Gleich acht Mal schlugen die falschen Polizisten in Lörrach zu. Sie versuchten ihren Opfern Schmuck und Bares abzujagen. Als die Polizei anrückte, war der Spuk bereits vorbei, von den Gaunern keine Spur mehr. Immerhin, die Betrüger gingen diesmal leer aus.

Betrugsmaschen wie der falsche Polizist oder der Enkeltrick sind seit Jahren Bestandteil der Trickkiste, in die eine zunehmende Schar von Betrügern greift, die vor allem ältere Menschen um ihr oftmals sauer Erspartes bringen wollen. Vom Familienschmuck über Goldbarren bis zu großen Scheinen: Die Verbrecher erschleichen sich zum Teil hohe Summen.

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Seit zwei Jahren gehen die Betrugszahlen rasant nach oben. So wurden der Polizei im vergangenen Jahr 7256 Fälle des „falschen Polizisten“ gemeldet, im Jahr davor waren es noch 1955 Fälle, 2016 gab es 225 Fälle, wie Ulrich Heffner vom Landeskriminalamt Stuttgart auf Nachfrage sagt. Der erfahrene Kripomann nennt die Zahlen erschreckend. Immerhin lassen sie auch erkennen, dass der Aufwand für die Betrüger enorm gestiegen ist.

Erste Erfolge der Prävention werden sichtbar

Denn die Erfolgsquote lag im vergangenen Jahr bei 9,5 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Von den 7256 bekannt gewordenen Fällen, blieb es 7073 beim Versuch. „Die Täter müssen umso mehr anrufen, damit sie erfolgreich sind“, sagt Heffner. Er sieht darin einen Erfolg der aufwändigen Prävention der Polizei.

Die Masche sollte sich allerdings längst schon herumgesprochen haben: Das Telefon klingelt, am Apparat meldet sich ein angeblicher Polizeibeamter, der sein Opfer in ausführlichen Gesprächen vor Gaunern warnt. Schließlich bietet der Unbekannte an, einen Kollegen vorbeizuschicken, der die Wertgegenstände angeblich in Sicherheit bringt. Wer darauf hereinfällt, kann alles verlieren, denn die Betrüger sind schnell über alle Berge. Der Schaden lag 2018 landesweit bei 6,6 Millionen Euro.

Geschickt in der Gesprächsführung

„Die Täter geben sich beispielsweise als Verwandte oder falsche Polizisten aus und gehen dabei sehr geschickt in der Gesprächsführung vor“, sagt Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Schmid, Präventionsexperte beim Polizeipräsidium Freiburg. Solche Fälle traten im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg gehäuft auf – in Emmendingen, Teningen, Löffingen, Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen, Lörrach.

Deshalb kooperiert die Polizei im Dreiländereck jetzt mit Banken, um deren Angestellte zu schulen, falls ältere Menschen in diese Falle zu tappen drohen. Denn vielfach gehen die Opfer auf ihre Bank und heben ihre Ersparnisse ab. Draußen wartet dann ein Gauner, der ihnen das Geld abnimmt. Allein in 18 Filialen südlich von Freiburg werden Bankmitarbeiter daher geschult, um zielgerichtet auf Ihre Kundschaft zuzugehen.

„Für die Täter ist die Übergabe der gefährlichste Moment“, erläutert LKA-Sprecher Ulrich Heffner. Denn sie wissen nie, ob nicht die Polizei eingeschaltet wurde und die Falle zuschnappt. Deshalb gibt es auch besonders perfide Beispiele, in denen sie unwissende Bürger als Kuriere der Beute missbrauchen. Werden Täter dennoch erwischt, kennen diese oftmals selbst nicht ihre Hintermänner.

Das LKA stuft die Ermittlungen als sehr schwierig ein. Zumal die Anrufer oftmals im Ausland sitzen. Die Rede ist insbesondere von der Türkei, wo die Banden Call-Center betreiben sollen, aus denen heraus sie agieren. Laut Ermittlungen reagieren die Anrufer schnell und mit psychologischem Geschick. In gutem Deutsch sprechen sie mit ihren zumeist älteren Opfer manchmal stundenlang, fordern sie auch auf, den Hörer beiseite zu legen, um zu lauschen, was in dem Raum passiert, so Heffner.

Die Ermittler in Deutschland versuchen unterdessen, über internationale Ermittlungsgruppe weiterzukommen. Doch das ist, wie aus Kreisen zu erfahren ist, angesichts der politischen Großwetterlage nicht ganz so leicht. Für die Opfer ist der Verlust ihres Hab und Guts eine Katastrophe. Aus Scham gingen nicht alle zur Polizei, um die Tat anzuzeigen, weiß Ulrich Heffner. Häme sei hier sicher nicht angebracht. Wer auf die üblen Tricks hereinfällt, muss wissen: „Die Täter sind gnadenlos.“