Gegen 11 Uhr wurde er geliefert, um 13 Uhr begann der Testlauf und gegen 14.15 Uhr wurde der erste Mensch geimpft – wie deutschlandweit, haben auch im Zentralen Impfzentrum (ZIZ) in der Freiburger Messehalle am Sonntag die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Der SÜDKURIER war vor Ort.

Pfeile weisen den Weg zur Impfung

Aufgebaut ist das ZIZ nach dem Einbahnstraßenprinzip. Auf dem Boden weisen überall Pfeile in die einzige Richtung, die eingeschlagen werden darf. Ein Kreuzen von Menschen soll vermieden werden. Geimpft werden am Sonntag zunächst Menschen, die im medizinischen Bereich arbeiten.

Frisch geimpft: Intensivmedizinerin Viviane Zotzmann verlässt als Erste die Freiburger Messehalle.
Frisch geimpft: Intensivmedizinerin Viviane Zotzmann verlässt als Erste die Freiburger Messehalle. | Bild: Matthias Jundt

Als Erste verlässt Viviane Zotzmann die Messehalle. Die 41-Jährige ist Ärztin auf der Corona-Station an der Uniklinik Freiburg. „Lief alles super, kein Problem“, sagt sie. In spätestens drei Wochen muss sie sich erneut impfen lassen, dann sollte ein schwerer Krankheitsverlauf bei ihr künftig ausgeschlossen werden. Auch Christoph Schmid erhält den Impfstoff am Sonntag. Er ist 63 und Intensivpfleger aus Bad Krozingen.

Christoph Schmid, 63, Intensivkrankenpfleger aus Bad Krotzingen, wird geimpft.
Christoph Schmid, 63, Intensivkrankenpfleger aus Bad Krotzingen, wird geimpft. | Bild: Matthias Jundt

Geimpft wurde am Sonntag das Produkt vom Mainzer Unternehmen Biontech, wie Frank Ueckermann, der Leiter des Impfzentrums, sagt. Dieses wird erst gegen 11 Uhr angeliefert. Gegen 13 Uhr gibt es dann einen ersten Impftestlauf mit Klinikpersonen. Die Anlieferung der Impfdosen ist nicht das einzige, das mit heißer Nadel gestrickt wurde. Auch die Software für die Impfungen war erst in der Nacht fertig: „Um halb 1 Uhr bekam ich die Nachricht, dass das Programm steht“, sagt Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn.

Letzte Etiketten noch am Morgen gedruckt

Pro Tag werden laut Impfzentrumsleiter Ueckermann künftig etwa 250 Impfungen im Zentrum und zirka 180 weitere mit den mobilen Impfteams gemacht. Eigentlich aber wären bis zu 2000 möglich, „dafür müsste es aber mehr Impfstoff geben. Und das ist noch nicht der Fall.“

Eigentlich könnten in Freiburg im Zentrum und bei den mobilen Impfteams bis zu 2000 Impfungen pro Tag durchgeführt werden. Weil aber ...
Eigentlich könnten in Freiburg im Zentrum und bei den mobilen Impfteams bis zu 2000 Impfungen pro Tag durchgeführt werden. Weil aber weniger Impfstoff ausgeliefert wurde, bleibt der Wartebereich am Sonntag leer. | Bild: Matthias Jundt

Lieferungen wird es alle zwei Tage geben, wie Martin Hug sagt, der als Direktor der Apotheke des Uniklinikums für die Anmischung des Impfstoffs hauptverantwortlich ist: „Wir haben am Sonntag 195 Fläschchen erhalten. Aus jedem können wir zwischen fünf und sieben Impfdosen gewinnen.“ Über den Stoff an sich habe es im Vorfeld nur wenige Informationen gegeben. Das lag daran, dass alles sehr kurzfristig vonstatten gegangen ist. „Ich musste heute Morgen zum Beispiel noch extra Etiketten drucken lassen“, sagt Hug. Die sind wichtig, um etwa mögliche Nebenwirkungen besser nachvollziehen zu können.

