Sie stellen sehr erfolgreich Dinge her, an die im Alltag fast niemand denkt. Sie erwirtschaften jährlich viele Millionen Euro und gehören damit zur Spitze in ihren Nischen, nur weiß das kaum jemand. Sie sind Hidden Champions – Weltmarktführer also, die sich womöglich in Ihrer Nachbarschaft verstecken.
Obwohl ihre Gründung Jahrzehnte zurück liegt, heißen die heutigen Geschäftsführer häufig noch so wie die Unternehmen. In unserer Region gibt es sie in den verschiedensten Branchen. Wir werfen einen Blick auf einige davon.
Wärmedämmung von Sto in Stühlingen
In Stühlingen im Landkreis Waldshut sitzt der „Weltmarktführer für Wärmedämm-Verbundsysteme“. So bezeichnet sich die Firma Sto mit dem imposanten Geschäftsgebäude, das wie ein Raumschiff aussieht. Seit 1955 gibt es das Unternehmen, mittlerweile ist es nach Eigenaussage mit 50 Tochtergesellschaften in 37 Ländern vertreten.
Sto bietet neben Dämmung unter anderem Farben, Lacke, Putz und Akustiksysteme. In einer Zeit, in der gut gedämmte Häuser wegen des geringeren CO2-Ausstoßes gefragt sind, scheint es dem Unternehmen besonders gut zu gehen. „Mit mehr als 5700 Mitarbeitern erwirtschaftete der Konzern 2022 einen Umsatz von 1,787 Milliarden Euro“, heißt es.
Werkzeuge für die Automobilindustrie von Wefa in Singen
Strangpresswerkzeuge – so die korrekte Bezeichnung des Steckenpferds der Firma Wefa aus Singen. Durch die Werkzeuge wird heißes Aluminium gepresst und die entstehenden Teile anschließend etwa in Klimaanlagen, in der Automobil- oder Bauindustrie verwendet.
Nach eigener Aussage wurde die Wefa 1972 gegründet, seit 1986 ist sie in Familienhand – heute geführt in zweiter Generation von den Brüdern Joachim und Oliver Maier. An sechs Standorten ist die Wefa in Deutschland, Tschechien, der Schweiz und den USA mit rund 300 Mitarbeitern präsent. Laut „Wirtschaftswoche“ hatte das Unternehmen 2022 einen Umsatz von 48 Millionen Euro.
Aktoren und Sensoren von Eto in Stockach
Rund 2500 Mitarbeiter sind bei Eto beschäftigt, einem Unternehmen im Wandel: Der Automobilzulieferer fokussiert sich seit 2019 weniger auf den Verbrenner und bietet auch Lösungen für Elektrofahrzeuge und Wasserstoffantriebe.
Aktoren, Magnetventile und Sensoren gehören zur Produktpalette von Eto: kleine Teile zur Steuerung und Umwandlung von Stoffen und Signalen also. Mit einem Umsatz von etwa 450 Millionen Euro im vergangenen Jahr ist Eto ein Schwergewicht in der Region.
Inkubatoren von Binder in Tuttlingen
Hidden Champions besetzen Nischen, so auch die Binder GmbH in Tuttlingen: Der nach eigener Aussage „weltweit größte Spezialist für serienmäßig hergestellte Simulationsschränke für das wissenschaftliche und industrielle Labor“ stellt pro Jahr 22.000 Geräte her, die zu 80 Prozent ins Ausland geliefert werden.
Diese Simulationsschränke sind Brutkästen, die etwa für die Entwicklung von Zell- und Gewebekulturen in der medizinischen Forschung eingesetzt werden. Das 1983 gegründete Familienunternehmen Binder erwirtschaftete mit 490 Mitarbeitern laut Website 101,4 Millionen Euro im Jahr 2022.
