drin“, sagt die Chefin. Oft zogen Mitarbeiter ihre Familie zum Helfen heran. Schließlich muss ein Tableau Stück für Stück in Handarbeit befüllt werden.