Das ist der Impfstoff von Biontech. Er wird mit einer Kochsalzlösung vermischt.
Das ist der Impfstoff von Biontech. Er wird mit einer Kochsalzlösung vermischt. | Bild: Matthias Jundt

Der Impfstoff an sich ist laut Hug eine milchige Lösung. Mit dieser müsse man sehr vorsichtig umgehen. Sie wird mit 1,8 Millimeter Kochsalzlösung vermengt und vorsichtig geschüttelt. Nach der Verdünnung ist der Stoff zirka sechs Stunden haltbar, die Anmischung muss daher schnell und vor Ort geschehen. Anschließend wird jeder Impfstoff einzeln auf einem kleinen Tablett in eine von 20 Impfkabinen gebracht.

So wird jeder fertige Impfstoff einzeln zu den Impfkabinen gebracht.
So wird jeder fertige Impfstoff einzeln zu den Impfkabinen gebracht. | Bild: Matthias Jundt

Von diesen sind aber nur sieben in Betrieb. „Auch das liegt daran, dass wir einfach zu wenig Impfstoff haben“, so ZIZ-Leiter Ueckermann. Geöffnet sein wird das Impfzentrum deswegen auch erstmal nur von 8 bis 12 Uhr. Telefonische Anmeldungen dafür über die 116117 sind schon möglich, Termine gibt es ab Mittwoch. Von diesen sind aber schon die meisten belegt. Geduld sei gefragt.

Von der spricht auch Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. „Wir haben den Impfstoff nicht in den Dosen, auf die wir gehofft hatten“, sagt sie am Sonntag. Dennoch äußert sie sich euphorisch, der Impfstart sei ein „Silberstreifen am Horizont“. Im Regierungsbezirk wird es laut Schäfer insgesamt zirka 21.000 Impfungen geben, etwa 10.500 in Freiburg, der Rest in der Ortenau. Dort entsteht ein ZIZ in Offenburg. Das war am Sonntag aber noch nicht fertig. In Offenburg starteten gestern daher nur die mobilen Impfteams in den Alten- und Pflegeheimen.

Der Leitende A?rztliche Direktor der Uniklinik Freiburg, Frederik Wenz (von links), Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Freiburgs ...
Der Leitende A?rztliche Direktor der Uniklinik Freiburg, Frederik Wenz (von links), Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn, eröffnen das Impfzentrum. | Bild: Matthias Jundt

Zur Geduld ruft auch Frederik Wenz, der leitende ärztliche Direktor der Uniklinik Freiburg auf. Aber: „Jetzt sehen wir endlich, wie sich die nächsten Monate der Pandemie entwickeln können.“ Man beginne jetzt zunächst mit den Impfungen der über 80-Jährigen und des Pflegepersonals. Das sollte bis Ende Januar fertig sein. Daher rechnet Wenz mit deutlich besseren Infektionszahlen zu diesem Zeitpunkt.

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Deutliche Lockerungen im Sommer?

Danach sind die über 70-Jährigen und etwa Rettungskräfte dran. Ab April, sagt der Arzt, könnte es dann eine Situation wie in diesem Sommer geben, mit deutlichen Lockerungen vor allem im Sommer. „Bis Herbst können wir 60 bis 70 Prozent der Menschen geimpft und eine Herdenimmunität haben. Daher könnte der nächste Winter relativ normal ablaufen“, so Wenz.

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Noch schneller könnte es gehen, wenn mehr Impfdosen geliefert würden. Denn: An Freiwilligen mangelt es in Freiburg nicht. Pro Impfkabine gibt es einen Arzt und eine Pflegekraft. Außerdem haben sich etwa 4000 Freiwillige für die Arbeit im Zentralen Impfzentrum in der Messehalle gemeldet. Sie alle warten, dass das ZIZ bald unter Volllast die Jahrhundertaufgabe bewältigen kann.