Medizinische Instrumente von Karl Storz in Tuttlingen
Damit Ärzte sich Organe von innen angucken können, kommen aus Tuttlingen die nötigen Instrumente. In dritter Generation wird das Unternehmen Karl Storz Endoskope mittlerweile geführt. Die auf Medizintechnik spezialisierte Firma wurde 1945 von Namensgeber gegründet.
Mehr als 15.000 Produkte werden laut Unternehmen angeboten, unter anderem Endoskope für die plastische Chirurgie. 8800 Mitarbeiter sind über 40 Länder verteilt und im Jahr 2021 kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 2,05 Milliarden Euro.
Spülmaschinen von Winterhalter Gastronom aus Meckenbeuren
Nicht unwahrscheinlich, dass die Teller, von denen Sie zuletzt in einem Restaurant gegessen haben, kurz davor durch eine Spülmaschine von Winterhalter gewandert sind. Mit Niederlassungen in mehr als 40 Ländern ist das Unternehmen Weltmarkführer im Spülbereich.
Mit weltweit über 2000 Mitarbeitern erwirtschaftete Winterhalter nach eigener Aussage 400 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2022. Das Unternehmen wurde 1947 gegründet und wird mittlerweile in dritter Generation von Jürgen und Ralph Winterhalter geführt.
Parkuhren von Hectronic aus Bonndorf
Im Schwarzwald bearbeitet Hectronic mehrere Felder: Das Unternehmen produziert Parkuhren, bietet Systeme zum Bezahlen der Ladung von E-Autos und zum Tanken an. Parkautomaten von Hectronic sind unter anderem in Lissabon, Stockholm, Brüssel und Berlin zu finden.
Neben dem Schwarzwald hat das Unternehmen Standorte etwa in der Schweiz, in Polen, Indien, Frankreich und in Rumänien. Im Interview mit der „Badischen Zeitung“ sprach Geschäftsführer Stefan Forster von einem Umsatz von etwa 50 Millionen im Jahr 2022.
Industrie-Leuchten von Waldmann aus Villingen-Schwenningen
„Wer im Schwarzwald sitzt, muss besonders hell leuchten“, heißt es auf der Website der Herbert Waldmann GmbH aus dem Schwarzwald. Das 1928 gegründete Unternehmen möchte die Arbeitsplätze von Menschen möglichst gut beleuchtet wissen und produziert Industrieleuchten.
Waldmann hat laut eigenen Angaben etwa 900 Mitarbeiter, einen Exportanteil von 50 Prozent und 2021 einen Umsatz von 116 Millionen Euro erwirtschaftet.
Der schnellste Motortisch der Welt von Sedus Stoll aus Dogern
Verschiedenste Büromöbel produziert Sedus Stoll aus Dogern am Hochrhein, darunter nach eigener Aussage den „schnellsten Motortisch der Welt“. Die Geschwindigkeit bezieht sich dabei auf die Höhenverstellbarkeit. Innerhalb von 4,2 Sekunden kommt der Tisch demnach von 65 Zentimetern auf 1,28 Meter.
Unter anderem mit diesem schnellen Tisch hat das 1871 gegründete Unternehmen nach eigener Aussage mit knapp 950 Mitarbeitern im Jahr 2022 einen Umsatz von etwa 238,1 Millionen Euro erzielt.
Rühr- und Mischtechnik von der Ekato Group in Schopfheim
Ekato wurde 1933 in Düsseldorf von Erich Karl Todtenhaupt gegründet und zog laut dem Unternehmen kriegsbedingt zehn Jahre später nach Schopfheim in den Schwarzwald. Basler Chemiekonzerne konnten dort als Kunden gewonnen werden. Mittlerweile gibt es Tochtergesellschaften in Asien, Australien, Südamerika, Südafrika und den USA.
Das Unternehmen produziert Prozessanlagen etwa für die Kosmetik- und Pharmabranche. Laut Webseite hat die Ekato Group weltweit über 900 Mitarbeiter, über 85 Prozent Exportanteil und einen Umsatz von circa 300 Millionen Euro.