Jeder dritte Erwachsene in Deutschland engagiert sich ehrenamtlich. So auch Jörg Scholten (44) – seit 28 Jahren: Er ist zweifacher Familienvater und leistet rund ums Jahr mehr als 800 Stunden für den Malteser Hilfsdienst. Hauptberuflich ist er Teamleiter im AOK-Kundencenter in Konstanz.
„Das hört sich nach viel an – aber wenn das Herz bei der Sache ist, gibt es einem so viel Energie und Lebensfreude“, sagt Scholten. „Ich liebe es, Gutes in der Gemeinschaft zu tun!“
Als Stadtbeauftragter koordiniert und unterstützt er die Fachreferenten, ist Ansprechpartner für die Diözese. Er ist aber auch selbst bei Großveranstaltungen vor Ort und als Ausbilder im Bereich Sanitätsdienst und Bevölkerungsschutz im Einsatz.
Darüber hinaus fährt er an Wochenenden als Rettungssanitäter auf Minijobbasis zu Notfällen: „Ob Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Zwischenfälle unter Alkoholeinfluss – wenn Leben akut bedroht ist, sind wir zu Stelle“, sagt Scholten. „Zu Dienstbeginn wissen wir nie, was auf uns zukommt. Das ist spannend und fordernd zugleich.“
Im Noteinsatz bei Katastrophen
So war es auch im Sommer 2021, als plötzlich das Telefon klingelte: Zur Hochwasserkatastrophe im Ahrtal mit mehr als 760 Verletzten und 135 Todesopfern wurden Einsatzkräfte aus ganz Deutschland angefordert. „Ich hab nicht lange überlegt und war innerhalb einer Stunde mit meiner Kollegin im Rettungswagen auf dem Weg Richtung Norden“, sagt er.
Nach langer Fahrt in Rheinland-Pfalz angekommen, erwarteten die beiden katastrophale Zustände: Ganze Dörfer in Trümmern und unzählige Menschen mit Bruch- und Schnittverletzungen. „Wir haben Menschen medizinisch versorgt und haben ganz im Profi-Tunnel einfach funktioniert!“
Einsatz bei Disco-Schießerei
Ähnlich eindrücklich waren die Einsätze bei der Disco-Schießerei in Konstanz 2017 und beim Klinikbrand 2018, als eine Sauerstoffflasche durch eine Zigarette explodierte. „Meistens streife ich das Erlebte mit der Dienstkleidung ab.

Aber das sind außergewöhnliche Einsätze, an denen man ein paar Tage zu knabbern hat“, gibt er zu. „In der Malteser-Gemeinschaft haben wir zum Glück viel Rückhalt sowie Profis, um das Erlebte aufzuarbeiten.“
Die ganze Familie hilft mit
Hat er zwischen all den Einsätzen noch Zeit für seine Familie? „Die habe ich mit dem Malteser-Fieber angesteckt“, sagt Scholten und lacht. Seine Frau Alexandra leitet die Besuchshundestaffel und ist mit Familienhund „Fay“ in Seniorenheimen im Einsatz. Die Söhne Marlon und Leon (12 und 14) sind in der Malteserjugend aktiv und lernen spielerisch Erste Hilfe und soziales Miteinander.
Leon war auch schon bei ersten Sanitätsdiensten dabei. „Uns allen gibt das Ehrenamt so viel zurück – die Dankbarkeit der Menschen und das Gefühl, einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten!“
„Als Malteser ist man nie allein“
Der Malteser Hilfsdienst in Konstanz beschäftigt mehr als 540 Hauptamtliche und mehr als 200 Ehrenamtliche in verschiedenen Bereichen – von der Senioren- oder Integrationshilfe über Fahr- und Begleitdienste, Besuchshundestaffel, den Wärmebus für Menschen ohne festen Wohnsitz oder den Rettungsdienst.
„Dass meine Jungs Freude an der Malteserjugend gefunden haben, macht mich stolz“, sagt er, „hier wird Gemeinschaft gelebt, und sie lernen früh, für andere Menschen da zu sein.“ Natürlich komme auch der Spaß dabei nicht zu kurz. „Es herrscht ein ganz besonderes Wir-Gefühl, als Malteser ist man nie alleine.“