Conrad Gröber (1872 bis 1948) war in jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Bischof. Der gebürtige Meßkircher und langjährige Stadtpfarrer von Konstanz war der einzige Freiburger Erzbischof, der nicht gewählt, sondern ernannt wurde (1932). Der einflussreiche vatikanische Diplomat Eugenio Pacelli hatte damals seinen Einfluss geltend gemacht, um Gröber an die Spitze der badischen Diözese zu holen – vorbei am Domkapitel, dem das Recht der Wahl zusteht.

„Wichtigster Helfershelfer der NS-Politik in Baden“

Seinen einstigen Glanz hat der Name Gröber verloren. In Freiburg ist das Straßenschild mit seinem Namen mit einem erklärenden Zusatz versehen. In Konstanz wurde ihm vor einigen Tagen die Ehrenbürgerschaft aberkannt. Dieser Verfall an Ansehen verdankt sich einer Handvoll von Historikern, die den Lebenslauf des Geistlichen ausleuchteten. Einer von ihnen heißt Wolfgang Proske, ehemaliger Lehrer und nun im Ruhestand. Der Bayer hält immer wieder Vorträge im südwestdeutschen Raum. In Konstanz zog er eine vorläufige Bilanz seiner Archivarbeit und sagt: „Gröber war der wichtigste Helfershelfer der NS-Politik in Baden.“

Wolfgang Proske nennt Erzbischof Gröber eine wichtige Stütze der NS-Diktatur.
Wolfgang Proske nennt Erzbischof Gröber eine wichtige Stütze der NS-Diktatur. | Bild: Fricker, Ulrich

Proske spitzt zu. Die Fakten, die er bringt, sind freilich eindeutig. 1934 trat Gröber auf eigenen Wunsch der SS bei als förderndes Mitglied; Mitglieder des Domkapitels folgten ihm. 1938 verließ er die SS unfreiwillig; Heinrich Himmler hatte ihn aus der Mitgliederkartei entfernen lassen. Gröbers große Linie war es, den neuen Staat so weit als möglich zu unterstützen. Das Ermächtigungsgesetz kam ihm gerade recht, den von parlamentarischen Rechten hielt er wenig, und der Weimarer Staat schien ihm nur ein dürftiger Behelf zu sein.

Andere haben sich distanziert

Conrad Gröber wollte nur das Beste für seine Kirche, sagte er. Innerhalb seiner Kollegen war er isoliert. Ihnen ging das vorauseilende Gehabe des Freiburger Amtsbruders zu weit. Dass man anders handeln konnte zeigten Johannes Baptista Sproll in Rottenburg oder Graf Galen in Münster, die sich klar von der NS-Ideologie abgrenzten. Sie erkannten, dass christliche Ideen und die Lehren aus „Mein Kampf“ nicht zusammenpassen.

Erst später will Conrad Gröber das NS-Regime durchschaut haben, etwa beim Umgang des NS-Regimes mit Behinderten. Proske führt auch Dokumente an, die Gröbers Distanzierung von der Diktatur zeigen – als es schon sehr spät war. Außerdem rückten Machthaber wie der badische Gauleiter Robert Wagner vom Bischof wegen dessen persönlichen Verfehlungen ab: Gröber unterhielt ein Verhältnis mit der deutlich jüngeren Irene Fuchs aus Konstanz, das nach Forschungen Wolfgang Proskes bestens dokumentiert ist: Die Gestapo hatte die Beziehung ausführlichst dokumentiert, die Akten liegen heute sicher in einem französischen Archiv.

Fazit: Conrad Gröber zählt zu den eifrigsten katholischen Bischöfen, die Hitler und seinen Funktionären die Tür ins katholische Milieu weit öffneten. Ein Kirchenlicht war er nicht.