Seit gut drei Jahren ist die Ukraine im Krieg mit Russland – das geht an den Baden-Württembergern nicht spurlos vorbei. Das Szenario, dass Russland darüber hinausgehen könnte, auch Nato-Staaten angreifen könnte, erscheint auch den Menschen im Land nicht mehr völlig abwegig. Das hat eine Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach im Auftrag der baden-württembergischen Tageszeitungen ergeben.

Immerhin 39 Prozent der Befragten halten es für wahrscheinlich, dass Deutschland in den kommenden Jahren in einen Krieg verwickelt wird, das ergibt der aktuelle Bawü-Check. Die Studie im Überblick:

Bereit für Wehr- und Dienstpflicht

Grundsätzlich ist die Bevölkerung offen für die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Das ergibt der aktuelle BaWü-Check, eine Umfrageserie des Instituts für Demoskopie (IfD) in Allensbach im Auftrag der baden-württembergischen Tageszeitungen. Wenn man sie jedoch vor die Wahl stellt, ob in Deutschland besser die Wehrpflicht oder ein allgemein verpflichtendes Dienstjahr eingeführt werden sollte, entscheidet sich die Mehrheit eindeutig für das verpflichtende Dienstjahr.

Erstaunlich ist die große Zustimmung zu Wehr- und Dienstpflicht in der jungen Generation, die von einer Umsetzung unmittelbar betroffen wäre. Die Bereitschaft, selbst zu Waffe zu greifen, ist dagegen weniger hoch ausgeprägt.

Bild 1: Kriegssorge im Südwesten: So denkt Baden-Württemberg über Krieg und Verteidigung
Bild: Schönlein, Ute

Wenn Wehrpflicht, dann auch für Frauen

Sollte die Wehrpflicht wiedereingeführt werden, so gibt es laut der Allensbach-Umfrage über alle Bevölkerungsgruppen hinweg einen breiten Konsens, dass diese für beide Geschlechter gleichermaßen gelten sollte. Auch Frauen sind mehrheitlich dafür, dann auch zu dienen.

Sicherheitsgefühl ist hoch

Nach wie vor fühle sich die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger sicher in Deutschland. Das gilt besonders ausgeprägt für die baden-württembergische Bevölkerung. Von ihnen fühlen sich drei Viertel sicher oder sogar sehr sich in Baden-Württemberg.

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Bild: Schönlein, Ute

Das Land ist gespalten bei Kriegsgefahr

39 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass Deutschland in den nächsten Jahren in einen Krieg verwickelt wird, neun Prozent sogar für sehr wahrscheinlich. 47 Prozent der Bevölkerung stufen die Kriegsgefahren für Deutschland hingegen als gering ein.

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Ein Viertel bereit zur Verteidigung mit der Waffe

Trotz der deutlich gestiegenen Kriegsängste wäre nur knapp jeder Vierte bereit, Deutschland mit der Waffe zu verteidigen, gut jeder Zweite wäre dazu ausdrücklich nicht bereit. Was auffällt: Vor allem Menschen mittleren Alters wären überdurchschnittlich oft bereit, Deutschland mit der Waffe zu verteidigen.

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Schlecht gerüstet für den Katastrophenfall

Wie gut ist das Land vorbereitet auf den Krisen- und Katastrophenfall? Nach Ansicht der Befragten eher mäßig: 38 Prozent halten Baden-Württemberg im Falle einer Krise oder Katastrophe für gut oder sehr gut vorbereitet. Gut jeder Zweite ist hingegen überzeugt,
dass Baden-Württemberg nur eingeschränkt oder überhaupt nicht auf einen solchen Fall vorbereitet ist. Dabei hat die Bevölkerung klare Vorstellungen, wie sich das Land besser vorbereiten müsste.

An der Spitze der Maßnahmen, die aus Sicht der Bevölkerung unbedingt ergriffen werden sollten, stehen Notfallpläne, eine bessere Ausstattung und Weiterbildung von Hilfs- und Einsatzkräften, der Aufbau von Notfallvorräten an Medikamenten sowie die Verbesserung des Schutzes kritischer Infrastruktur, wie Kommunikations- und Energienetze.

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Große Mehrheit für Bunker

Erstaunlich, dass immerhin sieben Prozent der Befragten wissen, wo sich Schutzräume befinden. Das zuständige Bundesinnenministerium macht dazu jedenfalls keine konkreten Angaben. Ein Grund dafür dürfte sein, dass selbst die noch vorhandenen Bunker nicht mehr nutzbar sind.

Auch wenn ein Angriff auf deutschem Boden derzeit nicht wahrscheinlich ist: 65 Prozent der Bevölkerung halten es für besonders wichtig, dass Schutzräume und Bunker ausgebaut werden. Diese Forderung wird jedoch ohne Wissen darüber gestellt, wie es derzeit um das Vorhandensein von Schutzräumen in der eigenen Region aussieht. Mehr als jeder Zweite weiß nicht, ob es in der eigenen Region öffentliche Schutzräume gibt, in denen die Bevölkerung im Falle einer Katastrophe oder eines Kriegs Schutz suchen kann.

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Bild: Schönlein, Ute

Bürger bereiten sich vor

Das Vertrauen in die staatlichen Stellen, im Katastrophenfall vorbereitet zu sein, ist weniger gut. Dafür tun die Baden-Württemberger selbst umso mehr dafür. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt den Bürgerinnen und Bürgern, sich einen Notvorrat an Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten anzulegen.

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Bild: Schönlein, Ute

Vergleicht man die Vorbereitungen, die die Baden-Württemberger getroffen haben, mit den amtlichen Empfehlungen, ist das Ergebnis durchaus zufriedenstellend. So können knapp zwei Drittel im Notfall auf einen Vorrat an Kerzen oder Teelichtern zurückgreifen, 58 Prozent auf einen Vorrat an Lebensmitteln für mindestens zehn Tage, 52 Prozent auf einen Vorrat an Medikamenten und jeder Zweite auf Reservebatterien oder Ladestationen wie eine Powerbank.