Christian L., 39 Jahre, arbeitslos, verurteilter Sexualstraftäter. Das ist die Kurzbeschreibung jenes Mannes, der sich fast zwei Jahre lang an einem heute neunjährigen Jungen und mehrmals an einem damals dreijährigen Mädchen vergangen hatte. Derselbe Mann, der Jahre zuvor wegen der Vergewaltigung einer Minderjährigen verurteilt worden war und per gerichtlicher Auflage keinen Kontakt zu Kindern haben durfte.

"Ich habe viel Mist gebaut"

Christian L.‘s Biografie liest sich wie die Vorlage für eine kriminelle Laufbahn: „Ich bin aus einer Vergewaltigung entstanden“. Seinen Erzeuger kennt er nicht, der Stiefvater sei ein Alkoholiker gewesen, die Mutter nahm Tabletten – sie wuchs in einer Pflegefamilie auf, in der sie missbraucht wurde, berichtet L. Der Bruder des Stiefvaters habe ihn „sexuell belästigt“.

Christian L. und seine sechs Jahre jüngere Halbschwester wurden zeitweise in Obhut genommen. Er lebte bei einer Pflegefamilie auf einem Bauernhof: „Das war die einzig positive Erfahrung.“ Seiner Schwester, anderswo untergebracht, sei es nicht gut gegangen, „sie wurde psychisch missbraucht “. Sich selbst beschreibt er als "kein einfaches Kind": "Ich habe viel Mist gebaut".

Christian L. schafft den Hauptschulabschluss, beginnt eine Kochlehre, die er nicht beendet. Seine erste Freundin verlässt ihn, für L. ein schwerer Schlag. Christian L. gerät auf die schiefe Bahn, kommt wegen Betrugs und Hehlerei anderthalb Jahre in Jugendhaft. Nach dem Gefängnis sucht er sich neue Freundinnen, nichts ist von Dauer. Immer wieder erlebt er Enttäuschungen. Teilweise filmt er, wie die Frauen ihn befriedigen. Er arbeitet als Türsteher, später bei der Tafel. Dort lernt er die Mutter eines seiner Opfer kennen.

Der Sexualverkehr mit Frauen habe immer funktioniert. Ein bis zwei Mal habe er auch mit Männern Erfahrungen gemacht. Seine pädophile Neigung will er erst mit 2015 entdeckt haben, als er das kleine Mädchen vergewaltigte. „Ich stehe eigentlich auf Frauen, jung und weiblich." Mit Berrin T. führte er zunächst keine sexuelle Beziehung. Das änderte sich, als deren Sohn in Obhut genommen wurde. "Inzwischen würde ich sagen, ich bin bisexuell.“ Zu Psychologen fand Christian L. nie einen Zugang. Hätte er sich Hilfe gesucht, sagt er, „dann säße ich heute nicht hier“.