Der überlastete Online-Ticketshop des Europa-Parks versucht es mit einem Vergleich: „Man kennt das ja von Achterbahnen, jetzt auch mal im Ticketshop. Derzeit ist sehr viel los, daher bildet sich gerade eine Warteschlange.“ Die Onlineschlange ist am Donnerstagnachmittag 55.000 Besucher lang. Prognostizierte Wartezeit: Mehr als eine Stunde. Ab sofort darf nur noch in den Park, wer sich zuvor online ein datiertes Ticket gesichert hat. Der Ansturm ist riesig – doch der Besuch wird nach der Wiedereröffnung am 29. Mai ganz anders sein als sonst.
Das beginnt schon beim Andrang in den Park: Statt bis zu 50.000 Gästen, die an einem sehr gut besuchten Tag in die Anlage strömen, werden es nun wahrscheinlich eher 15.000 sein. Die genaue Zahl müssen die Behörden noch festlegen. Auch 15.000 Besucher sind viele Menschen, doch Engelbert Gabriel, Sprecher der Europa-Park-Geschäftsführung sagt: „Wir halten das für ein gutes Maß, allein an Freiflächen haben wir 95 Hektar, auf die sich die Menschen verteilen können.“

Wer jetzt damit rechnet, im weniger stark besuchten Park von ganz kurzen Warteschlangen zu profitieren, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Zwar haben mit Ausnahme weniger Kinderfahrgeschäfte alle Attraktionen geöffnet. Doch werden die Achterbahnwagen wahrscheinlich weniger dicht besetzt sein als sonst, um die Abstände einhalten zu können. Zudem werden die Oberflächen nach jeder Fahrt gereinigt. Und: Weniger Mitarbeiter werden im Dienst sein. Unter Vollbesetzung zu arbeiten „wäre betriebswirtschaftlich nicht möglich bei der reduzierten Besucherkapazität“, erklärt Gabriel. All diese Faktoren werden die Wartezeit also eher wieder verlängern.
Mit dem Mundschutz auf Silver Star
Ein anderes Erlebnis wird die Achterbahnfahrt in jedem Fall: Sehr wahrscheinlich wird wegen Landesvorgaben in allen Attraktionen eine Mund-Nase-Schutz-Pflicht gelten. „Wir haben schon getestet: Die halten die Fahrten aus“, sagt Gabriel. Auch alle Parkmitarbeiter werden Masken tragen. Außerhalb der Attraktionen soll für Besucher jedoch keine Maskenpflicht gelten.
Verzichten müssen die Gäste auf Shows und Vorführungen, etwa die Eisshow: Solche Veranstaltungen sind in Baden-Württemberg generell verboten, auch das Europa-Park-Kino wird deswegen geschlossen bleiben. Der Park arbeitet zudem an einer App, die die Einhaltung der Distanzregeln erleichtern soll.
Andrang auch auf Hotels
Die Hotels sollen ebenfalls am 29. Mai öffnen, auch hier steht noch nicht genau fest, mit welcher Auslastung das möglich sein wird. Gabriel rechnet mit 50 bis 60 Prozent erlaubter Kapazität. Auch hier melden sich sehr viele Menschen, die kommen wollen, sagt Gabriel. Viele haben auch bereits vor langer Zeit ihren Aufenthalt gebucht und wollen ihn nun auch antreten: „Wir hoffen, dass wir hier niemanden enttäuschen müssen“, erklärt Gabriel.
63 Tage lang werden der Europa-Park und die Hotels am Ende geschlossen gewesen sein. Die finanziellen Folgen sind gewaltig. Von mehr als 100 Millionen Euro Umsatzeinbußen spricht Gabriel. Aber: „Die Familie Mack hat sehr gut gewirtschaftet, wir konnten das aushalten und hätten es auch noch länger ausgehalten.“ Wie viele Unternehmen griff der Park aber zur Kurzarbeit und hält sie weiterhin aufrecht, solange die Besucherkapazität reduziert ist.
Doch auch wenn die Schließung ein „Schlag“ war, wie Gabriel sagt, geplante Investitionen laufen dennoch weiter. Der Ausbau der Wasserwelt Rulantica um einen neuen Rutschenturm im Außenbereich ist bereits beschlossen. Er soll schon im Sommer 2021 fertig sein. Wann die Wasserwelt nach der jetzigen Schließung wieder eröffnen kann, ist jedoch noch unklar. Während in Nordrhein-Westfalen am 30. Mai Hallenbäder ihren Betrieb aufnehmen dürfen, gibt es hierfür in Baden-Württemberg noch keinen Termin.