Wie lange ist eigentlich der Arbeitstag eines Ministerpräsidenten? Für Winfried Kretschmann hieß es am Freitagmorgen erst einmal Aufstehen um 6.30 Uhr und dann 45 Minuten Frühsport.

„Ihr seht ja, ich bin ein alter Opa“, erklärt der Regierungschef rund 70 aufgeregten Grundschulkindern. Da müsse man sich halt viel bewegen, um fit zu bleiben.

Kinder bereiten herzlichen Empfang

Der erste offizielle Termin am Freitag führt den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg in die Grundschule nach Schlaitdorf im Kreis Esslingen.

Der Empfang ist herzlich, die Kinder singen, tanzen, klatschen und springen, Bürgermeister Sascha Richter hält ein Grußwort, mehrere Lehrerinnen versuchen, die Rasselbande in Schach zu halten.

Lektüre-Wahl kommt gut an

Es ist bundesweiter Vorlesetag, also hat Kretschmann Lektüre mitgebracht. Als er das Kinderbuch „Kleiner Wolf in weiter Welt“ in die Höhe hält, juchzen ein paar Schüler.

Ein Mädchen ruft entzückt „süüüüüß“, als sie den Wolfswelpen mit seinen großen Kulleraugen auf dem Umschlag sieht.

Kretschmann hat aber nicht nur das Buch, sondern auch eine Botschaft mitgebracht: Zusammenhalt. Denn der Wolfsjunge Wido ist etwas eigensinnig und glaubt, er sei schon groß und brauche keine Hilfe.

Kinder sind mucksmäuschenstill

Dabei verliert er den Anschluss an sein Rudel und findet sich plötzlich mutterseelenallein in der arktischen Dunkelheit wieder. „Kaaaarax“, krächzt Kretschmann absichtlich aus seinem Ohrensessel in die mucksmäuschenstille Kinderschar und ahmt so das unter Wido knackende Eis nach.

„Und, was glaubt ihr, was jetzt kommt?“, fragt er sein junges Publikum. „Er wird gerettet!“, ruft ein Junge zurück. Natürlich wird Wido gerettet, erst von einem Narwal, dann von einem Walross, schließlich von einem Elch und zu guter Letzt von einem Riesenfalter.

Abwechslung von Ampel-Aus und Co.

Für den Ministerpräsidenten, der sich zur Zeit zwischen schwierigen Haushaltsverhandlungen, Ampel-Bruch und
Krise der heimischen Automobilindustrie bewegen muss, ist es ein Wohlfühltermin.

So lässt er sich denn auch geduldig von den Kindern ausquetschen: „Wieso kommen Sie ausgerechnet an unsere Schule“, will Frederik wissen. Weil es sein Wahlkreis ist, antwortet Kretschmann.

Ein Mädchen aus der dritten Klasse der Grundschule Schlaitdorf stellt dem Ministerpräsidenten eine Frage.
Ein Mädchen aus der dritten Klasse der Grundschule Schlaitdorf stellt dem Ministerpräsidenten eine Frage. | Bild: Ilkay Karakurt

Frida fragt nach seinem Lieblingsbuch: Alles von Hannah Arendt und „Der Grüffelo“. Lukas interessiert sich für die Personenschützer und erfährt, dass die für Kretschmann nach gut 13 Jahren im Amt „ein bisschen wie eine Familie“ sind.

Kinder zeigen Interesse an der Person Kretschmann

„Ist es schwierig, Baden-Württemberg zu regieren?“, fragt Daniela und bekommt ein kräftiges „Ja“ als Antwort. Die Kurve zum kleinen Wido ist da schnell hergestellt, denn auch die elf Millionen Menschen im Land seien sehr unterschiedlich und eigensinnig, erläutert der Politiker.

„Letztlich denkt halt jeder, er ist schlau und die anderen nicht.“ Seine Aufgabe sei es, das bei aller Verschiedenheit unter einen Hut zu bekommen.