Wie bekannt und wie beliebt sind die Mitglieder der Landesregierung? Auch mit dieser Frage beschäftigt sich der aktuelle BaWü-Check der baden-württembergischen Zeitungsverlage, bei dem das Institut für Demoskopie (IfD) in Allensbach im Juli landesweit 1016 Bürgern ab 18 Jahren befragt hat.
Die erste Erkenntnis: Der Ministerpräsident ist noch bekannter geworden und auch ein wenig beliebter als bei der Auswertung im August vergangenen Jahres. 90 Prozent der Baden-Württemberger kennen Winfried Kretschmann, 2022 landete die Umfrage bei 86 Prozent Bekanntheit. Im Kabinettsvergleich rangierte der Grüne damals mit der Note 3,4 nur auf Platz sechs, heute steht er mit 3,2 auf dem dritten Platz.





Was die Bekanntheit angeht, hängt Kretschmann alle Ministerkollegen ab, daran hat sich nichts geändert. Auf Platz zwei folgt Innenminister Thomas Strobl (CDU) mit inzwischen 62 Prozent Bekanntheit – ein spürbarer Zuwachs gegenüber 2022, als der CDU-Landesvorsitzende noch auf 58 Prozent kam. Möglicherweise hat Strobl die Polizeiaffäre um den ehemaligen Polizeiinspekteur Andreas R. mehr Aufmerksamkeit beschert. In größere Beliebtheit konnte er diese allerdings nicht verwandeln: Note 3,6, zweitletzter Platz im Kabinettsranking – so wie vor einem Jahr.
Nur einer bekommt im BaWü-Check schlechtere Zensuren: Sozialminister Manfred Lucha (Grüne), Note 3,7 – ebenso wie vor einem Jahr. Die Bekanntheit des auch für den Bereich Gesundheit zuständigen Ministers hat allerdings seit dem Ende der Corona-Pandemie leicht nachgelassen: von 49 auf 43 Prozent ist diese innerhalb eines Jahres gefallen.
Bayaz etwas an Bekanntheit zugelegt
Überhaupt hat sich die Landesministerriege im vergangenen Jahr nicht profiliert. Tendenziell sind alle Bekanntheitswerte leicht zurückgegangen oder stagniert. Einzige Ausnahme: Danyal Bayaz (Grüne). Der Landesfinanzminister, der nicht vor provokanten und deutlichen Aussagen zurückschreckt, zum Beispiel zum Thema späterer Renteneintritt oder zur Grundsteuer, und der auch als potenzieller Kretschmann-Nachfolger gehandelt wird, konnte seine Bekanntheit leicht steigern – von 19 auf 22 Prozent.
Bei allen anderen hat die Bekanntheit eher nachgelassen: Verkehrsminister Winfried Hermann kannten 2022 noch 38 Prozent, heute nur noch 33 Prozent. Der Grüne, der schon lange für eine Verkehrswende plädiert, scheint mit seinen Aussagen zum Radfahren weniger aufzufallen.
Auch Kultusministerin Theresa Schopper – nach der Wahl neu ins Kabinett gekommen – hat sich in ihrer Amtszeit nicht bekannter machen können: leichter Abfall von 15 auf 14 Prozent. Petra Olschowski (Grüne), neu im Ranking, weil sie erst im September 2022 für Theresia Bauer zum Kabinett dazustieß, kann es mit der Bekanntheit ihrer Vorgängerin im Amt der Wissenschaftsministerin nicht aufnehmen: Olschowski kennen nur zehn Prozent, Bauer kannten 18 Prozent.
Manche Ministerin kennt fast keiner
Neuheit im Amt können hingegen Nicole Razavi (CDU), Marion Gentges (CDU) und Thekla Walker (Grüne) nicht für sich ins Feld führen. Die Wohnungsbauministerin Razavi (acht Prozent), die Justizministerin Gentges (acht Prozent) und die Umweltschutzministerin Walker (elf Prozent) sind seit Anfang der Legislatur dabei – aber eben auch erst seither. Sozialminister Lucha, Verkehrsminister Hermann, aber auch Landewirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) sind schon deutlich länger in ihren Ämtern.
Das Zeugnis, das die Bevölkerung den Mitgliedern der Landesregierung ausstellt, fällt durchschnittlich aus. In der Einzelbewertung rangieren sämtliche Landesminister wie auch der Ministerpräsident zwischen 3,0 und 3,7, also zwischen Befriedigend und leicht besser als Ausreichend.
Wer bekannt ist, schneidet eher schlechter ab
Was auffällt: Ausgerechnet Minister und Ministerinnen mit niedrigen Bekanntheitswerten landen bei den Noten weiter oben, bekanntere schneiden schlechter ab. So steht Finanzminister Bayaz auf Platz eine (Note 3,0), Justizministerin Gentges hat das zweitbeste Zeugnis (Note 3,2), während Sozialminister Lucha mit 3,7 Klassenletzter ist. Das hat mit der Methodik der Umfrage zu tun: Tendenziell schneidet beim persönlichen Zwischenzeugnis schlechter ab, wer bekannter ist und deshalb nicht nur von den Anhängern der eigenen Partei bewertet wird, wie Michael Sommer vom IfD erläutert.